tagtraum
jetzt hätte es bald gestaubt. wir waren zu viert in der kantine und ein kollege hat sich aufgeregt über mißstände und sich ein bißchen in rage geredet und kollege j. sagt nur: "du wirst jetzt emotional", obwohl er der selben meinung war. als ob man nicht emotional über etwas diskutieren dürfte. das regt mich dermaßen auf. so staubtrocken, so gehemmt, so überheblich. die diskussion war damit so gut wie beendet, weil wer läßt sich schon gerne so dumm über den mund fahren.
bah.
draußen ist das laub in so vielen facetten blond und rotblond, daß ich am liebsten in die baumkronen springen möchte um darin zu baden und meine arme in den wind zu legen wie die äste. das wirkt auf mich so sehnsüchtig, wenn sich die zweige strecken und in den himmel greifen. noch glitzert das gold, aber bald stehen sie ohne da, arm und kahl. sie wissen, daß man die wirklich schweren zeiten nur ohne gepäck überstehen kann.
woran ich mich sehnsüchtig erinnere ist, wie wir uns als kinder in müllsäcke gewickelt haben und dann im herbst die wiesen runtergerollt sind bis uns schlecht war oder wir voller kuhfladen waren. ich vermisse die kalte pure luft, den geruch von feuchtem humus. und auch die kleinen verletzungen, das gepiekse, aufgeschürfte hände.
wenn ich den kollegen j. oder dieses gebäude oder den laubsauger wie ein dia vor diese szene halte, dann merke ich, wie deplaziert ich hier bin. ich suche eine heimat.