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Tagebuch Wühlmaus2
2009-09-22 12:57
Ein Anfang?
Ich hätte sofort zu meiner Hausärztin gehen sollen.
Keine doofen "Tipps" a la "Gehen sie mal ein Eis essen".
War ein gutes Gefühl, ernstgenommen zu werden.

Fürs erste hat sie mir die Telefonnummern von 2 Psychatern gegeben. Bei einem davon soll ich einen Termin machen um erstmal genetische Ursachen und ähnlichen Kram auszuschließen. Außerdem hab ich für den 21.10. einen Labortermin. Bluttests und sowas.
Vom Psychater werde ich dann - je nach Befund - wohl eine Überweisung zum Therapeuten bekommen.
Außerdem hat sie mir eine Packung Opipramol mitgegeben. Gegen akute Angstzustände, Warnehmungsstörungen, Spannungszustände oder sowas. Ich soll, wenns mir ganz schlecht geht, eine halbe Tablette nehmen. Sie meinte, das würde relativ schnell und gut wirken.
Außerdem meinte sie, dass alles, was ich sage, auf eine depressive Verstimmung hinweist. Wo die Ursachen liegen müssen wir halt rauskriegen.

Wobei ich da schon Ahnungen hab... war ja irgendwie klar, dass das letzte Jahr seine Spuren hinterlassen würde.

Erst das Beziehungs-Aus mit Christian, was mich ja doch irgendwie aus der Bahn geworfen hat für mehrere Monate. Ich erinnere mich an ähnliche Gefühle wie jetzt, nur dass ich das damals mit viel Alkohol, Party und Chrissy bekämpft hab. Und dadurch, dass ich relativ gleich mit Felix zusammen gekommen bin (wobei wir ja doch erst nach ein paar Monaten "richtig" zusammen waren... allerdings spielt das wahrscheinlich keine Rolle) werde ich wohl viel verdrängt haben. Ich erinnere mich daran, dass ihr es alle nicht glauben konntet, dass ich "so gut damit umgehen" konnte. Konnte ich wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich hab ichs nur verdrängt.
Ich muss in letzter Zeit relativ häufig an Christian denken. Nicht daran, dass ich ihn vermisse. So wie er jetzt ist mag ich ihn nichtmal besonders, im Gegenteil: ich finde ich relativ blöd, ziemlich langweilig, Computerfreak, der unheimlich stolz darauf ist, mit 12 mal was von Brecht gelesen zu haben, der sich schwülstig ausdrückt und sich vor Situationen, in denen es brenzlig wird, grundsätzlich drückt. Wirklich Spaß hatten wir zusammen jedenfalls nie, Spaß hatte ich mit Michi und Leo und den Jungs, nie mit Christian selbst.
Whatever. Jedenfalls merke ich, dass es in mir etwas zuschnürt, wenn ich an ihn denke. Wut wahrscheinlich, Enttäuschung, Verzweiflung darüber, dass alles endlich ist, dass ich mal in "so jemanden" verliebt war. Ich weiß nicht, wie ichs beschreiben soll.
Er ist mir völlig egal, so als Mensch. Es macht mir auch nix aus mit ihm zu kommunizieren, abgesehen davon, dass es sich eigentlich nie lohnt und ich nach 30 Minuten grundsätzlich ziemlich angekotzt bin.

Ähnlich geht es mir mit Selma. Ich bin nicht mehr wirklich in der Lage, über sie nachzudenken. Da ist eine Blockade und dahinter wummert es. Bei Christian irgendwie das Gleiche. Da ist so viel Wut, die ich nicht ausdrücken kann. Und gleichzeitig auch wieder Enttäuschung, Frustration. Ich hatte sie mal sehr gern, wirklich. Und ich hatte mir das alles so viel anders vorgestellt.

Vorhin hab ich mit Felix gefrühstückt und ne Weile ddarüber gesprochen. Er meinte, dass es wahrscheinlich ein erster Schritt wäre, einen langen Brief an Christian zu schreiben, in dem ich ihm mitteile, wie wenig ich von ihm halte, was er mir damals angetan hat, weswegen ich so wütend auf ihn bin und vielleicht auch, dass ich möchte, dass er endgültig aus meinem Leben verschwindet.

