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Tagebuch Wühlmaus2
2009-09-20 14:20
Verdammte Scheiße

Okay, ich versuchs, auch wenn ich für nichts garantieren und auch eigentlich nicht wirklich selbst erklären kann, was mit mir los ist.

Bemerkt, dass etwas nicht stimmt, habe ich ziemlich unmittelbar nach meinem Umzug würde ich sagen. Ich war plötzlich aggressiv zickig, total überreizt, Eigenschaften, die sich bei mir sonst in Grenzen halten. Vor allem Felix gegenüber, was nicht fair war und mir deshalb sehr zu schaffen machte.
Genaugenommen dürfte das Ganze aber tieferen Ursprungs sein. Schon Wochen vorher hatte ich keine Lust mehr, mich mit meinen Freundinnen zu treffen oder am Abend wegzugehen. Ich hab mich bei und mit Felix verkrochen, mich bei ihm vollkommen eingeigelt, habe mich dabei aber wohlgefühlt und wohl deswegen nichts unternommen, nicht einmal etwas gemerkt.

Das Problem nach dem Umzug war wohl, dass ich mich plötzlich auch bei Felix nicht mehr ríchtig wohlfühlen konnte und vielleicht dadurch endlich bemerkt habe, dass ein Problem besteht. Die letzte Zeit kann ich schwer rekonstruieren, da alles irgendwie schwammig ist und sich nicht lebendig anfühlt.

Ich kann nur versuchen wiederzugeben, wie ich mich fühle, und hoffen, dass ihr versucht, mich zu verstehen.

Ich habe keine Lust mehr, Dinge zu tun.
Ich möchte keine Freunde treffen, weil ich niemanden ertrage. Manchmal wird es trotzdem ganz nett, aber vorher habe ich nie Lust dazu, mir graut es regelrecht davor, jemanden zu sehen, sogar Maria.
Ich kann kaum noch ein Buch lesen, weil ich mich nicht darauf konzentrieren kann.
Eigentlich müsste ich eine Hausarbeit schreiben, Abgabe ist 13.10., vom 24.09 bis 06.10. bin ich im Urlaub. Wenn ich die 3 Tage abziehe, an denen ich arbeiten und den Urlaub planen muss, bleiben mir knappe 5 Tage für 25 Seiten. Utopisch, nicht machbar. Und mir irgendwie einfach egal. Mir ist es egal, ob ich 3 Punkte schreibe oder 18. Egal, ob ich durchfalle, das Thema egal, die Anderen egal, wenn sie über mich reden.
Ich kann mich momentan nicht aufraffen, irgendetwas zu tun, die Hausarbeit kommt nicht voran.
Ich war mit Felix ein paar Tage bei seinen Eltern. Wir haben den ganzen Tag nichts gemacht, ich bin keine Sekunde dazu gekommen, an der Hausarbeit zu schreiben vor lauter Nichtstun. Ich fühle mich momentan wie unter einem Nebel, nehme um mich herum kaum etwas wahr, die Zeit vergeht, ohne dass ich es merke, ein Zeitgefühl habe ich ohnehin nicht mehr.
Manchmal spüre ich einen Druck in der Brust oder im Kopf, der anschwillt, bis ich es nicht mehr ertrage und am Liebsten irgendwo hinunterspringen würde, nur damit es aufhört.
Manchmal fühle ich mich auch neutral, fast niemals auch nur ansatzweise fröhlich.
Ich erkenne mich selbst nicht mehr, bin träge, lustlos, apathisch. Mir ist es egal, was ich tu oder lasse, egal welcher Film angeschaut wird oder was ich am Abend mache, was es zu essen gibt, wen ich sehen werde, ob das Semester wieder anfängt oder ob die Welt untergeht.
Oft fange ich grundlos an zu weinen und kann nicht mehr damit aufhören. Ein befreiendes Weinen ist es selten, manchmal geht es mir danach besser, manchmal ist alles genauso trostlos wie zuvor.

