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2010-12-15 06:56
Der weinende Clown - Epilog
Vor 55 Jahren – ich war damals noch ein Kind – sahen viele Dinge ganz anders aus. Das Verhältnis zwischen den Menschen war noch weit herzlicher und freundlicher. Die Leute waren hilfsbereiter, Nachbarschaftshilfe war an der Tagesordnung, Geld war noch nicht das Thema Nummer eins – denn alle hatten nach Kriegsende nicht sonderlich viel davon. Die Älteren unter uns können sich wahrscheinlich
noch daran erinnern: Man begann mit 40 DM „Kopfgeld“. Deutschland hatte den Krieg verloren, erholte sich langsam wieder, war im Wiederaufbau begriffen und das sogenannte „Wirtschaftswunder“ lag noch in weiter Ferne.
Noch niemand suchte den „Superstar“ – Superstars etablierten sich aufgrund ihres Könnens von selbst. Und wer Mitte der 50iger Jahre Elvis Presley gesehen oder gehört hat, die englische Gruppe „The Shadows“ mit ihrem brillanten Gitarrenspiel oder einige Jahre später auch die „Beatles“, die alle weltweit Erfolge feierten, kann die TV-Serie „Deutschland sucht den Superstar“ nur als lächerlich empfinden. Die echten Superstars erreichten ihren Status deshalb, weil sie Talent besaßen oder in der Lage waren, aufgrund ihrer Genialität eine neue Ära der Musikgeschichte einzuleiten.
Damals stellte man noch nicht seine kleinen privaten Probleme mittels „Talkshows“ ins Rampenlicht, denn die Menschen hatten noch ein Schamgefühl und auch noch keinen Fernsehapparat, der solchen Schwachsinn unter die Leute hätte bringen können. Die Medien verbreiteten weit weniger Halbwahrheiten, die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit bedeutete tatsächlich noch Freiheit in Wort
und Schrift. Es gab noch keine allabendlichen „Actionmovies“, weil man aufgrund des eben erst beendeten Zweiten Weltkrieges mit seinen 55 Millionen Toten die „Schnauze“ von Gewalt gründlich voll hatte und die Menschen sich gerade wieder auf den eigentlichen Sinn des Lebens besannen. Das Sprichwort „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, entsprach noch der Wahrheit, Lehrer wurden geachtet, respektiert und nicht erschossen. Wir wuchsen ohne Pisa-Studie auf, waren deshalb sicherlich nicht viel dümmer als die heutige Jugend und uns wurde Achtung vor den Mitmenschen beigebracht. Es gab noch staatsmännische Figuren – die sicherlich nicht ohne Fehl und Tadel waren – dennoch repräsentierten sie Deutschland glaubwürdig und sorgten für Vertrauen, Stabilität, Solidität und hohes Ansehen in der Welt. Sie hatten noch das, was man als politischen Charakter bezeichnet und waren Persönlichkeiten. Man könnte die Liste hier noch endlos weiterführen und ich will auch keinesfalls der „Guten Alten Zeit“ das Wort reden, denn jede Zeit hat bekanntlich ihre ganz eigene Qualität und auch ihre eigenen Probleme – an dieser Stelle sei nur an den Kalten Krieg und an die Kubakrise des Jahres 1962 erinnert, als die Welt am Rand einer nuklearen Katastrophe stand. Fakt jedoch ist, dass sich die Gesellschaft gewandelt hat – doch ganz sicherlich nicht hin zum Positiven, ich beneide die heutige Jugend und auch die nächste Generation nicht – sie tritt ein schweres Erbe an oder wird es noch antreten müssen – und sie wird gezwungen sein, unsere Schulden, die wir gemacht haben – egal, um was es sich handelt und in welcher Form auch immer – zu bezahlen.

