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2010-08-24 07:50
Der weinende Clown - 33

„Nun ja, ich war heute schon richtig geschockt, musst du wissen.“
„Wegen dem heißen Hasen oder wie?“
„Nein, nicht direkt. Dein Vater sagte mir, sie käme um 14 Uhr 38. Aber sie kam erst fünf Minuten später. Ich bin ganz schön auf Kohlen gesessen!“
„Moment, Moment mal, Mann! Du bist vielleicht ein kleinkarierter Hosenscheißer! Man sollte dich als Fliegengitter verwenden und vors Fenster hängen, Mann! Ich kenne meinen alten Herrn – wenn er sagt, die setzt sich um 14 Uhr 38 auf die Bank, dann tut die das auch, wie das Amen in der Kirche, weil es der göttliche Plan ist – und der funktioniert noch wesentlich genauer als die Atomuhr in Braunschweig.
Außerdem haben wir das, was ihr Zeit nennt, ohne Uhr besser im Griff als ihr das jemals mit einer Million Uhren haben werdet.“
„Es war aber erst fünf Minuten später und zwar um 14 Uhr 43“, entgegnete Bruno triumphierend und grinste.
„Hat mein Vater dir nicht auch gesagt, du könntest die Uhr danach stellen?“
„Hat er.“
„Und warum hast du das nicht getan?“
„Wieso sollte ich?“
„Weil deine alte Armbanduhr nämlich genau fünf Minuten vorgeht, du Knalli! Solltest den Wecker mal wieder mit der Tagesschau eichen, sonst kommst du immer fünf Minuten zu früh und das könnte irgendwann mal peinlich werden. Und merk dir eines, Mann: Wir arbeiten hier exakt pünktlich – steuern sogar unser gesamtes Planetarium auf diese Weise oder glaubst du, wir haben die Absicht, ständig eure Astronomen zu verwirren?“

„Jesus – sei mir nicht böse, aber du bist knallhart ...“
„Klar bin knallhart! Komm du mal in einem Stall auf die Welt, lieg halb nackt in einer Futterkrippe, es ist saukalt, rechts neben dir einen Ochsen, links einen Esel, beide glotzen dich blöd an, blasen dir eine Methanwolke ins Gesicht und fressen dir das Stroh unterm Hintern weg, weil sie nicht checken, dass du der Erlöser bist – wenn das schon so losgeht, dann bist du abgehärtet für die nächsten drei Leben, ich garantiere dir! Von euch Menschen könnte das heute keiner mehr aushalten, es würde eure Säuglingssterblichkeitsrate ganz schön toll in die Höhe treiben.“

Eine kurze Pause entstand, dann fragte Jesus: „Und? Sonst noch ein Problem, Alter?“
„Ja. Ich wollte deinen Vater bitten, mir heute wieder beim Schreiben zu helfen. Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, wie die Geschichte mit dem Clown weitergehen soll“, antwortete Bruno etwas zaghaft.
„Gut, ich sag’s ihm, wenn er kommt. Aber ich kann dir auch helfen, wenn du willst, mach ich doch locker, und du, mach jetzt bloß keinen Stress, Mann!“
„Verzeihung Jesus, sei mir nicht böse, aber mir ist deine Sprache etwas zu ... na ja, zu flapsig.“
„Gut, dann musst du eben warten. Setz dich einfach an deinen Blechdepp und fang schon mal an. Die göttlichen Eingebungen kommen dann schon irgendwann. Glaub’s einfach. Du weißt ja, der Glaube versetzt Berge, dann reicht’s auch für so einen mickrigen Roman.“
„Danke dir.“
„Keine Ursache, Mann! Hab noch einen schönen Tag, tu nichts, was ich nicht auch tun würde und sündige nicht – wir sehen das ungern!“
„Alles klar, tschau.“ Bruno beendete das Gespräch, setzte sich zögernd an den Computer und begann zu schreiben.

Kommentare

08:43 25.08.2010
Ja. Hoffentlich geht der nie wieder ans Telefon.
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unbekannt
13:41 24.08.2010
jesus ist peinlich.

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2010-08-24 07:50