Erinnert sich jemand, dass ich zwischen November und März ständig krank war? Ich glaube ich hab 5 Mal Antibiotika genommen und zwischendurch ständig homöopathischen Kram. Ich hab gelesen, dass sich Depressionen am Anfang oft nur physisch äußern, Hilfeschreie des Körpers, die oft nicht erkannt werden.

Was mir allerdings ein Rätsel ist, ist die Tatsache, dass es mir in der Zwischenzeit, also so ca. seit März bis Ende Juli, richtig gut ging. Psychisch zumindest. Abgesehen vom Stress mit Selma. Wahrscheinlich hab ichs da dann einfach ausgeblendet oder so.

Jedenfalls glaube ich nicht mehr, dass ich da allein wieder rauskomme. Da ist so viel verdrängt, so viel kaputtgegangen. Ich bin so erschöpft.

Manchmal würde ich mich am Liebsten hinlegen und einschlafen und nie wieder aufwachen.

Hätte ich Felix nicht, dann weiß ich nicht, was ich tun würde. Aber wenigstens für ihn lohnt es sich, zu kämpfen. Das hat er verdient. Und ich finde, dass ich mir diese Beziehung, diese bedingungslose Liebe, die er mir entgegenbringt, ebenfalls verdient habe. Ich will ihn genau so lieben können.

Alles was ich will ist, mit Felix zusammenzusein, mit ihm glücklich zu sein, keine Angst mehr haben zu müssen.
Ich will Harmonie.
Ich will wieder Ziele und Träume haben.
Ich will wieder leben.

Kommentare


unbekannt
12:19 23.09.2009
finds klasse, dass du dich dazu überwunden hast.
und opipramol hab ich auch erst letzte woche bekommen. das hilft ganz gut.


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15:57 22.09.2009
Hey, finds ganz super, dass du den Schritt zum Arzt geschafft hast. Du wirst sehen, es wird bergauf gehen.
Dieses Opipramol scheint derzeit wirklich der Renner zu sein, denn mein Vater hat das auch verschrieben bekommen. Und das hilft wirklich! Er hat keine Nebenwirkungen gehabt außer am Anfang leichte Müdigkeit (was aber auch daran gelegen haben könnte, dass der die Zeit davor sehr wenig geschlafen hat und dann endlich wieder ruhig schlafen konnte ).
Ich drück dir ganz fest die Daumen!
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15:16 22.09.2009
Toll! Ich drück dir alle Daumen, dass du schnell in Behandlung kommst. Finde ich klasse, wie schnell du handelst.
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14:28 22.09.2009
ich wünsche dir ganz viel kraft, um da bald wieder herauszukommen. du sollst dich nicht länger so stumpf fühlen.
und es ist so eine unheimliche erleichterung, wenn man mal mit jemand unabhängigen sprechen kann und der einem diese ganzen unterschwelligen sorgen nimmt.
fühl dich umarmt! es kann nur besser werden!
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14:27 22.09.2009
Glaub mir, das hält man sehr lange aus... ich habe es 12 Jahre "ausgehalten", bis gar nichts mehr ging...
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unbekannt
14:08 22.09.2009
ich finds auch so toll dass du den schritt getan hast. nochmal ärztlichen rat aufgesucht hast und dich auf ne therapie einlassen willst. und man hält es aus, auch auf dauer, kann da aus eigener erfahrung von sprechen. aber es kann ewig dauern wenn man sich keine hilfe sucht und es geht wahrscheinlich nicht ohne dass alles andere drunter leidet. ich hoff so für dich dass es bald wieder aufwärts geht.

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13:36 22.09.2009
Ich weiß ja nicht, wo ich aktiv bin... ich habs einfach nicht mehr ausgehalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass überhaupt jemand sowas über längere Zeit einfach aushält... wobei wahrscheinlich Felix gut dazu beiträgt, dass ich mich darum kümmere. Schon wegen ihm.
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13:31 22.09.2009
Ich finds super, wie aktiv du was dagegen tust, das schaffen nicht viele!
Über diesen "Essen-Sie-ein-Eis"-Typen kann man sich echt nur wundern...Vollidiot
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