Das sage ausgerechnet ich, die mit Karneval so gar nichts am Hut hat, auf der anderen Seite aber froh ist, an Rosenmontag nicht arbeiten zu müssen. Gerne hätte ich noch zwei Tage dran gehangen, aber da mein Chef mit seinem Urlaub schneller war, mußte ich wieder zurück stecken. Das Thema ist zwar vom Tisch und zum Ende der Woche wird mein Chef wieder im Büro sein, aber mein Hals wird immer dicker, wenn ich nur daran denke, wie dreist er manchmal ist. Dafür sehe ich zu, daß ich im nächsten Monat so viele Stunden zusammen habe, um an Ostern eine Woche frei nehmen zu können. Es kann aber auch sein, daß mein Chef auch so denkt, aber das ist mir momentan egal. Wenn andere immer an ihren eigenen Vorteil denken, kann ich das auch. Es kann aber auch sein, daß ich mit dem Gedanken wieder tierisch auf die Fresse falle. Das wird schon. Ich habe zwar keine Lust, ab morgen wieder früh aufstehen zu müssen, aber es baut mich schon ein wenig auf, daß die Woche nur aus vier Tagen besteht und ich dann wieder Wochenende habe. Und wenn ich am Samstag shoppen gehen kann, dann ist alles im grünen Bereich. Ich will mir nämlich eine neue Brille kaufen. Die Brille, die ich jetzt habe, ist zwar nicht schlecht, aber da sich die Farbe ablöst und ich mich jedes Mal darüber aufrege, wenn mein Blick darauf fällt, ist eben was neues fällig. So lange ich arbeiten gehe, kann ich mir das auch leisten. Das Geld wird auch nicht mehr, wenn man es spart.

Wer weiß, wie lange ich noch arbeiten gehen kann. Ich habe Dinge gehört, die ich am liebsten ausschalten möchte. Man fängt mit dem Sozialplan an und genau davor habe ich Angst. Was ich jetzt sage, ist zwar gemein, entspricht aber auch der Tatsache: so lange ich meinen Job behalten kann, interessiert es mich nicht, was mit den anderen wird. So denkt jeder, weil alle auf ihren Job angewiesen sind. Es kann mir doch keiner erzählen, daß es einfach sein wird, einen neuen Job zu kriegen. Hat man einen Job gefunden, kriegt man einen Zeitvertrag und kann danach auch seinen Kram nehmen und gehen. Das ist doch nicht normal. Ich weiß zufällig, was das heißt, wenn man sich fragen lassen muß, warum man schon in so vielen Firmen angefangen hat. Die Leute, die das fragen, sollen nicht so tun, als sind sie anders. So kann das gehen. Ich mache mir erst dann Gedanken, wenn es so weit ist und die Gerüchte wahr werden. Wenn ich mir nur noch den Kopf zerbreche, gehe ich komplett vor die Hunde und darauf habe ich keine Lust. Man muß eben das beste draus machen. Dann suche ich mir halt einen neuen Job. Na und? Andere müssen das auch. Ich hoffe, daß ich davon verschont bleibe und noch ein paar Jahre in der Firma bleiben kann. Wenn das klappt, bin ich happy ohne Ende. Mehr will ich doch gar nicht. Morgen stürze ich mich wieder in die Arbeit und hoffe, daß ich mich um die Dinge kümmern kann, auf die ich am Freitag keine Lust mehr hatte. Was sein muß, muß sein. Von den Männern macht das ja auch keiner. Zumindestens nicht freiwillig.