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Tagebuch Veruca
2004-12-07 21:04
Querubín, Julian Rathbone

Dieses Buch hatte ich schon lange im Auge, als gebundenes Buch war es mir aber einfach zu teuer. Also hab ich gewartet, bis ich es zufällig als Mängelexmeplar entdeckte und gleich zugeschlagen.

Die Personen in der Geschichte sind außergewöhnlich. David Querubín, ein Gesangskastrat und seine Schülerin Petra, die eigentlich einen anderen Namen trägt, den sie abgelegt hat, weil er zu unpraktisch ist. Diese beiden Personen verbindet eine eigenartige Geschichte. Zum einen die Liebe zu den Barocken Kastratenrollen des Operngesangs, für die sich Petra sogar die Brust verkleinerte um sie besser darstellen zu können. Zum anderen aber auch eine unglaubliche Geschichte. Beide hatten ein Verhältnis mit einem Elternteil; Petra, obwohl, oder gerade deswegen, lesbisch, mit ihrem Vater, der sich daraufhin umbrachte, und David wurde von seiner Mutter verführt.
Da das Gedächtnis des Sängers vor seinem 15. Lebensjahr komplett gelöscht zu sein scheint, begibt sich Petra auf die Suche um ihrem schwerkranken Lehrmeister bei der Erkundung seiner Vergangenheit zu helfen, die ihn von seiner psychisch hervorgerufenen Erblindung heilen soll. Mithilfe von Dokumenten, die ein Hypnotiseur von Traumbildern aus Davids Unterbewusstsein hergestellt hat, gerät sie immer weiter in seine unglaubliche Geschichte, die anfangs komplett erfunden zu sein scheint und entdeckt die Wahrheit darin.

In vielen Rückblicken schildert David seine Kindheit und Jugend und Stück für Stück tastet man sich als Leser vor, bis man bei seinem Lebensende angelangt, das am Anfang des Buches bereits vorweggenommen wird und das ebenso spektakulär ist, wie sein Leben; mit Petras Hilfe, begeht er Selbstmord.

Durch die schöne Schilderung Spaniens und vielen historischen Einwürfen, sowie einer interessanten Nebenfigur, bekommt das Buch sehr viel Farbe.

Kunst spielt in Form von Musik, die auf die Jetzt-Situationen der Personen bezogen wird, eine zentrale Rolle. Außerdem führen verschiedene Gemälde durch das Buch, was sehr viel Spannung erzeugt und auch die Gesichter noch lebendiger erscheinen lässt.

Julian Rathbone verwendet eine ansprechende, bildliche Sprache, die zwar einfach, aber nicht plump ist und durch die man in einen Lesefluss kommt, den man am liebsten gar nicht unterbrechen möchte.

Vielleicht ist die Thematik des Buches mit dem Kastraten und auch mit der Liebesbeziehung zwischen Eltern und Kind etwas anstößig oder unkonventionell. Dennoch hat mir diese Geschichte sehr gefallen. Für Leute, die sich für diese Thematik interessieren, oder ein spannendes Buch mögen und sich nicht gleich von allem abschrecken lassen, was nicht der Norm entspricht, kann ich es nur weiter empfehlen. Die Geschichte ist unglaublich schillernd, faszinierend und erschreckend wie bewegend.

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2004-12-07 21:04