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Tuesday, 16. April 2024
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 1910-02-07 hh:mm
. Morgens telef. wir Herrn Rit...
. Morgens telef. wir Herrn Ritterhaus, welcher inzwischen Nachricht von unserer Ankunft erhalten hatte, er versprach vor Tisch im Hotel zu sein u. konnten wir zum Lloyd gehen, um die Rückfahrkarten u. Cabine zu bestellen. Wir bekamen noch eine gute Cabine auf dem Salondampfer Prinz Heinrich. Nun eilten wir ins Hotel, dort Herrn Ritterhaus zu treffen, er kam auch gleich u. lernten wir durch ihn Fam. Kaiser kennen, die ebenfalls im
Hotel wohnten u. oft aus Alexandrien herüberfahren. Wir plauderten nun zusammen u. fuhren nach Tisch miteinander nach Heliopolic zum Flieger- Platz. Da die Trams alle überfüllt gewesen sind nahmen wir die Bahn u. erreichten Heliopolic in einer ½ Std. Die Elektr. war sehr voll u. fuhr nicht bis zum Platz, weshalb wir in tiefem Sand noch eine ziemliche Strecke zurücklegen mußten. Wir bekamen gute Plätze u. sahen famos die Flieger. G. flog sehr sicher u. lang, mit einem verfeinerten Neoplan. Ein Monoplan erreichte eine kolossale Höhe.
In Ägypten gibt es keine Dämmerung es wird plötzlich Nacht, herrlich sahen wir die Sonne untergehen beim Heimweg u. als wir nach dem Bahnhof gingen war es schon ganz dunkel. Unzählige Autos schwirrten zu 4 u 6 die breite Straße einnehmend, in rasendem Tempo an uns vorbei, so daß wir überfahren worden wären, wenn wir nicht seitlich hinaufgeklettert u. den Weg direkt am Feld gegangen wären. Vom Staub ist da kaum zu reden, wir waren völlig damit überzogen u. fühlten den Sand in den Zähnen knirschen. Froh waren wir im Zug zu sitzen u. recht interessant war dieser Ausflug. Es soll aber noch viel interessanter kommen u. zogen wir nach dem Dinner wieder mit Herr u. Frau Kaiser los. Erst in ein deutsches Restaurant Schüler, dort tranken die Herren echtes Münchner Bier, hernach in ein arabisches Variete`. Wir waren die einzigen Europäer u. fühlten sich die Araber od. besonders die Araberinnen sehr geschmeichelt, Letztere unkreisten unsern Tisch, sie waren ganz verrückt gekleidet u. sonderbar häßlich frisiert. Eine derselben setzte sich an unsern Tisch, sie hatte ein Gesicht wie ein Affe die Ohren waren vollgehängt mit unechtem Schmuck über die keuschen Brüste hingen ebenfalls unzählige Ketten, ich sagte ihr sie sei sehr schön, worauf sie sich innig bedankte u. uns jedem aus dem Cafesatz weisagte. Dann erzählte sie uns, ihr Schatz sei ein Engländer gewesen u. habe sie verlassen u. ihr Kind sei vor 2 Jahren gestorben. In dem rauchigen Lokal war es uns gerade nicht besonders gemütlich, auf der Bühne wurde musizirt, so etwas von Musik! 2 Trommeln u. 2 D. von Melodien keine Spur. Da endlich kam der Bauchtanz an die Reihe auf welchen wir schon lange warteten. Die Tänzerin sah nicht übel aus, wir gingen nun heraus aus dem Lokal. Auch auf der Straße war viel zu sehen. Vor den schmalen Gassen, die zum Fischmarkt führen standen ein Rudel Frauenzimmer der niedrigsten Klasse u. jagten. Die besseren D. hängen in auffallenden Toiletten zum Fenster heraus, oft bis zu 9 an einem Fenster. Hinter denselben sieht man hellerleuchtete Räume u. einladend freundlich sieht es von unten aus. Diese Straße führt nach dem Bahnhof u. soll in Cairo die berüchtigste sein, weil in dieser Straße mehr als 1000 solcher Dämchen wohnen. Schon schlug es Mitternacht u. noch immer wogte eine Menschenmenge wie bei uns mittags um 12 Uhr. Die Schwarzen singen u. hausiren wie bei Tag, wird einer müde liegt er auf der Straße u. schläft. Bessere hüllen sich in einen Sack u. schlafen in einem Winkel. Der erste Tag in Cairo war schon recht ereignisreich, wir legten uns gleich dann zu Bett, ich hörte noch lange den Spektakel der Straßen nebenbei bemerkt wurde vis-a-vis vom Hotel ein Haus abgebrochen. –

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