Diese Woche...
Sonntag waren wir dann doch nicht im Tierpark . Es war einfach zu mieses Wetter – Wolken, Regen und absolut diesig. Aber um überhaupt mal raus zu kommen und ein paar Schritte zu laufen, sind wir dann zum Trödelmarkt nach Aachen gefahren .

Der Geburtstag meines Bruders am Montag war ganz OK. Aber mit der Blechbeule brauchte ich doch länger um hinzukommen, als ich gedacht hatte. Die Gesellschaft war schon fertig mit Kaffe trinken, hab aber dennoch ne Tasse Kaffe und ein Stück Kuchen bekommen. Gleich danach gab´s dann Brötchen…
Allerdings bin ich dann auch nicht mehr lange geblieben, ich hatte ja zu P. gesagt, dass ich so gegen 21 Uhr zu Hause bin. Als ich dann aber schon um 20 Uhr zu Hause ankam, stand er in der Küche, spülte und meinte, wieso ich denn schon zu Hause wäre. Tja!! Welche Überraschung??
Da er mich vormittags angerufen hatte und mir sagte er müsse mit mir reden, hab ich es auch verständlicher Weise nicht länger auf der Geburtstagsgesellschaft ausgehalten, schließlich wollte ich doch wissen, was er mir zu sagen hatte .
Nun…Er hätte jetzt angefangen sein Testament zu schreiben, welches er dann bei seiner Schwester Mo hinterlegen würde. Die Sterbegeldversicherung wäre auf meinen Namen ausgeschrieben (die Papiere hat er ja letzte Woche schon hierher gebracht) und ich solle Kontoberechtigung bekommen damit ich an sein Geld käme. Die Swarowski Figuren würde ich bekommen und alles Andere was noch übrig bliebe bekomme Flori. Er möchte gerne verbrannt und verstreut werden, kein Aufhebens um eine Beerdigung und auch keinen Beerdigungskaffe.
Langsam wird mir der Mensch unheimlich! Immer wieder redet er jetzt davon – dabei will ich davon nichts hören. OK! Mo meint auch, wenn er dann beruhigt ist, dann soll er es so machen. Doch mir gegenüber erklärt er immer wieder, er habe ja nicht mehr lange zu leben. Gut, dass er ziemlich krank ist, das wissen wir alle…doch ständig davon zu reden ist was anderes. D. meinte zuletzt als ich das alles erzählte, dass manche Menschen es wirklich vorher wissen, wenn sie sterben, oder zumindest merken, wenn es soweit ist.
Bei meiner Oma war es damals auch fast so. Sie lag im Krankenhaus und sie sagte immer wieder: Ich komme Freitag raus! Donnerstags waren wir noch alle zu Besuch da, meine Mom fuhr nach Hause und Omi meinte wir sollten doch nun auch fahren, ihr ging es gut und morgen käme sie ja sowieso raus. P. und ich haben dann noch vor dem Krankenhaus auf einer Bank gesessen und geredet und fanden beide, dass Omi wieder gut aussehen würde und es ihr sicherlich gut ging und wir freuten uns für sie, dass sie morgen entlassen werden würde. Dann brachte P. mich gegen 18:00 Uhr nach Hause.
Kurz vor acht ging mein Telefon und meine Mom sagte mit erstickter Stimme: Omi ist tot! Zuerst dachte ich, das ist doch nur ein Irrtum! Das konnte doch nicht sein, eben, vor noch nicht mal zwei Stunden war sie so lebendig und voller Energie – wie kann sie jetzt tot sein? Ich rief P. an und er brachte mich dann wieder ins Krankenhaus…und da lag meine Omi! Noch auf der Intensivstation im Wiederbelebungsraum. Sie hatten 30 Minuten versucht sie wieder zu beleben, doch ohne Erfolg. Sie sah aus, als ob sie schliefe, nur dass sie die Klebestreifen von den Atmungsgeräten noch im Gesicht hatte. Irgendwie konnten wir es alle nicht begreifen. Aber sie hatte Recht! Sie hat gesagt: Morgen komme ich raus !!! Sie hat nie gesagt: ICH KOMME NACH HAUSE. Nein…Immer nur: Ich komme raus.
Was ich damit sagen will ist, meine Omi war voller Energie und Lebensfreude in ihren letzten Stunden (so schien es uns jedenfalls) und sie hat uns fortgeschickt – als ob sie es gespürt hätte. Denn der Todeskampf muss kurz nach unserer Abfahrt begonnen haben. Als ob sie´s gewusst hätte, aber keinen von uns bei sich haben wollte. Keiner hätte gedacht, dass wir nur knappe zwei Stunden nach unserem Besuch die Nachricht über den Tod erhalten würden…und bei P. ??? Er ist schon mehrmals daran vorbeigerutscht! Wenn ich nur an die OP vom 4. November 1999 denke. Die Ärzte sagten mir damals, es wäre eine schwierige Operation und sie könnten nicht garantieren, dass er sie überleben würde. Die Chancen standen fifti-fifti. Und er hat überlebt und gekämpft.
Dann am 17. Februar 2004 mit dem Herzinfarkt! Es kann sich keiner vorstellen, wie es ist! Tage vorher hab ich schon gesagt, geh doch zum Arzt. NEIN!!! Wie Männer nun mal so sind. Doch dann am späten Nachmittag des 17. Februar kam dann die Bitte: Bring mich zum Doc!
Wie hilflos musste ich da stehen und zusehen. Er lag auf der Liege, sie gaben ihm Infusionen und er quälte sich um nach Luft zu schnappen. Zuerst kam irgendwie Wut in mir hoch und ich dachte nur: NEIN NEIN NEIN!! Das kannst du doch nicht machen! Du kannst nicht einfach so gehen und mich allein lassen!! Das darfst du einfach nicht!! Doch dann wurde mir richtig bewusst wie er sich quälte und mir kamen die Tränen und der Doc sagte nur: Lass ihn die Tränen nicht sehen. Ich stand einfach nur da und konnte nichts tun. So ein Gefühl von Hilflosigkeit kann man nicht beschreiben. Man ist einfach wie leer! Nachdem er dann im Krankenhaus auf der Intensivstation untergebracht war hab ich meine Eltern angerufen damit sie mich abholen und da konnte ich dann endlich meinen Tränen freien Lauf lassen.

Nun ja, dass alles wollte ich eigentlich gar nicht aufschreiben! Ich wollte ursprünglich über die vergangene Woche und nicht über vergangene Jahre berichten. Doch irgendwie…
Tja, dann werde ich das wohl noch nacholen müssen!