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Tagebuch TT
2011-04-03 21:18
Fast Five
Fast Five

Fast Five ist nicht nur (Achtung Wortwitz) das jetzige Alter unseres Kleinen (fast fünf), sondern auch der sage und schreibe fünfte Teil dieser testosteron-(und das meine ich im Macho-Schwachsinns-Unsinne)geschwängerten Filmreihe, in der es irgendwie um heiße Schlitten, heiße Bräute und/oder heiße Bräuten auf/in heißen Schlitten geht.
Natürlich alles nur Vorurteil, habe nie einen dieser Filme gesehen, wahrscheinlich sind das alles cinemastische Meisterwerke mit einer Charakterausarbeitung, die ihresgleichen sucht.
Warum sollten auch sonst fünf Teile gedreht werden?

Nun gut, aber das ist nicht das, worauf ich hinaus wollte.
Heute möchte ich nämlich zur Abwechslung mal eine „Fast“-Geschichte erzählen. Also nicht schnell, denn das bis ich beileibe nicht, also beim Schreiben. Ansonsten schon, aber das ist ein anderes Thema.
Mehr so eine „Fast-also-beinah“-Geschichte. Aber ich sollte nicht meinen Wortwitz kaputt machen, gell?

Wie dem auch sei, wodurch zeichnet sich eine „Fast“-Geschichte aus? Nun, dadurch dass eben nur „fast“ etwas passiert ist. Und meistens zieht man dieses „Fast“ dann bis zum Ende hinaus, damit der geneigte Zuhörer nicht merkt, dass er sich geraume Zeit irgendeine Story zu Ende an hört, die dann aber eben doch nicht die vermeintlich angekündigten Konsequenzen hat. Sondern eben nur „Fast“. Deswegen verrät man auch nie, dass man eine „Fast“-Geschichte erzählt. Sonst geht einem ja die Pointe flöten. So wie: Kennst Du schon den Witz mit dem Fußabdrücken im Pudding? Naja. Oder so wie diese dämlichen „Traumfolgen“ bei den amerikanischen Serien… da schaut man und wundert sich, was da so passiert, dann steht der Bobby doch wieder unter der Dusche. Jemand aus den 80ern hier? Nein? Seufz.

Also, eigentlich wollte ich meine „Fast“-Geschichte im direkten Anschluss an den Idiot 3.0-Eintrag machen, dann kam aber meine Krankheit dazwischen. Von der ich übrigens, also damit meine ich den Grippevirus, wieder genesen bin. Jetzt nur noch Bakterien. Bin halt ein fieses Kerlchen. Dennoch hatte ich mir sogar Zeit genommen, aus meinem Krankenbett heraus das neue iPad vorzustellen. Ach nee, das war ich ja nur fast.

Wie dem auch sei, die Krankheit kam dazwischen und zum damaligen Zeitpunkt war die „Fast“-Geschichte ja noch gar keine, sondern eher eine Fakt-Geschichte, die sich erst später in Luft auflöste. Ist es nicht witzig, wie viel Unterschied ein „k“ und ein „s“ machen können, oder?
Und ist es nicht cool, dass ich jetzt immer noch nicht mit dem Erzählen angefangen habe?
So viele Wörter wieder sinnlos verpulvert. Herrlich.

Aber gut… fangen wir mal an.
Von der eigentlichen, also blutigen, Familie meines Frauchens wusste ich nicht viel, als wir uns kennenlernten… und auch nicht wirklich viel mehr, als wir dann zusammen gekommen sind. Das Meiste hat sich erst in den Jahren danach ergeben und vieles sogar erst vor Kurzem. Frauchen ist jedenfalls ohne Geschwister, dafür aber dennoch in relativ geregelten Bahnen (also verheiratete Eltern) bis zu Ihrer Pubertät groß geworden, als das Ganze ein wenig aus dem Ruder geriet. Wenn man sie heute fragt, sagt sie immer ganz lapidar, dass ihre Mutter krank geworden ist. Also psychisch. Und dann hat sie sich einige Ticks angeschafft. Das fing mit Kaufräuschen an, ging dann ins Horten über und folgte dann zu einer Psycho-Kur, aus der sie dann derart gestärkt hervorging, dass doch Mann und Tochter an der ganz eigenen Misere schuld seien. Fortan lebten Schwiegervater und mein Frauchen für ein paar Monate abgeschottet in der oberen Etage des Hauses (ohne Küche), weil werte Mama das Erdgeschoss für sich einnahm. Schlösser wurden ausgetauscht und sie hatte ihr eigenes Reich.
Klingt verrückt, war aber genauso. Frauchen ist dann mit 17 und ihrem Vater ausgezogen.
Die Abschiedsworte ihrer Mutter?
„Der größte Fehler meines Lebens war, so ein Dreckschwein wie Dich in die Welt gesetzt zu haben.“ Keine Ahnung, ob sie sie vor oder nach diesen Worten angespuckt hat. Wenn das also einen Unterschied macht, meine ich.

