Zeugnis des I. Seminars in der Klosterschule
Sonntag den 1. Januar. bekam ich von meinem l. Emmchen einen Brief. Jetzt weiß ich doch, daß sie mich ein wenig lieb hat. Endlich ist es soweit gekommen. Sie ist so süß. Ach, ich habe sie so furchtbar lieb. Heute d. 22. Januar schreibe ich an das liebe Emmchen. O, wie werde ich mich freuen, wenn ich bald wieder etwas von ihr bekommen. Jetzt kann man es erproben ob sie mich ein wenig lieb hat. Das ich sie lieb habe, hat sie denke ich mir doch an meinen Brief u. an Mariechens Brief gesehen. Ich bete jeden Abend für sie, daß die Liebe zwischen uns immer stärker werde. Ich hoffe das Beste und will sehen ob mir das süße, herzige Frl. Emmchen wieder schreibt. – Bald bekommen wir Ferien. O, wie freue ich mich darauf, daß ich meine lieben Eltern wieder sehen kann. Dann kommt wieder das andere Semester, dieses soll aber anders für mich werden. Bald bekommen wir Zeugnisse, was werden das für welche werden. Hoffentlich nicht so schlecht, das sich meine armen Eltern nicht so sehr grämen. – Schw. Marie hält mir auch immer vor, wenn ich nicht anders werde, dann kann aus mir nichts werden. Wenn ich es mir wählen darf, dann werde ich Krankenschwester, wenn es aber meine Eltern nicht wollen, dann weiß ich es noch nicht. Ich habe ja auch noch Zeit. Der liebe Gott weiß es ja am besten.