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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch Vielliebchen
 1895-03-30 hh:mm
Heute waren wir im Odersbacher...
Heute waren wir im Odersbacherweg gewesen u. sind dann über das Cement u. dann zu Tante Mischkes. Ich war am Abend in fieberhafter Erregung. Es war nämlich gegen Abend, ich sah aus meinem Zimmerfenster u. die beiden. Julu u. Boba mußten wohl aus dem Fremdenzimmer gesehen haben, da höre ich wie Frl. G. meiner Schwester zurief wir möchten doch, wenn sie schicken würde, herüber kommen. Als ich nachher mit Boba zusammentraf, sagte sie kein Wort davon u. ich hütete mich auch zu verraten, daß ich es mit angehört habe. Wir aßen so sehr spät u. Julu flüsterte Boba zu, ob sie es mir schon gesagt habe, sie verneinte ebenso leise u. sagte, wenn das Mädchen käme wäre es immer noch früh genug. Ich that, als ob ich nichts gehört habe u. verließ das Zimmer um mich in das meinige zu begeben, weil es mir zu furchtbar heiß war.
Ich sah zum Fenster hinaus, es war noch alles dunkel drüben u. ich dachte schon, er käme am Ende nicht. Da auf einmal flammte ein Licht auf u. bald darauf kam Boba u. sagte, Frl. Germany habe geschickt, wir sollten doch zu ihr kommen. Wir gingen hin u. ich sagte zu Boba, wenn sie dabei wäre, würde er nichts sagen. Er erhob sich dann als wir kamen, wir beide machten uns eine stumme Verbeugung. Frl. G. sagte, wir sollten uns mal die Hand geben. Wir thaten das auch, sprachen auch zusammen. Sie sagte, es dürfe aber auch nie mehr vorkommen, daß wir uns zankten u. that gerade, als ob jetzt wieder alles in Ordnung sei, aber ich glaube wir beide hatten das selbe Gesicht, daß wir doch noch nicht versöhnt seien u. spielten prächtig Komödie. Er sah mich sehr oft an, ich that aber, als bemerke ich das nicht, dann u. wann sahen wir uns auch noch an, wenn wir zusammen sprachen.
Gegen 10 Uhr gingen wir weg, er begleitete uns. Boba lief voraus u. er immer drei Schritte hinter mir her. Endlich sagte ich: Herr von Stedman, da kam er dann etwas näher u. ich bedauerte, ihm meine Bitte heute nicht vortragen zu können, da meine Schwester dabei gewesen sei. Er sagte, ich solle sie ihm doch jetzt sagen, ich erwiderte aber sehr schroff, nein es ginge eben nicht, da es länger aufhielte. Ob er morgen nach dem Paulus mitgehen wolle. Er sagte zu u. ich gab ihm noch zum Schlusse die Hand u. so schieden wir. O, wenn Boba ahnte.

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