Schilf (Juli Zeh)


»Wir haben nicht alles gehört, dafür das meiste gesehen, denn immer war einer von uns dabei. Ein Kommissar, der tödliches Kopfweh hat, eine physikalische Theorie liebt und nicht an den Zufall glaubt, löst seinen letzten Fall. Ein Kind wird entführt und weiß nichts davon. Ein Arzt tut, was er nicht soll. Ein Mann stirbt, zwei Physiker streiten, ein Polizeiobermeister ist verliebt. Am Ende scheint alles anders, als der Kommissar gedacht hat - und doch genau so. Die Ideen des Menschen sind die Partitur, sein Leben ist eine schräge Musik. So ist es, denken wir, in etwa gewesen.«

Und der Leser bleibt verwirrt zurück, den Kopf voller schwirrender neuartiger Gedanken. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich in der Straßenbahn die Augen zugekniffen und wieder geöffnet habe, um die Theorien zu überprüfen, nur um festzustellen, dass sich dadurch nichts ändern. Die Welt ist das, wofür wir sie halten. "Alles was möglich ist geschieht." Typisch Juli Zeh - ein mehr als nur kluger Roman, über den es sich lohnt, zweimal nachzudenken.

Meine Bewertung: 9/10