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Tagebuch Tyche
2006-07-21 23:15
F./Camus/Sommer
Heute abend rief ich F.an. Alleine Ihn während des Studiums kennengelernt zu haben, gab dieser Zeit einen Sinn, machte diesen Lebensabschnitt wertvoll. Er hat jetzt Urlaub, in der Schule gab es viel Stress, die Schüler waren, wohl auch wegen der Hitze, ziemlich anstrengend. Zuerst meldete sich seine Tochter am Telefon. Es war ein komisches Gefühl, denn in meinen alten Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit als sie ungefähr 1,5 Jahr alt war, war mir wieder präsent geworden, dass sie damals ins Krankenhaus musste, nachdem ihr heisse Wasser aus einem umgekippten Tauchsieder über den Arm gelaufen war.
Ich resümierte ihm die letzten Wochen, dass ich einen Bekannten als Nachmieter für meine Wohnung habe, dass mich immer noch bedrückende Erlebnis mit meinem Sohn, meine drohend näher rückender Geburtstag.
Wir verabredeten, dass wir morgen auführliche miteinander sprechen.

Die Sommer und speziell dieser Sommer, weil er jetzt schon so lange seinem Namen alle Ehre macht, erinnern mich immer wieder die wunderbaren Kindheitssommer. Es ging morgens zum Strand und wir blieben bis zuletzt. Diese Sommer haben den bitteren Seiten meiner Kindheit sehr viel von dieser Bitterkeit genommen.
Auch deshalb habe ich vielleicht immer gerne Albert Camus gelesen. Der Mann, der die Absurdität des Lebens beschrieb. 1995 verfasste ich in meinem damaligen "analogen" Tagebuch einige Sätze zu einem Fernsehbericht über Camus, in dem es um einen fragmentarischen Roman geht, den Camus ca.1 Jahr vor seinem tödlichen Autounfall begonnen hatte und es ist diese Widersprüchlichkeit zwischen dem Absurden, dass er in seinen Bücheren beschreibt und der Lebenfreude, die ihm in Originalaufnahmen, die in diesem Bericht gezeigt wurden, anzusehen ist, in der ich mich wiederkannte und wiedererkenne. Damals schrieb ich:

"Es ist 1.00 Uhr. Freitagnacht.
Wenn ich doch nur die Worte finden könnte. In dem Bericht wurden Aufnahmen von Camus gezeigt, wie er als Zuschauer eines Fußballspiels auf der Tribüne stand. Er freute sich in diesem kurzen Ausschnitt über ein Tor oder einen schönen Spielzug. Dieser Freude
im Gesicht eines fast 40jährigen Mannes konnte ich all die glücklichen Momente, die dieser als Kind in seiner Fußballmannschaft und im Sommer am Strand spielend, gehabt hat, ansehen"

Ich hatte nach diesem Bericht den Entschluss gefasst, dass Buch zu kaufen, tat es aber nicht, denn 42 Mark war mir zu teuer.

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leben 

Kommentare


unbekannt
09:54 22.07.2006
Ein interessanter Gedanke, den du damals hattest...einem Erwachsenen die schönen Momente seiner Kindheit vom Gesicht ablesen...ein schöner Gedanke; gefällt mir, sehr. Ich frage mich, ob das in meinem Gesicht auch geht

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2006-07-21 23:15