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Wednesday, 24. April 2024
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Tagebuch Vielliebchen
 1895-02-24 hh:mm
Ich hatte Hanna versprochen he...

Ich hatte Hanna versprochen heute in die Kirche zu kommen, es schneite aber wieder sehr stark und deßhalb blieb ich zu Hause. Mutter lies Frl. Harbach rufen um noch einiges an meinem Maskenanzug zu ändern. Ich habe keine Lust auf den Ball, der morgen sein soll, zu gehen. Der Ball von Landrats liegt mir noch in den Knochen. Ich soll den Rekruten Anzug anziehen, der mir aber gar nicht gefällt. Ich zog ihn mal bei der Näherin an u. die war ganz entzückt u. sagte ich sähe ganz reizend aus u. es wäre ein Jammer wenn ich nicht hinginge. – Am Mittag nach dem Essen kam Johanna und sagte, ob wir nicht spazieren gehen wollten. Horn habe sie gesprochen, er wolle zu Thietz gehen u. wollten dann acht geben, wenn wir durch die Bahnhofstr. kämen u. wollten dann nachkommen. Ich zog mich rasch an u. wir zogen los. Unterwegs begegnete uns die unleidliche Minna Leyendecker u. die hält uns auf u. machte einige Bemerkungen, daß wir ja auf einmal den Ahäuserweg liebten. Ich gab ihr ganz ruhig die Antwort, daß ich von je her den Weg allen anderen vorziehe. Wir gingen weiter und dachten nach, weßhalb die beiden nicht kämen, auf einmal stieß Hanna einen Freudenruf aus, dahinten kamen sie. Wir beschleunigten unsre Schritte. Sie holten uns bald ein u. gingen zusammen den bekannten Weg. Ich amüsierte mich köstlich mit Thietz, wir kamen kaum aus dem Lachen heraus. Ich erzählte ihm Schnurren aus meiner Kindheit. Zum Unglück begegnete uns auf dem Rückweg Herr Becht, unser früherer Lehrer. Die beiden mußten vorgehen, aber gemerkt hat er doch, daß wir zusammen waren. Ich ging dann nach Hause u. trank Kaffee u. dann machte ich mich zurecht für den Paulus. Dort amüsierte ich mich sehr gut mit meinen Freunden. Thietz begleitete mich nach Hause, ich hatte ihm schon am Mittage erzählt, daß ich wahrscheinlich doch auf den Ball ging u. hatte ihm mein Kostüm beschrieben. Er sagte, Stedman sei den Mittag atemlos mit aufgekrempelten Hosen zu ihm gekommen u. hätte gefragt, ob wir im Ahäuserweg gewesen wären. Er hätte ihm mit ja geantwortet. Er muß uns sicher von seinem Fenster aus gesehen. Mir ist es egal, wie und was er über mich denkt.
Ich trug Albert auf, wenn Bender, was ja so gut wie sicher ist, sein Examen bestünde zu gratulieren. Er stutzte und sah mich so fragend an, schließlich sagte er: „Sag mal hast du Bender auch gern.“ Ich gab ihm nein zur Antwort u. da lachte er dann übers ganze Gesicht. Dann frug er mich, ob ich ihn noch so lieb habe wie ich es damals gesagt habe u. da sagte ich ja. Wir gaben uns dann die Hand zum Abschied, da ich doch am Dienstag nach Wallmerod zu Didi gehe. Morgen sehen wir uns auch nicht, da ich nicht in die Handarbeitstunde gehen kann.

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