Das Schlimmste für mich ist, wie "es" sich auf meine Beziehung auswirkt. Ich kann Felix nur noch schlecht wahrnehmen, manchmal fällt es mir schwer, mich an sein Gesicht zu erinnern, wenn er nicht da ist. Immer öfter habe ich fast wahnsinnige Vorstellungen davon, dass wir eine einzige Person sind, nicht zwei, das wir miteinander verschwimmen und eins sind, uns nicht mehr voneinander abheben. Gestern Abend habe ich mir allen Ernstes eine ganze Weile lang eingebildet, Felix könnte möglicherweise nur in meiner Vorstellung existieren oder sei längst tot, weswegen ich plötzlich wieder weinen musste, aber davon wurde nichts besser. Es macht mir stark zu schaffen, dass ich ihn nicht mehr richtig wahrnehmen kann, oft auch dann nicht, wenn ich bei ihm bin.
Bei ihm geht es mir ein bisschen besser, als allein. Manchmal fühle ich mich am Abend fast normal, vor allem, wenn ich mich aktiv mit Felix beschäftige. Vor ein paar Tagen hat er mir am Abend so lange aus der Unendlichen Geschichte vorgelesen, bis ich fast eingeschlafen bin. In solchen Momentan fühle ich mich besser, fast wieder lebendig. Aber sie sind rar.
Die restliche Zeit verbringe ich mit Grübeleien, meistens über mich und Felix, wahrscheinlich weil es immer am einfachsten ist, denen die Verantwortung zuzuschieben, die am Präsentesten sind.
Felix ist mein Leben, ich liebe ihn abgöttisch aber ich kann das momentan nicht fühlen. Ich weiß es, aber das Gefühl fehlt mir fast immer. Manchmal habe ich genusowenig Lust, ihn zu sehen, wie alle Anderen. Dann will ich mich am Liebsten unter meiner Bettdecke einigeln und nichts mehr sehen, nichts mehr fühlen, einfach weg sein.
Ich habe irrationale Angst davor, mich irgendwann von Felix trennen zu müssen, weil es an "uns" liegt, dass es mir so schlecht geht. Dabei weiß ich ganz genau, dass er mich niemals verlassen würde, dass uns eigentlich nichts trennen kann. Die Angst ist viel eher, dass es mir mit ihm nicht gut gehen "kann", dass mein Leben und mein Geist ihn einfach "aussortiert" gegen meinen Willen. Dabei kann so etwas nicht passieren. Warum sollte ich nicht mit ihm zusammensein können, wenn ich das will? Und ich will es unbedingt, weil ich ihn liebe.

Ich weiß nicht was mit mir los ist.
Aber es geht mir so schlecht, wie vorher noch nie, und das, obwohl momentan einfach alles gut läuft.
Ich will, dass es aufhört, dass alles so bleibt wie es ist, nur ohne diese beschissenen Gefühle (oder auch diese beschissene Gefühllosigkeit, ohne diese Angstzustände, ohne dieses Drücken in der Brust).

H I L F E ! ! !


Kommentare


unbekannt
11:39 21.09.2009
ich weiss, dass du nicht viel davon hälst, sowas vor einem arzt auszubreiten aber ich würd mir hilfe besorgen.
drück dich.


