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Tagebuch aldebaran
2005-05-27 13:20
Rückfahrt mit Hindernissen
Irgendwie stand die Reise Ende 2000 nicht unter einem wirklich guten Stern. Die Hinfahrt war schon ein wenig chaotisch.
Das lag aber an mir.
Wir hatten Flüge mit der Flugbereitschaft des AA ab Stuttgart und mussten um 6.00 Uhr da sein, zum einchecken.
Am Tag vorher waren wir von unserem Spediteur zum Oktoberfest eingeladen gewesen. Hatten 2 Hotelzimmer etwas außerhalb von München. Tobi und ich sind schon so gegen 23.00 Uhr auf dem Oktoberfest verschwunden, da wir ja um sechs in Stuttgart sein mussten. Wir wollten um 4 aufstehen und um 4.30 losfahren. Das hätte auch alles geklappt, wenn ich nicht verpennt hätte.
Ich hab so tief geschlafen, dass ich den Wecker nicht gehört habe. Tobi und der Nachtportier haben ne ganze Zeit gegen Fenster und Tür geklopft bis ich an endlich wach wurde. Da war es bereits 4.45. Tobi wollte schon die Reise canceln. Ich hab dann aber gesagt, wir schaffen das. Ich also schnell Zähne geputzt, Sachen angezogen und dann nichts wie weg. Um 5 sind wir dann los.
Waren 3 Minuten nach 6 in Stuttgart am Flughafen und haben um 6.15 Uhr eingecheckt. Also gerade noch rechtzeitig.
Stewardessen in Fliegerkombi hat man auch nicht so oft
Auf dem Hinflug nach Skopje, hat Tobi mir dann erzählt, dass Sandro nen Unfall in Mazedonien gemacht hat.
Naja, dachte ich, das wird ja immer besser. Ich verpenne, Sandro baut nen Unfall. Mal sehen was sonst noch so kommt.
In Skopje sollten wir eigentlich abgeholt werden. Aber da gab es mal wieder ein Problem. Das hatte eine gewisse Person verpeilt. Wir also mit den Olivgrünen über die Grenze.
In Ferizaj angekommen, haben wir uns erstmal das Auto angeschaut.
Sah vorne ganz schön verbeult aus.
Als ich dann aber gefragt habe, ob alles mit dem NATO Konvoi geklappt hat, um unsere Lkws über die Grenze zu bringen, bin ich echt explodiert.
Da hat Sandro doch tatsächlich es auf eigene Faust machen wollen um sich dann hinterher als der grosse Held darzustellen. Und was macht er. Er gibt an der Grenze seinen Reisepass ab, um die Trucks rüberzubringen.
So bin ich schon lange nicht mehr ausgeflippt, wie da. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, seinen Pass abzugeben. Vor allem, wenn die nächsten Konsulate/Botschaften in Belgrad, Skopje oder Tirana sind.
Tobi hat mich dann erstmal wieder runtergebracht und meinte er fährt mit Sandro an die Grenze und klärt das.
Also musste ich mich erstmal die nächsten Tage um das Organisatorische kümmern. Tobi ist dann an die Grenze gefahren. Als er zurück kam war auch gleich das nächste Problem aufgetaucht.
Als er mit Sandro in der Grenzstation war, um den Pass wieder rauszubekommen, haben irgendwelche Leute die Heckscheibe eingeschlagen und den Labtop mit unseren ganzen Berichten geklaut.
Man war das eine Scheisse.
Haben dann erstmal bei Opel angerufen und erzählt, was los war. Wir sollten das Auto schnellstmöglich nach Deutschland zur Reparatur bringen.
War aber ansonsten kein Problem.
Es vergingen noch ein paar Tage bis wir endlich los konnten. Wir hatten die ganze Rückfront mit Plane und Tape zu gekleistert, da es ja bereits Oktober war und somit die Wahrscheinlichkeit von Regen extrem gross war.
Dienstagmittag um 12 ging es los. Da es in Montenegro gerade etwas heiss zuging, konnten wir nicht über Italien reisen. Also war der Landweg über Mazedonien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich angesagt.
Also gut 2000 km und das möglichst schnell und ohne Übernachtung.
