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2004-04-15 12:51
Beten
In der dritten oder vierten Firmstunde sprachen wir über das Beten.
Ich bete nicht, dachte ich. Ich sagte nichts dazu. Die einzigen Tischgebete, die bei uns gesprochen werden, sind die an Weihnachten mit der Familie mütterlicherseits.
Ich bete noch nicht mal, wenn ich in die Kirche gehe. Ich tue dies nicht, da die Kirche mir ein unglaubwürdiges Gottesbild vermittelt: Die Bibel.
Meiner Meinung nach Schwachsinn hoch Zehn. Kein Mensch kann über das Wasser gehen. Kein Mensch kann von 3 Broten und 5 Fischen 1000 Leute ernähren. Kein Mensch kann einen Blinden heilen. Kein Mensch macht aus Wasser Wein.
Schlimmer als diese Geschichten finde ich die Leute, die dann so argumentieren:
Der wusste halt, wo die Steine im Wasser liegen. Alle Leute hatten was zu Essen dabei und als sie gesehen haben, dass die anderen teilen, taten sie´s auch. Der Blinde war nicht richtig blind. Er wusste halt, wo das letzte, versteckte Weinfass steht.
Da krieg ich die Krise und wende mich ab von einem Glauben, der auf solch einem erfunden Buch basiert. Und das Beten, das habe ich schon lange aufgegeben.
Warum beten? Dieser „Gott“, von dem keiner wirklich weiß, ob er existiert, der gibt einem doch eh keine Antwort. Da kann ich auch gegen eine Wand reden.

...und dann kam die dritte oder vierte Firmstunde. Wir bekamen ein Blatt.
„Zehn Paragraphen fürs Beten“
§1 Gott ist immer zu sprechen. Sein Apparat kennt kein Besetztzeichen. Sein Menschendienst geht rund im die Uhr.
§2 Wenn du nichts hörst, bist du sicher, die richtige Nummer gewählt zu haben? Oder nahmst du vielleicht den Hörer nur ab?
§3 Gewöhne dir nicht an, Gott nur über den Notruf anzuläuten.
§4 Dein automatischer Anrufbeantworter nützt bei ihm nichts.
§5 Wenn das Gespräch „nichts gebracht“ hat, ließest du dein Gegenüber denn überhaupt zu Wort kommen?
§6 Wenn seine Sprache für dich unverständlich war, bist du sicher, noch die „Sprache des Herzens“ zu verstehen?
§7 Er hält dich für sehr wichtig: Als wenn du sein einziger Auslandskorrespondent wärst!
§8 Telefoniere mit Gott nicht nur zu Zeiten des verbilligten Tarifs, also vornehmlich am Wochenende! Auch an Werkstagen müsste regelmäßig ein kurzer Anruf möglich sein.
§9 Wusstest du es noch nicht? Das Telefonieren mit Gott ist immer gebührenfrei.
§10 Wenn du Zeit hattest, dies zu lesen, hast du auch Zeit, JETZT einen Augenblick mit ihm zu Sprechen.

Diese 10 Paragraphen, die eigentlich total schwachsinnig sind, haben mich dann doch zum Nachdenken gebracht.
Nein, ich werde auch in Zukunft keine Tischgebete sprechen. Nein, ich werde auch in Zukunft nicht jeden Abend an meinem Bett knien und Gott für den ach-so-schönen-Tag danken.
Aber ich ertappe mich selbst dabei, dass ich, wenn ich nichts zu tun habe, im Bus oder beim Fernsehgucken meine Gedanken schweifen lasse, anfange zu Beten. Jetzt nicht so „Lieber Gott, ich möchte dir Danken, dass ich heute wieder ein Mittagessen hatte“ sondern so „Hey Gott- ich komm auch mal wieder dazu, an dich zu denken“.
Ich fange an, mit jemanden zu reden, den ich noch nie gesehen habe und von dem ich nicht einmal weiß, ob es ihn gibt, ob er mir zu hört. Und ich erwarte noch nicht mal eine Antwort.
Das nennt man beten glaube ich, oder?

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Kommentare


unbekannt
15:10 11.05.2004
Ich glaube an Gott, doch nicht immer so, wie er in der Bibel dargestellt ist.
Glauben deine Eltern an Gott?


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unbekannt
16:29 20.04.2004
jaa...ich glaube schon dass man das beten nennt, *grins* irgnetwie hast du mich gerade auf die idee gebracht, dass man ja wirklich nur reden soll*nachdenk* tearsgirl

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2004-04-15 12:51