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Tagebuch Verweckert
2006-12-24 23:39
Weihnachten?
Meine Weihnachtsbescherung meiner Selbst: Der Wahnsinn in Person.

Ich! Ja, ich - gerade der jenige, der Tag ein, Tag aus nur von der Vernunft, der Wahrheit und der Richtigkeit predigt ~ ist der unvernünftigste, närrischste und verworfenste Mensch den es gibt! Es ist eine Schande! Eine wirkliche Schande, so etwas zu tun, sich so gehen zu lassen und abzuschalten. Welcher normale Mensch ruft jemanden, besoffen wie ein Hauptmann, mitten in der Nacht an ? Da hab ich mir ja mal wieder etwas tolles getan. Nicht nur das mich jetzt mein Gewissen nur noch pausenlos erdrückt, nein, ich habs mir wahrscheinlich auch wieder mit Alexandra bis auf letzte Fünkchen Vertrauen verbockt. Ich hab sogar solche Gewissensbisse, dass ich mich einmal traue sie anzusprechen.
Mir scheint es zu gefallen im Dreck, denn jedes mal wenn ich mich herraus ziehe, mit einer unglaublichen Kraft des Denkens, werfe ich mich sofort wieder hinein und wälze mich sogar darin. Und baue mir, wie es sich gehört, wenn man einem richtig das Aufraffen versauen will, sogar nicht nur eigene Fallen - in dem ich mir schon im vorraus das Bein stelle mit selbstbetrügerischen Taten, Lügen und Stumpfsinn - sondern ich verbarrikadiere mir alles so sehr mit Emotionen, Gedanken, Tatsachen, dass ich garnicht erst wieder in Versuchung komme auch nur einen kleinen Schritt aus meinem jämmerlichen Wehklagen zu machen.
Diese Selbsterkenntnis macht mir Angst. Es muss der Wahnsinn sein, der mich befällt.
Es ist eine Qual, so zu leben, wie ich es tue. Manchmal packt es mich und ich bin kurz davor durchzudrehen. Bin nervös, unsicher, verzweifelt und zerstreut. Finde mich nur noch in Selbstmitleid, düsteren Gedanken und pessimistischen Anschauungen wieder.
Dabei mich nur auf einen Gedanken zu konzentieren ist unmöglich. Bekomme nichts gebacken, nichts ergibt auch einen Sinn und nichts bleibt woran ich mich festhalten kann. Ich habe soviel in mir und alles wird zu nichts. Und dann noch diese Schuldgefühle und Ängste im Genick - ich bin ein kompletter gedanklicher und emotionaler Schrotthaufen. Diese Schwermut macht mich fertig und jede Stunde gewinnt das Verlangen nach dem Ende, durch den Selbstmord, immer mehr meiner Willenskraft.
Das einzige worin ich mich beruhigen kann, um alles über mich ergehen zu lassen, ist die Philosophie. Doch sie ist nicht, nach dem ich Suche, sie ist auch nicht das was ich mir erhoffe und wünsche. Auch ihre Schriften basieren auf Dingen, die ich nicht vertreten kann.

Wohin denn leiden - schließ mir, Herr, den Mund.
Wirf mir die Augenbinden runter und den Stirnverband.

Apropos Weihnachten ~ . Lächerlich! Ich erkenne keinen Sinn etwas zu feiern, das man immer im Herzen tragen sollte. Besinnung ? Ich brauche mich nicht auf etwas zu besinnen, das ich sowieso jeden Tag aufs neue umwerfe und lebe. Christi-Geburt ? Dann doch eher den Weihnachtsmann ~ denn bei ihm wird kein Geburtsdatum erlogen. Symbolisch gemeint war das nur ? Na dann.,. Frohe Weihnachten meine Mitmenschen, seit für einen Tag bzw. einen Abend mal nachdenklich, gut und gerecht. Besinnt euch auf eure Konten und beschert mir bitte auch jeden Penner, den ihr Morgen sowieso verklagt.

Es ist wieder soweit, es weihnachtet sehr.
Die Dekorateure arbeiten schwer,
und große Kinderaugen gaffen
verzückt auf die neuesten Spielzeugwaffen.

Die Stadt ist belagert von Weihnachtsmännern,
vorsorglich gereinigt von Punkern und Pennern,
im letzten Waschgang weichgespült,
daß auch jeder die Reinheit der Liebe erfühlt.

Und weiche Flocken aus künstlichem Schnee
umsäuseln verträumt dein Portemonnaie.

Und draußen, wo wirklich die Kälte wohnt,
wo sich das Christkindgesäusel nicht lohnt,
drunten in den Asylen und Heimen
beginnt wieder das alljährliche Schleimen.

Ja, da warten sie dann, die Alten und Armen,
auf das behördliche Weihnachtserbarmen.
Und obwohl sie eigentlich gar nichts mehr glauben,
haben sie immer noch leuchtende Augen.

Und weiße, gepflegte Politikerhände
beschwören betörend das baldige Ende
einer Not, die schon lang nicht mehr nötig ist,
doch die beim Fortgehn schon wieder jeder vergißt.

Und wie nebenbei wird dann noch angetragen,
am Wahltag das richtige Kreuzchen zu schlagen,
damit die wirklich großen Weihnachtsgaben
bei denen bleiben, die sie immer schon haben.

Und eisige Flocken aus rußigem Schnee
brennen weiter Löcher ins Portemonnaie.

Und sie warten und warten, die Alten und Armen,
auf wirkliche Hilfe, auf echtes Erbarmen,
und obwohl sie eigentlich gar nichts mehr glauben,
haben sie immer noch leuchtende Augen.

Es ist wieder so weit, es weihnachtet sehr,
und wir tragen an unsren Geschenken so schwer,
und wir sind ja so jung und so irre gut drauf
und helfen schon mal jemand vom Boden auf.

Und das muß doch genügen, wir zahlen ja Steuern
und wählen doch Männer, die stets was beteuern,
und während wir denen alles glauben,
schleicht sich der Glanz aus unseren Augen.

Und es bläht sich und füllt sich das Portemonnaie,
und in die Taschen der Ärmsten rieselt der Schnee.


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