Nathalie
Er war beim Friseur und hat ein neues Gebiss. Er hatte nur die obere Hälfte in den Mund gesetzt. Ich traf ihn vor dem Essraum. Er fragte mich, ob ich seine Fahne riechen würde so wie früher, wenn er mich in der Spielhalle besuchen kam. Aus der Jackentasche holte er eine Dose Energiedrink. Als wir später einen Platz gefunden haben in den italienenschen Hallen erfuhr ich noch, dass mein alter Freund sich einen nullkommaeinliter -Flachmann gekauft hatte. Ich schüttelte den Kopf und lächelte ungläubig. Christian musste auch lächeln. Er frage mich noch, warum ich ihm letztes Wochende ein Buch leihen wollte. Es handelte sich um „Leben lernen: Eine philosphische Gebrauchsanweisung“ von Luc Ferry: Christian, ich habe damit keine bestimmt Absicht verbunden. Ich dachte nur, dass Dich das Buch interessieren würde, weil es sich mit den Fragen beschäftigt, die auch Dich bewegen.“ „Welche Fragen denn?“ „Beispielsweise die Frage, welchen Sinn ein Leben haben kann“ „ Ach Sinn, dass sind doch alles nur Sinnkonstruktionen“
Ich hatte eigentlich nichtst anderes erwartet und ich wunderte mich deshalb schon nicht am WE zuvor als er das Buch nicht behalten wollte.
„Warum hast Du unterschrieben, dass man Dich operieren darf, wenn dein Leben keinen Sinn hat, denn du wußtest, würdest Du nicht unterschreiben, hätte das deinen Tod bedeutet.“ „Das war nicht Ich, der leben wollte, dass war ein blinder Lebenwille“ „Du meinst das, was Jaspers Vitalismus, nennt?“ „Ja genau...., das Gras, weiß ja auch nicht, warum es wächst“
Ich wußte aus fast dreißig Jahren währender Freundschaft, dass es keinen Sinn hätte meinem Freund einen Lebensinn aufzudrängen. Ich wußte aus eigener Erfahrung mit der Schwermut, dass tatsächlich nur unbekannte Naturgewalten das Empfinden totalen Sinnverlustes überwinden könnten.
Ich erzählte Christian davon, dass ich mich in der Winterdepression befinden würde und deshalb mich nicht in der Lage sehe die Wohnung herzurichten.