Bei dem, was ich mir gestern anhören mußte, bin ich fest davon überzeugt, daß es mehr Idioten gibt. Gestern hat ein Kollege versucht, T. zu erreichen. Er war erstaunt, daß ich das Gespräch entgegen genommen habe. Hätte ich gewußt, wer da anruft, ich wäre nicht ans Telefon gegangen. Aber man ist ja nicht so und kümmert sich auch um diesen Kollegen. Er legte dann direkt los: das seit ja wohl nicht normal, daß er das Telefon nicht umstellt, wenn er doch schon im Homeoffice ist. Außerdem ist er doch die Vertretung von Herrn G., da muß man doch erst recht erreichbar sein. Und die Mail, die der Kollege geschrieben sei, sei eine Unverschämtheit. Dafür wird er ihm die Ohren lang ziehen. Er weiß eh nicht, warum man den Kollegen überhaupt eingestellt hat. Da müsse er mal zum Personalchef gehen. Ich muß auch dazu sagen, daß dieser Kollege bei den meisten Leuten unten durch ist. In der Firma hat er bereits jede Abteilung durch, weil keiner mit ihm zurecht kommt. Das sagt doch alles. Was das angeht, bin ich echt froh, nicht ganz so viel mit ihm zu tun zu haben. Es würde mir vermutlich noch schwerer fallen, den Mund zu halten. Da ich schon mal beim Thema bin: ich glaube, ich habe mich in dieser Woche gut geschlagen, was meine Kommentare angeht. Mir ist es egal, ob Karton stehen bleiben oder vertauscht werden. T. hat zumindestens eingesehen, daß bei denen in letzter Zeit viel falsch läuft. Diese Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Mir ist klar, daß ich nicht viel beser bin, denn vor meinem Urlaub sind Dinge passiert, die nicht hätten passieren dürfen. Das war mir auch lange Zeit sehr peinlich. Auch wenn ich das nicht wirklich will, lasse ich T. das auch wissen. Das ist zwar auch nicht die feine englische Art, aber ich kann nun mal auch nicht aus meiner Haut. Ich werde das Gefühl nicht los, daß das bei den Jungs alles nicht so dramatisch ist, weil man das von denen ja gewohnt ist. Wenn ich im gleichen Zeitraum einen großen Fehler mache, weiß das sofort die ganze Firma und es wird sich das Maul zerrissen. Ich weiß auch, warum das so ist: weil man das nicht von mir gewohnt ist. Genau das kriege ich in der Leistungsbeurteilung aufs Brot geschmiert. Dann ist das eben so. Ich glaube nicht, daß mir was passiert. Warum auch, denn die Jungs kommen ja auch immer glimpflich davon. So sieht es aus, so und nicht anders.

Da ich heute so richtig in Schreiblaune bin, taucht ein alter Schulfreund in meiner Erzählung auf. Ich habe wirklich nichts dagegen, daß wir per WhatsApp schreiben, aber manchmal kann er auch anstrengend sein. Es ist schon so weit, daß ich mein Handy auf lautlos stelle, damit ich nicht ständig seine Nachrichten lesen muß. Ich habe ihm schon mehrfach gesagt, daß er mir damit echt auf die Nerven geht. Er findet das aber scheinbar ganz spaßig. So versteht eben jeder was anderes unter Spaß. Das hat nichts damit zu tun, daß ich spießig bin, um Gottes Willen. Erst recht, wenn man sich jeden Tag den gleichen Stil durchlesen muß. Und mit welchen Tips er immer um die Ecke kommt: ich soll öfter zum Sport gehen, ich soll mich gesünder ernähren. Und wir sollen doch unsere Lebensmittel im Lagerverkauf holen. Das wäre billiger. Das mag ja sein, aber wir müssen selbst wissen, wo wir einkaufen. Da sparen wir 2,97€ und verfahren dafür 5,98€ Benzin. Wo da die Logik ist, erschließt sich mir nicht  ganz, aber nun gut. Das muß dann an der Haarfarbe liegen. Ich muß mir aber auch nicht über alles Gedanken machen. Und eine Reha soll ich beantragen. Auch wenn mir das zusteht, wüßte ich jetzt nicht, war um ich das machen soll. Das ist zwar ein dummer Vergleich, aber das kam mir gerade in den Sinn: im letzten Jahr habe ich noch nicht mal die Fahrkosten vom Taxi ersetzt, aber der Antrag für die Reha geht durch. Es wäre sicher ein Versuch wert, aber das mache ich aus dem Grund nicht, weil er mir jeden Tag den selben Mist erzählt. Ich kann mich ja auch mal ein paar Tage ins Krankenhaus legen. Da gibt es nette Schwestern und Pfleger und jeden Tag drei Mahlzeiten. Und zu Hause kriege ich nichts zu essen? Ich verrate da kein Geheimnis, daß ich nicht so aussehe, als würde ich am Hungertuch nagen. Er erwartet, daß ich immer sofort auf seine Nachrichten antworten muß. Das muß ich gar nicht. So wichtig ist kein Mensch, daß man immer sofort antworten muß.