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Tagebuch Tyche
2006-05-30 16:22
Liebesbrief
Für den Fall der Fälle habe ich mir schon mal einen zurecht gelegt. Er verweilte lange Jahre im Keller meiner Mutter und vorher noch viele, viele Jahre zwischen zwei Buckdeckeln, die wohl schon älter sind als meine Oma es heute wäre.Einer meiner Schätze, die ich dort versteckt halte und die ich heimlich, wenn Mutter mal im Urlaub ist, dort aus bewusst nicht beschrifteten Mappen ziehe. Nur an der Farbe erkenne ich den potenziellen Peinlichkeitsgrad. Ursprünglich fand ich dieses einmalige Schrifstück, das hiermit, nach Jahren der unverdienten Geheimhaltung, einer virtuellen Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird, in einem Buch meines besten Freundes F., der durch meine Bekanntschaft mit seiner heutigen Frau bekannt wurde und somit hat die Copie dieses Briefes
eine zweifache Bedeutung. Er erinnert mich an das Kennenlernen meines besten Freundes F. Und er passt inhaltlich, auch wenn seine Liebeserklärung wohl "moderner" war, zum damals fast zeiggleichen Beginn der Liebe zu seine heutigen Frau.
Hier ist er mein Schatz, originalgetreu transskribiert, nur die altdeutsche Schrift kann ich nicht nicht wiedergeben:

"Liebeserklärung
Hannover, den 20.Mai....

Hochgeehrtes, wertgeschätztes Fräulein!
Schon oft stand ich im Begriffe, Ihnen, mein liebes Fräulein, ein Geheimnis zu offenbaren, das ich längst sorgsam in meiner Brust behütete, und das mich im tiefsten Herzen bewegt und beunruhigt;
aber stets fehlte mir dazu der Mut, und jedesmal erstarb mir das Wort auf den Lippen, so oft ich in Ihrer beglückenden Nähe war. Ich kann es aber nicht länger tragen, mein Herz drängt mich, es Ihnen zu offenbaren, und darum greife ich zagend und bangend zur Feder, um jenes Geheimnis dem Papiere anzuvertrauen.--- Sie ahnen vielleicht schon, mein Fräulein, was ich sagen will, und ich wage es offen auszusprechen: Schon lange haben mir Ihre liebe Gestalt , Ihr mildes, gütiges Angesicht, Ihre freundlichen Augen, der weiche Klang Ihrer lieblichen Stimme, Ihr sanftes, edles Wesen die Ruhe meines Herzens geraubt, mein ganzes Sinnen und Denken gefangen genommen und mich mit süßen, beglückenden Träumen beseligt, so daß in meinem Herzen nur noch ein Gedanke Raum hat, der Gedanke, Sie, mein teures Fräulein, voll und ganz zu besitzen, und ich es benennen muß: `Ich liebe Sie!`--Ja, teures Mädchen, ich liebe Sie heiß und innig, treu und wahr!---Erschrecken Sie nicht über diese inhaltsschweren Worte, und zürnen Sie mir nicht!
Gönnnen Sie mir die einzige, mich unaussprechlich glücklich machende Freude, mir Erhörung zu gewähren und mir auch Ihre Liebe zu schenken. Vernichten Sie mich nicht durch eine absagende Antwort, und stillen Sie bald das brennende Verlangen nach Gegenliebe durch einen liebevollen Bescheid, um den Sie dringend zu bitten wagt
Ihr
Sie innig liebender
R.R. "

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leben 

Kommentare

01:05 31.05.2006
Übrigens, das Buch, in dem der Brief erschien stammt aus dem Jahr 1898.
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21:05 30.05.2006
Seufz, wie "beglückend"
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20:37 30.05.2006
ich hab dich auch lieb
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17:42 30.05.2006
Tja, der Brief ist wohl zu lang für eine SMS.
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unbekannt
17:35 30.05.2006
..übernächste... *schussel*

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unbekannt
17:29 30.05.2006
Faszinierend, die Sitten zu der Zeit. Es ist gut, die alten Sachen zu kennen.
Der "Tristan" von Th.Mann hat dann ziemlich brutal mit der Epoche
aufgeräumt. Ich bin gespannt, vielleicht erleben wir schon die nächste und
merken's nicht.


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