Omakompatibler Alltagssinn
Mein Tagebuch erinnert mich immer an meine Oma, denn sie fragte mich immer, was ich denn so erlebt hätte. Da das alltägliche Leben mich nicht besonders interessierte als Kind und ich dachte, dass meine nicht alltäglichen, schweren Gedanken nicht geignet wären für einen Oma-Enkel-Smalltalk, entstand eine lange Pause des Schweigens. Ich kämpfte mit mir und versuchte die für mich unbedeutenden Erlebnisse, die ich tagtäglich erlebte irgenwie zu erinnern. Ein nächster schwieriger Schritt war es die richtigen Worte für die Unbegreiflichkeiten des Alltags zu finden. Bis ich dann ein Wort rauskriegte, war meine Oma schon längst am Herd und kochte mir eine heisse Schokolade. Erleichtert sah ich dann, dass sie beschäftigt war, denn ich hatte noch mehr Zeit zum Nachdenken und für die schwere Arbeit meinem Alltag einen omakompatiblen Sinn zu geben. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich die Welt nicht verstehe. Ich wollte meine gläubige Oma auch in ihrem Alter nicht mehr belasten mit meiner verzweifelten Suche nach Wahrheit, auch weil ich ahnte, dass ihr Glaube mir keine Antwort sein konnte.