Nun ja, der Kontakt wurde damit vor etwa 20 Jahren abgebrochen, die Großeltern stellten sich mehr oder minder auf die Seite der eigenen Tochter, auch die Tante der Mutter, die sich viel um mein Frauchen gekümmert hat (weil keine eigenen Kinder) hat gemeint, dass es ja nicht sein kann, dass sie mit ihrem Vater geht und sich nicht um die Mutter kümmert.
Fortan war es dann Schwiegervater und mein Frauchen gegen den Rest der Welt.
Zumindest für einige Zeit, bis er ihr dann freundlich deutlich klar machte, dass sie ja so langsam mal ausziehen könnte. Was dann dazu führte, dass sie damals, weil es ja vermeintlich das Praktischste schien, einfach mit ihrem damaligen Freund zusammenzog. Dass der sie dann ja gleich heiraten und schwängern würde… wer könnte das ahnen?
Aber was soll ich jammern? Ohne das hätten wir unsere Große nicht… und wer weiß? Vielleicht auch nicht uns…

Also gut, dieser kleine Exkurs musste halt sein. Schalten wir dann noch ein paar Monate zurück, als der werte Ex zu seinem Quartalsbesuch bei unserer Großen vorbeikam und ein Brief vom Notar in der Hand hielt… das für mein Frauchen bestimmt war.
Danach haben wir erst einmal etwa zwei Stunden gebraucht, um das Ganze zu verstehen.
Hätte vielleicht doch mal Jura studieren sollen, dann wäre ich schneller durch diesen Testamentsquatsch durchgekommen. Verstanden haben wir nur so viel, dass der Großonkel wohl verstorben war und dass mein Frauchen irgendwas bekommen hat. Soundsoviel Tausendstel von Planquadrat X mit Wohnrecht Y. Sollten wir wirklich etwas geerbt haben? Bauland? Oder so etwas wie eine Wohnung oder so? Das war dann der Startschuss für ein paar wirklich extreme Wochen.

Frauchen hat dann gleich bei ihrem Vater angerufen und alles erzählt, was man denn jetzt machen könnte und ob man sich melden sollte und und und. Wie gesagt, aufregend.
Mit zittrigen Knien hat sie dann wirklich bei der Tante angerufen (gut, dass die ältere Generation wirklich noch im Telefonbuch steht und auch ihre Anschrift in 20 Jahren nicht ändert) und ist dann auch gleich noch zu ihr rüber gefahren. Auch wenn sie sich ein bisschen erbschleicherisch gefühlt hat, war es dennoch ein gutes erstes Treffen.

Mit der Schwiegermama hat sich die Großtante übrigens auch verkracht und hat seit acht Jahren keinen Kontakt mehr. Irgendwie scheint die Frau nicht wirklich mit irgendwem klar zu kommen. Wie dem auch sei, in den ersten Gesprächen kam dann auch heraus, dass wir wirklich eine kleine Wohnung geerbt haben. Also nichts Großes, wo wir zu viert wohnen könnten, aber immerhin etwas, das man vermieten kann. Gegen Geld. Und/oder sexuelle Gefälligkeiten. Wobei – ist ja nicht meine Wohnung ;) ! Wir als Großgrundbesitzer! Also fast. Weil die Wohnung erst an uns geht, wenn die Tante dann auch mal nicht mehr ist. Erste Ernüchterung. Also ein Stückweit.

