17.12.
17.12
Ich bin heut gut gelaunt zur Arbeit gefahren. Es war ein guter Arbeitstag. Wieder sehr nett. Die Kollegen waren mir gegenüber sehr offen und herzlich. Aber ich habe auch verstanden, dass die Menschen immer auch ein Spiegelbild von mir selber sind.
Ich war zu vielen misstrauisch und distanziert, also muß ich mich nicht wundern, wenn es auch viele andere zu mir waren. Denen ich etwas entgegengebracht habe, die kamen auch auf mich zu.
Mir ist klar geworden, dass ich auch Distanz hielt zu den Freunden, die mir mal so wichtig waren. Ich erwarte keine totale Veränderung. Ich habe auch, bevor ich zu dieser Erkenntnis kam, 2 mir eng verbundene Freundinnen angeschrieben, von denen ich mich nach der Trennung zu A. entfernt hatte, ihnen etwas lustiges geschickt und ihnen ein schönes Weihnachtsfest gewünscht. Es ist einfach eine gewisse Härte in mir weich geworden. Meine Stiefschwester hat mir schon zurückgeschrieben. Es ist jetzt o.k. für mich, dass es für sie eine Weltreise zu mir ist. Wir werden uns demnächst irgendwann wieder in der Mitte treffen. Damit sie nicht so weit fahren muß. Man muß eben die Leute so nehmen, wie sie sind.
Interessant ist, dass ich meinem Ex Axel irgendwann im Oktober schrieb und er bis heute nicht geantwortet hat. Und Freitag abend hat er mir geantwortet. Wo ich so intensiv von ihm geträumt hatte. Elke, der ich auch so böse war, von der ich so enttäuscht war, hab ich auch angeschrieben. Ich weiß genau, dass es wieder gut wird zwischen uns. Hier die Post von meinem Ex:

Hallo Suse,
Danke für die nachträglichen Geburtstagsgrüße. (er hatte am 6.10. Geburtstag)
Feier war gut und ansonsten geht's mir auch ganz prima.
Nur meine Eltern wollen nicht mehr so richtig. Mein Vater hatte nen ganz schweren Schlaganfall. Er ist auf der rechten Seite gelähmt und wohnt jetzt in einem Pflegeheim. Sprechen kann er ganz schlecht.
Meine Mutter ist etwas tüddelig aber meiner Meinung nach für ihr Alter noch ganz fit.
Ingrid (Schwester) hat sich sehr um sie gekümmert. Aber sie macht auch alle verrückt.
Ich spreche inzwischen nicht mehr mit Ingrid. Die Frau hat ne Supermeise.
Sabine ist auch irgendwie eingeschnappt und meldet sich gar nicht mehr. (mir ihr hab ich noch Kontakt)
Die einzigen, die bei dem ganzen Drama noch einigermaßen klar denken können sind Jürgen und mein Vater.
Alle Anderen drehen total am Rad.
Und wie geht's Dir? Ist der Rücken wieder o.k? (Ich hab hier nen Kollegen,der ist schon seit 9 Monaten krank. Auch wegen Rücken)
Was macht Bonny? Geht´s noch mit dem Bein?
Und offensichtlich sitzt Du immer noch bis spät nachts vor dem Rechner
(Date: Do 18 Okt 2007 00:29:30 CEST).
Mußt aber auch mal schlafen! Oder Deine Rechneruhr ist falsch eingestellt.
So, nu mach ich Feierabend. Bis bald und alles gute,
Axel

Ich freu mich über seine Post. Er ist immer noch in meinem Herz. Ich bin ihm nicht mehr böse. Ich weiß heute, dass er nichts dafür kann. Wir können oft nichts dafür, dass wir so sind, wie wir sind.
Hab ihm auch schon geantwortet. Und von Maja erzählt.
Ich mag sogar die Kälte draußen, es ist alles so gut, wie es zur Zeit ist. Ich mag die beleuchteten Häuser in meiner Nachbarschaft, die weihnachtliche Dekoration, die Geborgenheit vermittelt.
Nur die blöde Weihnachtsdudelei liegt mir nicht – ich bin froh, wenn ich diesen Gefühlsschmuh nicht mehr hören muß. Nur „driving home for christmas“ von Chris Rea mag ich, weil es das Lieblingsweihnachtslied von Axel war. Und immer auf unser Fahrt zu seinem Zuhause, zu seinen Eltern, lief dieses Lied im Radio.
The Power of Love von Franky goes to Hollywood – hör ich auch jedes Jahr Weihnachten wieder, das liebe ich auch.

Ich komm nach meiner gestrigen Euphorie wieder auf den Boden. Aber ich bin zufrieden.
Ich wollte auch heute zu Micha zum Training, meinem Hulk, aber ich hab zu lang gearbeitet und dort angerufen und abgesagt. Einerseits schade, hatte mich auf ihn gefreut, aber wir sehen uns sicher bald wieder … spätestens am 7. Januar.

Ich schau gern Bauer sucht Frau. Bruno und Anja – die find ich klasse. Sie ist ein Dickerchen, doch sie ist für ihn seine Traumfrau, weil sie humorvoll ist, unkompliziert, ich mag sie auch, schön ist was anderes, aber ihre positive Ausstrahlung zum Leben … die macht alles wett.
Wir Frauen identifizieren uns immer über das Äußere.
Ach ja.

Life goes on. Mal sehen, was es noch Spannendes gibt.

Und nun zur Gerechtigkeit des Lebens. Unser Team nebenan muß evtl. am 31.12. ca. 5 Std. ins Büro kommen. Wegen viel Arbeit, Jahresabschluß. Wir haben alle absolute Urlaubssperre zwischen dem 15.12.07 bis zum 05.01.2008. und dazu noch müssen WIR wohl aus dem Team nebenan allein aus Solidarität auch am 31.12. 5 Std. arbeiten, weil unser Chef das als gerechter ansieht. Bei uns ist es arbeitsanfallmäßig nicht erforderlich. Also diese Logik versteh ich wieder nicht. Weil 7 Leute da noch Arbeit haben, müssen sich 6 andere Leute auch ins Büro quälen, obwohl es nicht notwendig ist. Ich zweifel grad wieder mal an dem Verstand unseres Chefs. Ich schein auch wieder die einzige zu sein, die das stört. Ich schein nicht normal zu sein. Ich hab wieder mal den Eindruck, dass unser Chef den Baum vor lauter Wald nicht sieht. Wenn WIR, unser Team, viel Arbeit hat, geht das andere Team zwischen 14 und 15 h nach Hause, oft genug erlebt. Wo ist das gerecht? aber eigentlich, was sind schon diese 5 Std.?
Ich muß diese Welt nicht verstehen. Ich muß nur darin zurecht kommen.

egal, was passiert, ich möchte nicht verbittert werden und immer wieder den Humor in dieser Welt sehen, denn der ist so stark vertreten, wie die Melancholie. und ebenso wie die Liebe.
Nicht umsonst sind die besten Clowns hochgradig tief-traurig.

Wer leidenschaftlich sein kann, liebt leidenschaftlich und hasst leidenschaftlich.