Über Blace ging es nach Skopje und von dort aus nach Kuhmanovo nach Bulgarien rein. Das Wetter hatte sich gebessert. Wir hatten blauen Himmel und Sonnenschein. In Bulgarien, war es gar nicht einfach, da wir Kyrillisch nicht lesen konnten. Das einzige was wir kannten war Sofia, da das in Lateinischer Schrift auf den Schildern stand.
Wir also auf den Ring dann um Sofia herum. Mussten ja nach Rumänien. Auf der Karte hieß der Ort Vidin. Dort sollte es über die Donau nach Rumänien gehen.
Aber was zur Hölle heißt das auf Kyrillisch
Das Ergebnis war, das wir 160 km vor Istanbul umgedreht haben und zurück gefahren sind. Es war inzwischen Abend geworden.
An einer Straßenkreuzung stand dann eine Polizeistreife. Ich also hin mit der Karte in der Hand und hab mit Händen und Füssen erklärt, wo wir hinwollen. Waren gar nicht so falsch da. 2km weiter ging es rechts ab. An der nächsten Tanke haben wir uns dann erstmal eine Bulgarienkarte gekauft, um zu wissen wie der Ort geschrieben wird.
Insgesamt führte der Weg echt durch die Walachei. Schienen schon die Ausläufer der Karpaten zu sein.
Das schlimme war, dass öfter mal Abzweigungen kamen, an denen kein Schild stand.
Wo jetzt hin? Rechts oder Links?
Irgendwie hatten wir oft ein glückliches Händchen.

Aber in einem Dorf haben wir an einer Kneipe angehalten um nach dem Weg zu fragen. Sah von aussen schon ziemlich schäb aus. Ich also mit der Karte in der Hand da rein.
Der Raum war ziemlich verqualmt und es sassen nur Männer an den Tischen, die Karten spielten. Neben dem Geld auf dem Tisch lagen dort auch ein paar Messer rum.
Angenehme Gesellschaft, dachte ich, nicht ohne ein etwas mulmiges Gefühl im Bauch zu haben.
Ich also mit Händen erklärt, was ich will. Als Antwort kam nur Bravo, Bravo. Das hiess soviel wie geradeaus.
Also wieder ins Auto und weitergefahren. Es war inzwischen Stockfinster und nach weiteren 1,5 Stunden war es wieder soweit. Wir fuhren wieder durch ein kleines Dorf und wussten nicht genau wohin. Als ich dann jemand im Garten eines Hauses sah, haben wir angehalten und ich bin wieder raus. Hab Hallo gesagt. Das Ergebnis war, dass ich einen Schatten ins Haus huschen lies. Ich also rein in den Garten und mich weiter bemerkbar gemacht. Bis ich an der Haustür stand. Ich klopfte.
Als die Tür aufging, schaute ich in den Lauf einer Doppelläufigen Schrotflinte.
Oh, scheisse dachte ich und hob die Arme. Ich hatte die Karte noch in der Hand, wedelte mit Ihr herum und sagte immer wieder Vidin, Vidin.
War irgendwie ein Scheissgefühl.
Aber die Knarre ging plötzlich runter. Und der Mann nahm die Karte. Er zeigt mir einen Ort und dann zu Boden. Das hiess wohl das das der Ort war, wo wir gerade waren. Vidin Bravo sagte er. Ich bedankte mich (auch wenn ich glaube, dass er es nicht verstanden hat) und ging.
Es war inzwischen 23.00 Uhr und wir fuhren weiter. Nach Vidin war es dann doch nicht mehr weit. Gegen Mitternacht waren wir dann an der Fähre angekommen, als der Fährmann meinte, er müsse erstmal 2 Stunden Pause machen.
Ich hab dann erstmal ne Runde gepennt. Um 2.30 Uhr waren wir dann endlich über der Donau und standen am Zoll.
Als plötzlich ein Zöllner auf uns zu kam und uns nach vorne winkte. Wir drängelten uns dann an den anderen Autos vorbei und waren eigentlich froh, schnell wieder weg zu kommen.
Der Zöllner wollte dann den Kofferraum öffnen. Wir Ihm also erklärt, warum das nicht geht, wegen dem Tape etc und das er gerne über die Rückbank sich alles anschauen kann.
Als erstes viel Ihm meine Tasche in die Hände. Aber schnell viel sein blick auf die Kisten im Kofferraum.