Nach diesem ersten Treffen ging es dann gleich weiter mit meinem Frauchen und dem Schwiegerpapa. Die waren ja nun mehr oder minder 15 Jahre aus dieser Familie raus und wurden nun doch ein wenig von der Vergangenheit eingeholt. Die Besonderheit der Familie meines Frauchens mütterlicherseits, mal von Stutenbissigkeit und Hang zur geistigen Nur-fast-Gesundheit? Tierisch viel Penunzen. War mir nie so bewusst (sonst hätte ich mein Frauchen viel eher geheiratet und ihr gleich zwei Braten in die Röhre geschossen) (doppelt genäht hält besser), haben wir ja auch nie so drüber gesprochen, aber Geld war nie das Problem in der Kindheit/Jugend meines Frauchens. Kaum zu glauben, dass sie sich zu hoffentlich guterletzt einen fast mittellosen Schlucker geangelt hat. Muss wohl Liebe sein oder so. Oder sie ist doch masochistisch veranlagt oder so. Wo war ich? Geld war nie das Problem und Schwiegereltern hatten sogar ein recht gut laufendes untermittelständiges Unternehmen laufen. Schwiegerpapa ist dann damals ohne alles raus aus dem Haus und aus der Ehe. Ich denke, so ein stückweit mussten beide darüber nachdenken, wie das früher so war, was da war und was nicht. Verarbeiten halt. Und haben deswegen auch noch öfter als sonst miteinander telefoniert. Schwiegerpapa hat dann auch gleich angesprochen, dass das liebe Tantchen bestimmt noch mehr hat, was sie gern innerhalb der Familie verschenkt.
So rein spekulativ.

Ging dann gleich aber Schlag auf Schlag, als sie dann an einem Wochenende anrief und mein Frauchen fragte, ob wir uns vorstellen könnten, einmal in Ihrem Haus leben zu können.
Besagtes Haus steht ein paar Orte weiter, 2 Etagen, unterkellert mit Garten und gefühlten 180 qm Wohnfläche. Natürlich schon ein bisschen älter, aber das Renovieren wäre ja noch das kleinste Problem, oder? Wir haben dann noch ein wenig überlegt und Ja gesagt. Auch wenn es ihr größter Wunsch war, dass wir auch dort einziehen. Wie gesagt, wir hatten ja gesagt.
Kann man sich das vorstellen? Von minus ganz viel auf eine halbe Mille (so schätzte Schwiegerpapa) in ganz schnell viel Zeit. So richtig fast. Also schnell meine ich.

Genauso schnell ist die Blase dann aber auch geplatzt. Also zwei Tage später. Mit der lapidaren Aussage, dass es nicht geht und dass das Haus anderweitig weg geht. Erklärung gabs dann wieder ein paar Tage später in einem persönlichen Gespräch. Das Zauberwort heißt Ehegattentestament. Stirbt einer der Ehepartner, geht das Vermögen an den Überlebenden, danach wird’s dann so verteilt wie gewünscht. Klingt eigentlich ganz gut und so unkompliziert. Ob es einen Nachteil gibt? Nun ja, wenn nur noch einer da ist, kann man das Testament nicht ändern. Auch wenn man wollte. Also wenn Tantchen jetzt noch mal heiratet und ihrem neuen Mann was geben will, dann geht das nicht. Oder Ihrer Großnichte, die so plötzlich wieder da ist und scheinbar doch nicht so übel ist.

Kurz gesagt: fast hätten wir ein neues Heim geerbt, gegen Erbschaftsgebühr, aber immer noch unverhältnismäßig preiswert. Aber eben nur fast.
Aber wollen wir uns nicht beschweren, wir haben zwar nur fast ein Haus geerbt, aber immerhin hat uns das Tantchen eine kleine Freude gemacht und wir können dafür in den Urlaub fahren. Und nicht mal fast, sondern echt.
Wird bestimmt schön. Und für jemanden, dessen Frauchen fast eine halbe Million geerbt hat, kann ich schon ganz gelassen darüber schreiben. Ist ja auch keine große Sache.
Oder? Also fast.

Kommentare

21:59 03.04.2011
irgendwie blick ich da jetzt auch nicht so ganz durch, aber ich bin grad erschrocken über die erlebnisse aus der vergangenheit. wahrscheinlich konnte ich mich deshalb beim rest nicht mehr so konzentrieren. ach mann.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2011-04-03 21:18