Dieses Buch sollte ursprünglich den Titel „Armes Deutschland“ tragen, denn ich glaube, dass Deutschland seit meiner Kindheit und Jugend in vielem ärmer geworden ist. Aber da hier ein Roman entstanden ist, der ursprünglich nicht in dieser Form geplant war, entschied ich mich für den vorliegenden Titel. Meine Leser kennen mich normalerweise als Nonsens-Briefe schreibenden Humoristen mit Büchern wie „Sehr geehrter Herr Maggi“, „Lieber Meister Proper“ oder „Sehr geehrter Herr Hornbach“ – doch wie sagte schon der amerikanische Autor und Journalist James Thurber? Er sagte: „Komik ist Tragik in Spiegelschrift“ und der französische Regisseur Jacques Tati meinte: „Komiker sind immer Protestler“. Aussagen dieser Art entsprechen durchaus der Wahrheit, denn ein Komiker/Humorist, der nicht hinter die Kulissen menschlicher Verhaltensweisen oder der Geschehnisse blickt und nicht mit weit offenen Augen durch die Welt geht, verdient diese Bezeichnung nicht. Vielleicht mag mir der eine oder andere Leser auch Blasphemie vorwerfen, weil der im Buch beschriebene Ton Gott gegenüber etwas locker ist oder ihm Worte in den Mund gelegt wurden, die in dieser Art nach der Vorstellung der Religionsgemeinschaften – egal um welche es sich immer auch handeln mag – nicht charakteristisch sind. Dazu sage ich: Mir lag es fern, die religiösen Gefühle eines Menschen zu verletzen. Sollte ich das getan haben, dann tut es mir Leid, allerdings erlaube ich mir die Frage: Wie würde Gott mit uns sprechen, wenn er mit uns sprechen würde? Vermutlich sehr pragmatisch und so, dass wir ihn verstehen könnten – also in der Sprache unserer Zeit. Kein Mensch jedoch weiß es ... Dazu kommt: Jeder Mensch hat sein eigenes Glaubensbild und eigene religiöse Vorstellungen – so wie ich auch, das ist sein gutes Recht und nicht antastbar. Mir lag es ebenfalls fern, mit dem vorliegenden Buch den Zeigefinger zu heben – das steht mir nicht zu, denn auch ich bin letztendlich ein Kind dieser Gesellschaft. Aber wenn ich manchem Leser nur einen kleinen Denkanstoß geben konnte, dann bin ich völlig zufrieden.

Gestatten Sie mir, zum Abschluss an den bekannten amerikanischen Medientheoretiker Marshall McLuhan zu erinnern, der einmal gesagt hat: „Nur die kleinen Geheimnisse müssen bewahrt werden, die großen bewahren sich selbst aufgrund des öffentlichen Unglaubens.“

Der Autor

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Ich würde mich nun über zahlreiche, ehrliche Kommentare zu diesem Buch freuen.

Doc12

Kommentare


unbekannt
10:08 16.12.2010
Ja, früher war die Welt besser...das sagt wohl ein jeder Mensch rückblickend auf seine Generation und die neue Generation vor Augen. Viele Ansätze, Gedankengänge haben mir gefallen und ich denke, in der Grundidee steckt eine Menge Potential; aber die Umsetzung ist für mein Empfinden ziemlich in die Hose gegangen. Platte Aneinanderreihung von Gedanken zur Gesellschaft in ermüdenden Dialogen verpackt, nebenbei der Versuch einer Geschichte und die wohl angedachte Verknüpfung von Beiden eher gründlich misslungen.
Wenn ich der Verleger wäre, ich hätte die Veröffentlichung abgelehnt. Nicht, weil ich Herrn Sprenziger ausschließlich in der humoristischen Ecke sehe, sondern weil dies kein Buch ist, das sich in meinen Augen verkaufen lässt.
Ohne dem Autor zu nah treten zu wollen - dies ist kein Beweis dafür, dass er mehr kann, als humoristische Briefe schreiben. Eher im Gegenteil. Schade. Denn, wie gesagt, die Grundidee hat Potential. Aber die Umsetzung....


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2010-12-15 06:56