Dort waren noch Baumaterialien von unserem Fensterprojekt, die wir nicht mehr brauchten.
„Ich bauen“ sagte er. Also ein wenig Deutsch verstand bzw. konnte er wohl. „Nimm was Du brauchst“ meinte Tobi. „Nein, Du musst geben“, sagte er. Eh ich mich versah, hatte Tobias die Kiste in der Hand und gab Sie ihm.
Ich bin bald gestorben.
In nem Rumänischen Knast wollte ich nicht enden. Was ist, wenn der jetzt sagt „Du hast versucht mich zu bestechen“.
Aber gott sei dank war dem nicht so.
Hinter der Grenze sind wir dann erstmal an die nächste Tanke.
Der Typ kam sofort rausgewetzt und fragte „Diesel?“ „ja“, sagten wir. Und er fing an vollzutanken.
Ich zu Tobi „Frag den erstmal ob der DM oder Dollar nimmt“ „DM“, sagte der Typ und zog gleich den Stutzen aus dem Tank. Der ganze Diesel lief jetzt über die Steine.
Dann ging erstmal das Palaver los, bis ich Ihn dann soweit hatte, dass wir 9 Liter für 10 DM bekammen. Haben Ihm dann hinterher 40 DM gegeben und konnten dann weiterfahren.
Nun war ich an der Reihe. Rumänien, war meine Strecke, während Tobi versuchte auf dem Beifahrersitz etwas zu schlafen.
War schon komisch.
Nachts durch Trasnsylvanien zu fahren. Waren immerhin fast 800 km nur durch Rumänien. Gegen morgen wurde es dann absolut nebelig. Phasenweise konnte man nur ein paar Meter sehen. Und wie ich feststellte liefen zwischendurch Kühe über die Strasse, ein paar Pferdefuhrwerke tauchten unerwartet vor mir auf, oder es liefen einfach welche spazieren.
Über Craiova ging es dann Richtung Timisoara und von dann nach Arad Richtung Ungarische Grenze.
So langsam überkam uns der Hunger. Als wir einen Mc Donalds erblickten, dachten wir, wir könnten dem Abhilfe schaffen.
Aber falsch gedacht. Die wollten keine Devisen. Nur rumänische Lei.
Was für ein Scheiss, dachte ich.
Also weiter fahren und dann in Ungarn was essen.
Es war bereits Mittwoch Mittag, als wir an der Grenze ankamen.
Aber jetzt kam der nächste Hammer.
Die Rumänen wollten uns nicht raus lassen, da unser Auto ja ein wenig demoliert aus sah und die meinten wir hätten in Rumänien nen Unfall gebaut und wollten jetzt abhauen.
Wir also angefangen das zu erklären. Tobias das schreiben von der UNMIK rausgeholt wg. Der Heckscheibe und meinte zu mir, ich solle mal das Schreiben von Sandros Unfall in Mazedonien raussuchen.
„Ich hab euch den Unfallbericht ins Handschuhfach gelegt“ hatte ich noch Sandros Worte in den Ohren.
Nur was ich nicht fand, war der Unfallbericht. Den gab es nicht im ganzen Auto. Also durften wir nicht ausreisen und ich hatte echt Mühe nicht auszuflippen. Ich glaub wenn die Dumpfbacke jetzt da gewesen wäre, ich wüsste nicht, was ich tun würde.
Also, Satelittentelefon raus und Ihn angerufen.
Das liegt im Handschuhfach meinte er, erst als wir am Telefon ein wenig lauter wurden und ich meinte, er soll nicht versuchen uns zu verarschen gab er dann irgendwann zu, dass er es mal wieder vergessen hatte.
Wegen dem Idioten sassen wir hier nun fest.
Nach mehreren Stunden Palaver hatten die Grenzer dann ein Einsehen und wir konnten doch noch nach Ungarn.
Erste Amtshandlung war, in das nächste Restaurant was Essen. War inzwischen bereits 16.00 Uhr.
Der Rest der Fahrt verlief dann richtig stressfrei. Über Budapest, Wien, Linz ging es nach Stuttgart und von dort wieder nach Frankfurt.
Ich war Donnerstag morgen um 6.30 Uhr wieder daheim in meiner Studentenbude und hab mich erstmal richtig lange unter die Dusche gestellt.
Das tat gut.

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