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2010-12-10 06:21
Der weinende Clown - 135
Als Donatello mit dem Essen fertig war und in typisch italienischer Manier seine überschwänglichen Komplimente an die Köchin losgeworden war, fragte er Bruno: „Und? Wann feiern wir?“
Bruno zuckte mit den Schultern, um ihm verständlich zu machen, dass er mit Sarah noch nicht darüber gesprochen hatte.
„Was wollt ihr denn feiern?“ Ihr Blick ging zuerst zu Donatello, dann zu Bruno.
„Eure Verlobung“, antwortete Donatello
Sarah schüttelte den Kopf. „Unsere Verlobung? Ihr habt wohl nicht alle Tassen im Schrank! So etwas Altmodisches! Wer verlobt sich denn heutzutage noch? Ihr könnt feiern, was ihr wollt, meine Herren, aber ganz sicher keine Verlobung!“
„Gut dann feiern wir eben eine Nichtverlobung – ist doch egal – Hauptsache wir feiern“, bemerkte Donatello.
„Eigentlich hat er Recht“, mischte sich Bruno nun ein, „Wir hätten durchaus ein paar gute Gründe, zu feiern, findest du nicht auch, mein Schatz?“
„Wir machen einfach eine Fete – und zwar hier. Nächstes Wochenende. Am kommenden Samstag. Dann kann Karsten auch mitfeiern“, schlug Sarah vor.
„Ist doch klaro, perfetto!“, krähte Karsten und klatschte dabei in die Hände.
„Oh, der junge Herr spricht ja schon fast perfekt italienisch“, sagte Sarah lächelnd.
„Hab ich von Doni gelernt“, verriet der Junge stolz.
„Wie hast du mich eben genannt?“, fragte Donatello erstaunt.
„Doni.“
„So hat mich meine Mama immer genannt.“ Donatello war gerührt.
„Donatello ist mir zu lang. Ich finde Doni besser. In Zukunft nenne ich dich nur noch Doni“, entschied Karsten.
„Dir erlaube ich das – aber nur dir, ist das klar?“ erwiderte Donatello und schnitt dabei eine Grimasse, die ihm ein strenges Aussehen verleihen sollte, was aber gründlich daneben ging, denn nun mussten alle drei schallend lachen.
„Du bist ja ein richtiger Clown“, stellte Sarah lachend fest.
„Du merkst ja auch wirklich alles, liebe Sarah. Woran hast du das nur so schnell erkannt?“

Die ganze Woche über war Bruno damit beschäftigt, zu telefonieren, Leute für die kommende Fete einzuladen – und er überlegte krampfhaft, welche seiner alten Freundinnen er dazu veranlassen könnte, sich um Donatello zu kümmern. Es war nicht einfach, denn letztlich sollte die Sache ja „passen“. Gleichzeitig war es ihm sehr unangenehm, Partnervermittlung zu spielen. Schließlich gab er resigniert auf und beschloss, einfach nur wahllos ein paar seiner Verflossenen, mit denen er immer noch platonisch befreundet war, einzuladen. Der Rest würde sich automatisch ergeben – oder auch nicht. Genau genommen war es ja nicht seine Sache, Donatello unter die Haube zu bringen. Die meisten seiner alten Bekannten und Freunde wollten ihren Ohren nicht trauen, wenn sie hörten, dass er wieder heiraten wolle. Meist lautete die Frage: „Willst du dir das auf deine alten Tage wirklich noch mal antun?“ Wohlweislich verschwieg er dabei, das er zudem auch noch Vater werden würde, ansonsten hätten sie ihn vermutlich für völlig übergeschnappt gehalten. Zwischendurch hatte er es nicht lassen können und „seine“ Nummer gewählt. Doch das einzige, was er zu hören bekam, war eine weibliche Automatenstimme, die immer den gleichen Texte leierte: „Die gewählte Nummer ist leider nicht vergeben oder unvollständig. Bitte rufen Sie die Auskunft an.“

Er hat es also ernst gemeint, dachte Bruno mit einem Anflug von Traurigkeit und für einen Moment fühlte er sich verlassen. Doch, so überlegte er weiter, wie hatte er jemals an Gottes Worten zweifeln können? Er wusste ja, dass der alte Herr dort oben stets sehr konsequent war ...

Der Samstag begann hektisch.
Sarah war emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt, obwohl es ihr körperlich nicht sonderlich gut ging, aber sie trug es tapfer. Bruno ging ihr, so gut er konnte, an die Hand, Donatello war gemeinsam mit Karsten mit der Beschaffung der Getränke betraut worden.
Als es schließlich Abend wurde und die ersten Gäste eintrafen, war alles bestens. Sarah entpuppte sich trotz der Umstände als hervorragende Gastgeberin und Bruno freute sich tierisch, wieder einmal die alten Freunde und Freundinnen zu treffen. Auch Sarah hatte eine Handvoll Freundinnen eingeladen. Sogar Hans-Jörg Fitz, Brunos alter Schulkamerad und jetzt Sarahs Chef, war aus München angereist. Gleichzeitig hatte Bruno auch die Gelegenheit wahrgenommen, Sarah seinen Eltern vorzustellen. Insbesondere Brunos Mutter war tief gerührt, ständig überschwänglich betonend, wie froh sie doch sei, noch erleben zu dürfen, dass ihr geliebter Sohn nun doch endlich wieder unter die Haube käme und wie schade sie
es fände, dass Tante MarieLuise nicht anwesend wäre ...

Dennoch verlief die Fete sehr locker, heiter und war ein voller Erfolg – insbesondere auch für Donatello, wie Bruno und Sarah teils erfreut, teils amüsiert feststellten ...

Kommentare


unbekannt
10:58 10.12.2010
Es gab vermutlich neben Friede und Freude auf der Party auch Eierkuchen.

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2010-12-10 06:21