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Thursday, 18. April 2024
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 1910-02-06 hh:mm
Früh aufgestanden um 8 Uhr lunchten...
Früh aufgestanden um 8 Uhr lunchten wir in Port-Said. Ein arabisches Motorboot kam uns entgegen u. der schwarze Capitän brachte das Schiff in den Hafen.
Erst sahen wir nur gelbes flaches Land mit flachen kleinen Häuschen. Um ½ 10 Uhr endlich war die Brücke angelegt. Wir mußten die Schiffstreppe herunter weil uns ein kleiner Dampfer ans Land brachte. Da war ein Geschrei um uns herum, erst brachten wir unser Gepäck in Ordnung, dann frühstückten wir in einem Cafe, dort konnten wir vor dem schwarzen Hausirervolk kaum essen. Wahrsager kamen, man konnte Straußfedern Ketten, Masken, Postkarten Vögel kaufen es war unglaublich. Zum Schluß flüchteten wir uns in einen Wagen, welcher uns durch die Straßen Portsürs fuhr, wir mußten bloß schauen u. staunen.
Wir werden ja dieses Volk noch genau kennen lernen, deshalb will ich jetzt auf keine nähere Beschreibung eingehen. Zum Studium war ja unsere Zeit zu knapp, wir kauften verschiedene Süßigkeiten in einer sehr geordneten Confiserie u. fuhren nach dem Bahnhof.
Um 1 Uhr ging der Zug, wir sind jedoch schon 1 Stunde früher eingetroffen betreffs des Gepäcks. Der Gepäckträger sah recht ordentlich aus, entpuppte sich alsbald anders er wollte 60 L. für die im Voraus bezahlten Koffer. Ein Herr von Croß sagte uns der Mann habe nur 5 L. zu beanspruchen, wir gaben dazu noch einen Lire Trinkgeld u. setzten uns ins Bahnhofs Cafe u. futterten unsere mitgebrachten Süßigkeiten. Nun sahen wir bloß schwarze Leute, der Schaffner war ein rebellischer Kautz er reservierte uns ein Cupee II Güte, wir hatten mit einem Herrn vom Schiff dies ausgemacht u. waren recht froh als wir Herrn Llods ansichtig wurden, da der Zug versprach sehr voll zu werden. Alles fegte nach dem Waggon I. Cl.
2 kath. Geistliche waren ebenso klug als wir u. herrlich amüsirten wir uns wie vollgenudelt die Passagire der vornehmsten Klasse sitzen u. schwitzen mußten. Die Wagen waren luftig gebaut u. die Sitze durchweg ledern. Während der Fahrt konnten wir mit Muse das Land betrachten, waren wir doch in Afrika. Erst fuhren wir am Kanal entlang, das Land schien sandig u. wenig bebaut. Wenn man nicht genau acht gegeben hätte, wären wir an manchem Dorf vorbeigefahren, denn die 4eckigen Mauern, meist ohne Dach, u. oftmals nur mit getrockneten Ginsterrohrstauden übersteckt, konnte man vom übrigen Boden kaum unterscheiden. Vereinzelt standen Palmen, grau vom Staub u. Wassermangel. An den Bahnhöfen trieb sich ständig hausirend Volk herum mit laut schreienden Kindern. Kam man in die Nähe eines großen Platzes, waren die Gärten sehr gepflegt u. in voller Blüte. Viel Viehzucht treiben die Araber u. eigenartig sind die schwarzen Lämmer. Mensch u. Vieh hausen in einem Haus u. sind den ganzen Tag auf der Weide. Die Wiesen sind mit Kanälen durchzogen od. mühsam gewinnen die Leute ihr Wasser, das mittelst eines Rades, an welchem tiefe Gefässe hängen heraufgezogen wird. Im allgemeinen machen die Leute einen recht trägen Eindruck, sie lehnen, sitzen oder liegen an den Mauern herum, kniend oder schlafend. Inzwischen wurde es 5 Uhr, wir fuhren ziemlich fahrplanmäßig in Cairo ein u. fanden auch gleich den Diener des Newo Khedivial Hotel, der Wagen wartete vor dem Bahnhof u. fuhren wir gleich ins Hotel. Ein Corso von Wagen fuhr an uns vorbei, es war ein Staub u. Geschrei in den Straßen man hatte nur zu schauen. Amüsant waren die Schwarzen in ihrer bunten Tracht, die Vornehmen sind Europäern gleich, gekleidet gewesen. Da hielt unsere Kutsche vor dem Hotel, wir kletterten herab von den hohen Sitzen u. wurden gleich per Lift in unser Zimmer befördert. Recht angenehm überrascht waren wir bei dessen Anblick, denn es war groß hatte schöne weiß umflorte Betten u. bunte Polstermöbel. Alsbald schleppte auch schon ein Araber unseren 250 Pfund schweren Reiseschrank ins Zimmer, Wut schnaubend unter dieser Last. Wir ließen uns gleich Tee mit belegten Brötchen geben u. beschlossen dann einen Bummel die Hauptstraße zu machen. Umringt von Straßenhausirern kamen wir langsam vorwärts. Das Geschrei war derart ohrenbetäubend u. sehr zudringlich war das Bettelvolk, als wir heim kamen erscholl der Gong zum Dinner, wir machten kaum Toilette, uns war es ganz seekrank schwindelig, wir glaubten ständig noch auf dem Schiff zu sein so hob u. senkte sich der Boden. Besonders bei Tisch schaukelten wir, dies Gefühl ist auf dem Land unangenehm. Bald darauf krachten wir in die Federn u. schliefen recht gut, so daß wir auch in Afrika die letzten beim Frühstück waren.

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