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Thursday, 18. April 2024
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Tagebuch Vielliebchen
 1895-03-24 hh:mm
Heute morgen war ich in der Ki...
Heute morgen war ich in der Kirche. Dekan Moser predigte über Freiheit u. Liebe. Ganz wundervoll, ich fühlte mich bis in’s Innerste ganz getroffen. Nach der Kirche mußte ich an Stedman vorbei, er grüßte sehr knapp. Dann ging ich erst nach Hause um mein Gesangbuch wegzutragen u. dann machte ich mich auf den Weg nach Mischkes. Abermals begegnete mir Stedman u. Schenk. In Mischkes nun war es sehr lustig und schön. Emma u. Leutnant Culo waren auch da. Ich hatte Hermann Mischke zu Tisch. Er ist entsetzlich verändert. Nicht mehr so schön u. furchtbar still. Wir unterhielten uns aber ganz gut. Es kamen entsetzlich viel Gratulanten, die meisten blieben bis gegen 3 Uhr. Nach dem Kaffee wurde ein Spaziergang um die Stadt gemacht u. ich hatte zum dritten mal das Glück den treuen Freunden zu begegnen. Die ganze Karawane ging noch zu Jelgers rauf, ich marschierte aber nach Hause um mir meine Haare zu machen für den Paulus. Um 8 Uhr ging ich dann hin. Stedman sah mich fast gar nicht an. Nach dem Paulus ging Thietz mit mir nach Hause. Wir sprachen über furchtbar gleichgültige Dine, wie immer. An unserer Hausthüre erzählte ich ihm noch von meinen Erlebnissen. Und er frug mich ob ich wisse was Stedman gefehlt habe, ich meinte ganz unschuldig Influenza. Er sagte: „eigentlich solle er nicht darüber sprechen aber er habe sich wieder die Pulsadern aufgeschnitten u. habe, nachdem er das gethan entsetzlich gebrüllt, da sei Lau hinüber gestürtzt u. da habe er entsetzlich geblutet, u. Gaus habe zum Arzt geschickt, der habe ihn dann verbunden.“ Erst spöttelte ich darüber, aber als ich nachher Boba es erzählte, sagte sie darauf brauch ich mir nichts einzubilden, ich würde es noch sehr bereuen, daß ich so herzloslos zu ihm gewesen sei. Ich war ganz unglücklich an diesem Abend u. meine Rerie stellte sich ein, ich weinte u. gelobte dem lieben Gott, ich wolle mich bessern u. den ersten Schritt dazu, ich wolle Stedman um Verzeihung bitten. Ich fühlte es auch deutlich, daß ich ihn für immer verloren habe u. diese Erkenntnis war mir so entsetzlich, daß ich mich hätte erwürgen können vor Jammer u. Herzeleid.

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