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Tagebuch Tyche
2006-06-08 21:40
Die Welt ändert sich..........
Es war ein Nachmittag wie aus einem Guß. Ich holte dich aus dem Kindergarten ab. Wir fuhren zu mir. Das Wetter war zu schön, um mit dem Auto zu fahren. Ich holte den Kinderfahrradanhänger aus dem Keller. Du machtest es dir gemütlich und wir fuhren durch den Sonnentag, der sich wunderbar geeignet hätte, die Weltenzeit anzuhalten. Wir waren uns einig: Du Schlumpfeis mit Streuseln aber ohne Gummibärchen, ich wie üblich zwei Kugeln: Haselnuss und Schoko. Wir schlenderten durch die Stadt. Auf unserem Marktplatz wurde gerade die Fahrgeschäfte und Wurstbuden des am Wochenende stattfindenden Jahrmarkts aufgebaut. Du hast beinahe dein Eis vergessen vor lauter Aufregung. Ich erinnerte dich immer wieder daran dein Eis zu schlecken, bevor es verdunsten würde. Du fragtest mich nach den Namen aller Fahrgeschäfte. Einige kanntest du von früher. Du setztest Dich vor eines dieser Fahrgeschäft und beobachteste wie die Leute letzte Hand anlegten, um alles betriebsbereit zu machen. Du hättest den ganzen Tag dableiben können. Damit wir rechtzeitig zur Musikschule kämen, sagte ich dir, wir müssten allmählich aufbrechen. Wir verließen den Markplatz, du auf meinen Schultern. Vom Bürgersteig aus sahst Du plötzlich drei Enten wie sie über den Markplatz inmitten der Fahrgeschäfte watschelten. Du fragtest mich, was die Enten denn hier wollten.Hier hättest du ja noch nie Enten gesehen. Ich antwortete nur, dass ich mich auch wundern würde und nicht wisse, wie und warum die Enten hier seien. Du hast kurz über meine Antwort nachgedacht und dann sagtest Du

:" Ach Papa, ich habe es schon ganz oft erlebt, dass sich die Welt ändert."

Es war noch Zeit. Wir fuhren zum Hafen. Wir hielten an einem Wasserspiel. Wir setzten uns auf die Kaimauer und beobachteten wie das Wasser über einige Stufen in den Hafen plätscherte. Es war ein blauer Himmel, die Sonne war sanft und warm. Du schmiegtest Dich an mich. Wir fuhren ein Stück weiter zum Strandkiosk. Du ein Cornettozitrone, ich einen Kaffee. Du schriest in die warme blaue Luft:

"Papa und jetzt laufen wir zum Meer, komm Papa, komm Papa zum Meer."

Du liefst zum Ufer, ich folgte Dir. Ich setzte mich. Du kamst zu mir, setztest Dich zwischen meine Beine, schmiegtest dich an mich und wir schauten auf das blaue Meer und die weissen Segel. Wir sprachen viel, wir lachten, wir tobten, wir wälzten uns im Sand. Und ich fragte dich, ich weiss nicht warum, was du vorhin zu mir auf dem Markplatz sagtest, als wir die Enten sahen. Du hast dich sofort erinnert:

" Papa, ich habe gesagt, dass sich die Welt ganz oft ändert."

Ich kann mich an zwei Situationen erinnern.
Es war ein sommerlicher Tag.Mein Vaterging mit mir zu einer Wiese in der Nähe des Strandes. Das Gras war hoch.Wir waren alleine.Er lag neben mir. Er sagte kein Wort. Ich wagte kein Wort zu sagen.
Später einmal gingen mein Vater und ich in die Stadt, zum Marktplatz, dort, wo sich die Welt änderte.. Er ging immer schnell. Wir gingen zusammen. Er sagte kein Wort.
Heute ist mein Vater tot.

"Die Welt ändert sich ganz oft."

Tags

leben 

Kommentare

15:32 03.07.2006
eigentlich nur...wow....für den spruch aus seinem mund
wie für den text....
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2006-06-08 21:40