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Tagebuch Tyche
2006-10-15 21:53
Anfang 1


„Herr es ist Zeit.Der Sommer war sehr groß“ (Rainer Maria Rilke)

Ja, er hatte alles getan, was alle Ratgeber alljährlich ratschlagen, um den Herbstblues nicht allzu laut werden zu lassen.
Doch nicht Fisch, nicht Magnesium, sondern die duftenden Farben des Herbstes, das Goldbraun des Laubs mächtiger Blätterträger, das bunte Rascheln einst lautgrüner Blätter, in denen Myriaden von Sonnenstrahlen des Frühlings und des Sommer geronnen waren, weckte in ihm eine süße Melancholie, spürend, dass es das Leben war, dass da unter seinen Füssen vergänglich knisterte. Dieser Wald, der steilküstig über dem Meer endet, das wiederum bei guter Sicht den Himmel küsste, war sein Lieblingsort. Hier einsamte es sich gut. Hier atmete er die zeitlose Freiheit stiller Natur. Hier lüftete er von Zeit zu Zeit seine Seele umgeben von alten borkigen Eichenfreunden, die schon immer da waren und die ihn immer gleichmütig empfingen, die es sich gefallen liessen, dass er sich ganz dicht an sie rantstellte, ja sich anschmiegte an ihren Baumkörper und dann hochschaute in die noch belaubte Krone, deren starke Astarme sich wie ein schützender farbenprächtiger Fächer über seinem Kopf ausbreiteten.
Hier, an seinem Lieblingsort, wo der Herbstwind dem Herbstwald nach und nach bunte Sonnenstrahlen von den Zweigen raubte , hier wo der Anfang eines Zyklus zum bunten Knirschen geworden war, hier war der Anfang des Tages, dessen Nacht mit einem Anfang enden sollte.

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2006-10-15 21:53