Ich brauche krankhaft viel Aufmerksamkeit.

Und wenn ich die nicht bekomme reagiere ich mit dem Totalrückzug, werde absolut unerträglich, launisch und zickig.

Das Schlimmste ist, dass ich das Gleiche von mir selbst erwarte. Dass ich mir kaum einen Abend zugestehen kann, an dem ich für MICH bin, ganz allein. Weil das ja Desinteresse an Felix bedeutet. Klar, ne? Und dann zweifle ich wieder an mir, meiner Liebe zu ihm, meinem ganzen Leben.

Achja, wenn er mich nicht viertelstündlich küsst, knuddelt und umarmt (mindestens) dann dreh ich sowieso am Rad und denke, er kann nie und nimmer der Richtige sein, weil er meine Bedürfnisse nicht befriedigt.

Das Problem hatte ich schon immer. Weswegen ich mir dann immer nebenher noch den ein oder Anderen "gehalten" habe, der mir die gebührende Aufmerksamkeit gegeben hat. In der Regel hielt ich das aber auf platonischer Ebene und habe mich lediglich ein wenig daran erfreut in langweiligen Stunden, in denen ich mich unbeachtet und ungeliebt gefühlt habe.

Und dann hab ichs doch mal probiert, hab mich auf Christian eingelassen und Rick vergessen. Merkwürdigerweise ging das sehr schnell. Wobei halt tatsächlich die Luft raus war.

Das Problem an der Sache war nur, dass mir Christian noch viel weniger gegeben hat, was ich wollte. Und ich mich daraufhin von ihm abhängig gemacht habe. Ich musste um Aufmerksamkeit betteln und war doch immer nur 3. Wahl hinter seinen Freunden und Flirts. Und klar, da hab ich mich noch mehr an ihn gehängt. Sehr gesunde Einstellung. Sehr erwachsen auch.

Und danach dachte ich dann, dass ich das nie wieder tun werde, dass ich mir nicht mehr wehtun lasse, niemandem mehr hinterherrenne.

Und wer muss darunter leiden? Klar, Felix. Weil ich mir jetzt einfach nehme, was ich "brauche". Weil ich ihn anmotze, wenn er nicht mit mir kuscheln will. Weil ich ihn permanent kontaktiere. Weil ich depressiv bin und somit noch mehr Aufmerksamkeit fordere, die mich wiederum auch krank macht, weil ich ja eigentlich auch ich selbst sein möchte.

Weil ich mir permanent Gedanken mache über mich, ihn, die Liebe, meine gescheiterten Beziehungen.

Und weil ich natürlich panische Angst habe, dass er mich auch verlassen könnte. Nur ist die irgendwo ganz tief drin, die darf nämlich nicht mehr raus, weils dann wieder so endet wie bei Christian. Deswegen lasse ich sie von innen fressen und spiele mir selbst etwas vor.

Ganz schlimm wird es, wenn ich mich mit Wiebke treffen. Martin macht mir ihr den Salsakurs, den wir auch machen wollten. Außerdem zieht er mit ihr zusammen und verbringt jede Minute mit ihr. Alles toller als bei uns, auch klar.

Ich bin echt ätzend.

Gut, dass ich morgen nen Termin bei Herrn S. hab. Wir wollten ja sowieso über mein Abhängigkeits-Problem sprechen.