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Tagebuch Tyche
2006-06-20 00:46
Ich lebe
Wenn man als sehr junger Mensch sich sehr viele Gedanken macht, ein sehr lebendiges Innenleben verspürt, dass überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist mit den Erfahrungen anderer Menschen, dann fragt man sich intuitiv folgendes: Nehme ich mich selbst falsch wahr oder lügt die übrige Welt? Ist meine Innenwelt oder die Außenwelt wahr? Nun, da ich noch leben, kann man sich vorstellen, dass ich letztendlich doch mir mehr geglaubt haben als den anderen, denn was ich in mir erlebte, war für mich Realität. Davon ausgehend, dass die Menschen doch irgendwie alle gleich empfinden müssten, die meisten aber nicht das ausdrückten, sagten, was ich empfand, kam ich zu der Schlussfolgerung, dass die anderen nicht das sagten , was sie fühlten und dachten. Dann fragte ich mich, lügen sie sich bewusst selbst an oder lügen sie sich unbewusst selbst an. Lügen sie sich bewusst selbst an, dann hätten sie aus irgendeinem Grund keine Selbstachtung. Lügten sie unbewusst sich selbst an, dann musst ihnen jemand ihre eigene Wahrheit zugedeckt haben. Wenn sie dann aber sprechen und nicht ihr Selbst spricht, wer spricht dann aus den Menschen?
Welche Mächte lassen die Menschen sich selbst vergessen und welche Mächte lassen die Menschen eine Sprache sprechen, die nicht die ihre ist? Und wenn die Menschen von diesen fremden Mächten abhängig sind, dann ist die nächst Frage: Welche Mächte beherrschen die Menschen? Sind es Normen, Konventionen, Gesetze, Klischees, Voruteile, die man blind übernimmt, weil es sonst nur schwer möglich wäre sich zu behaupten. Lassen wir uns beherrschen, damit wir herrschen können, damit wir nicht schwach werden und unter die Normen gehen, unter die Gesetze fallen? Wer bestimmt was wahr ist und was falsch ist?
Lohnt sich überhaupt der Denkaufwand? Ist es lohnenswert sich diese Frage ernsthaft zu stellen? Für mich war es keine Frage. Denn irgendetwas in mir ließ nicht zu, dass ich mich selbst belüge, dass ich den Text aufsage, den alle aufsagen, dass ich das tue, was alle tun. Irgendetwas in mir drängte mich unaufhaltsam auf mich selbst zu, irgenetwas in mir sagte mir , wenn Du es nicht tust, dann wirst Du nicht leben, dann wirst du sterben. Ich entschied mich für das Leben, für mein Leben und ich entschied mich für einen die Sterbenden und schon Gestorbenen nicht nachvollziehbaren Weg. Ich ging den Weg in mein Leben und nicht den Weg in das Leben wie es vorgeformt in den Regalen der Gesellschaft massenhaft liegt. In der Form eines gesellschaftlich vorgeformten Lebens wäre ich zerquetscht worden. Ich wusste intuitiv immer es geht um die Frage, ob ich leben will oder sterben. Ich wollte leben und ich zahle den Preis für mein Leben gerne, indem ich ständig Fragen produziere, die an mich gestellt werden.
Doch warum ich nicht gesellschaftlichen Hauptverkehrsadern gewählt habe, kann ich immer leicht beantworten. Ich wäre dort den sicheren Verkehrstod gestorben und so zog ich es vor kleine Nebenstrecken, selbst unbekannte schon fast nicht mehr begehbare Pfade zu begehen. Ich musste diesen Weg gehen. Denn ich wollte leben. Ich lebe.

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leben 

Kommentare


unbekannt
09:14 20.06.2006
Auf diesen Pfaden ist es oft einsamer...aber auch echter.

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2006-06-20 00:46