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18:43 20.09.2009
süße-ich bin auch grad etwas sprachlos,das ist schrecklich alles... :(
und kann mich den anderen nur anschließen.
ich war depressiv,habe noch immer so schübe und ja,das kann auch soweit gehen dass man anfängt an seinem verstand zu zweifeln.
natürlich wird das alles nicht angenehm,aber in deiner situation kanns wohl nur noch besser werden..und so wärs vielleicht wirklich gut wenn du dich mal jemandem anvertraust,der wirklich rausfinden kann was los ist,was man dagegen machen kann,usw...
eigentlich ist doch alles gut,du bist nicht dumm,hast felix,maria...und uns hier.
es wäre mehr als schön wenn du das bald wieder alles leben könntest..ich drück dich ganz fest und biete ebenfalls meine hilfe an...wenn du jemanden brauchst..anfang oktober hab ich auch herbstferien,vielleicht magst du dann mal kommen,nach der hausarbeit?
hab dich lieb!
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17:23 20.09.2009
Dein Text ist ehrlich und bewegend.
Mein erster Gedanke war auch "Depression". KYO sagt du hast so ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter, dann wäre es der beste Schritt, dich ihr anzuvertrauen. Ich hatte eine Phase, da war mir zwar nicht alles egal, aber ich hatte ähnliche abstruse Gedanken, wie dass meine Mutter mich umbringen möchte, dass ich mir vielleicht alle Menschen um mich herum einbilde und ich bestimmt total verrückt bin. Außerdem kreisten sich meine Gedanken ständig um den Tod, zum einen hatte ich unsagbare Angst davor und zum anderen schien es mir das Einfachste. Nach drei, vier Monaten habe ich mich meiner Mama ansatzweise anvertraut und schon allein das hat mir unsagbar geholfen. Damit entlastest du dich etwas und sie kann dich unterstützen, um einen Weg zu finden, wieder Freude am Leben zu gewinnen.

Ich wünsche dir das Allerbeste
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15:29 20.09.2009
süße, ich bin sprachlos. verdammt, ich hätte nicht gedacht, dass es dir sooo schrecklich schlecht geht.
ich muss sagen, dass ich am ende nicht mehr ganz mitkam und mühe hatte, deinen gedanken zu folgen. du klingst so alleine. hach mensch!
ich kann zwar nicht mit vernünftigen erfahrungsberichten dienen, weil ich selbst nur kurze phasen kenne und meine mutter nie ganz konkret mit mir über ihre depression geredet hat (und die sich auch anders gedeutet hat), aber ich stimme den anderen zu, dass du zum arzt gehen solltest.
ich weiß, dass du kein großes vertrauen in ärzte hast und kann das von mir ja auch nicht behaupten, aber meine mutter hat damals zwei- oder dreimal so spritzen mit antidepressivum bekommen, die für vier wochen vorgehalten haben. das sollte zwar nicht zur gewohnheit werden, aber in einem akuten fall hilft das enorm. meine mutter konnte damit erstmals wieder durchschlafen, endlich mal an nichts denken und hatte dadurch auch die kraft eine therapie anzuleiern. vielleicht könnte dir sowas auch helfen, wenigstens kurz etwas erleichterung zu spüren. du hast doch so ein großartiges verhältnis zu deiner mutter. bitte sie doch, mitzukommen.
wie felix sich benimmt und um dich kümmert, finde ich ganz rührend und traumhaft. er ist toll und es freut mich zumindest lesen zu können, dass eure liebe so stark ist. du hast da jemand besonderen gefunden.
wenn es dir helfen würde, zu reden, dann ruf an!!!
ich mache mir sorgen und ich habe dich lieb!
ich hoffe, du kommst da bald wieder raus. es ist ganz schlimm, dich so zu "erleben".
fühl dich umarmt.
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13:16 20.09.2009
ich muß mich da Fly anschließen, und ein Arzt kann dir sicherlich helfen. das kann doch nicht so weitergehen!
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13:13 20.09.2009
Hey... ohne dich jetzt Bedrängen zu wollen, aber genauso hat sich mein Vater vor einiger Zeit auch ausgedrückt und uns gezeigt. Für mich klingt das stark nach einer aufkommenden, bzw. schon ziemlich präsenten Depression. Ich weiß, es ist schwer, sich aufzuraffen, aber du solltest besser umgehend zum Arzt gehen. Der kann dir helfen und dann geht es auch wieder bergauf!
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2009-09-20 14:20