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Friday, 19. April 2024
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Tagebuch Vielliebchen
 1895-03-09 hh:mm
Ich bin heute noch ganz krank ...

Ich bin heute noch ganz krank vor Ärger. Ich besuchte den morgen Lene Gr., sie kam aber mit Hut u. Mantel zur Thüre herein u. wollte Obrist Winterberger gratulieren. Wir gingen zusammen bis an’s Denkmal, wo sie auf ihren Bräutigam warten wollte. Er soll auch ganz empört über mich gewesen sein, weil ich mit Thietz vom Eise nach Haus gegangen bin. Einfältiger Mensch der, soll sich an seiner eigenen Nase ziehen, mit wem ist er denn gegangen. Leider konnte ich Lene nit den Kopf zurecht setzen. Th. hab ich mal erzählt wie Lene Hesse so unverschämt war, sie sagte sie hätten sich im vorigen Kränzchen entsetzlich gezankt. Das muß ja recht erquicklich gewesen sein. Den Abend kamen Schlemmers, Stolls u. Richard an zu Papas Geburtstag, welcher morgen ist.
– um ¾ 7 Uhr mußt ich oben in der Aula sein, denn dieses mal fing das Conzert schon um 7 Uhr an. Als ich hereinkam waren schon alle versammelt. Stedman ließ mir eine sehr knappe Verbeugung zukommen, auf die ich dummer Weise dankte, ich hätte mir, als ich es gethan hatte, eine Ohrfeige versetzen können. Er setzte sich auch im Conzert weit hinten hin, sodaß ich ihn nicht, er mich aber sehen konnte. Um 9 Uhr war die Herrlichkeit schon zu Ende. Es ging sehr mau, die Sache u. hätten wir nicht die guten Sänger gehabt, dann hätten wir uns unsterblich blamiert. Nach dem Conzert wartete Männe im Flur auf mich, er sagte, Genth sei ganz wahnsinnig verliebt in mich u. ich solle lieber nicht am Montag nach Cubach gehen. Ich sagte aber ich müsse unbedingt hin, sonst nähme es Ella ernstlich übel u. dann habe sie auch Grund dazu. Am Denkmal trafen wir mit Genth zusammen, er wollte nicht haben, daß Männe mitgehen solle bis an unser Haus. Thietz frug mich, ob wir nicht wieder einmal spazieren gehen wollten, ich sagte aber die Leute sprächen so entsetzlich darüber u. erzählte was Lene zu mir gesagt habe. Ich habe jetzt seit dem Eise keine Silbe mehr mit Stedman gesprochen. Lene H. sagte, er sei einmal mit ihr gegangen u. habe gesagt, sie möge mir doch sagen, ich solle nicht mehr so gräßlich zu ihm sein. Lene hat ihm darauf geantwortet ich ließe mir nichts vorschreiben u. ich mache ja doch was ich wolle. Ich habe gesagt als ich weggegangen sei, ich sei allen böse u. ginge fort.

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