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Tagebuch tillfaber
2011-07-27 16:49
Nachträge

Samstag, 24.Juli 2011

Noch immer befinden sich meine Waagschalen zumeist in der Diagonale, und ich lebe das Leben eines von der Gesellschaft ausgespieenen Eremiten, exakter: ich habe mich selbst ausgespieen. Meine letzten "Aktivitäten" bestanden in der Aufkündigung einer "Freundschaft" zu einer einstigen Schulkameradin, die mich per facebook vor paar Monaten wiedergefunden hatte. Ich machte sie über dieses Portal zur Mitwissererin meiner Lebens- und Sinnkrise sowie meiner untauglichen Versuche, eine neue Liebe quasi aus dem Boden zu stampfen. Sie gefiel sich dabei in der Rolle der Lebens- und Liebesberaterin, maßte sich aber gleichzeitig an, mich einen negativen, rabenschwarzen Kritikaster zu zeihen. Das mag ja bis zu einem gewissen Grade zutreffen, doch brauche ich dazu keine Loserin, die selbst unglücklich in ihrem spießigen Reihenhaus hockt und Nacht für Nacht Internetspielchen spielt und zudem David Garrett anhimmelt. Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich mein facebook-account deaktiviert. Brauche ich nicht mehr und war zudem eine permanente Verführung, mich auf die Seite von Amelie einzuloggen, um zu schauen, was sie in ihrem armen Leben so anstellt. Ich will sie aber vergessen, um wieder frei zu werden in Seele, Geist und Physis. Ich selbst starre fast den ganzen Tag auf den Desktop des Computers, um irrationale Signale oder Botschaften zu empfangen, die mich von meinem Desaster zu befreien vermögen. Meine Initiative beschränkt sich auf den Nukleus zum Überleben. Das Hörspiel, Feature oder wie immer das zu nennen ist, macht auch keine richtigen Fortschritte. Vor paar Tagen bekam ich mich mit Peter ordentlich in die Haare, weil er nun - nach 2 Jahren Auseinandersetzung! - endlich erkannte (was ich immer schon gebetsmühlenhaft erklärte), dass das Leben von Otto Dix (dem Inhalt des Features) nur dokumentarisch gemacht werden könne. Ich beschäftige mich jetzt nur noch mit seiner "Heutigkeit" und sammle O-Töne zum Künstler. Einige habe ich schon, wobei der richtige Kracher noch fehlt. Mit der TV-Dokumentation über das 30. Jubiläum der hiesigen Stadthalle (in der ich selbst 9 Jahre arbeitete) gehen wir jetzt in die Produktionsphase. Das Material muss gesichtet, geschnitten und betextet werden. Darauf freue ich mich sogar. Am Ende wird es zwei Fassungen, eine journalistische und eine kürzere für PR-Zwecke geben.

Vorgestern war ich bei meiner hochschwangeren Tochter in Jena. Ich bekomme ja in den nächsten Wochen meine zweite Enkeltochter, diesmal eine Löwin, WoW!, geschenkt. Darüber freue ich mich ebenfalls mächtig. Nora und ich waren in der Jenaer Kneipenmeile "Wagnergasse" ausgiebig frühstücken. War schön. Und noch etwas gibt es zu vermelden. Ich habe per Kontaktbörse eine Textildesignerin aus Merseburg kennengelernt, die mir optisch und intellektuell sehr zusagt. Sie scheint von zupackendem und aktivem Naturell zu sein, was mir als eher Zauderndem ebenfalls sehr gefällt. Kurz und gut, sie will am Dienstag in unsere Stadt kommen, um sich auch die Höhlerbiennale anzusehen. Ich werde Karoline (so heißt die 55-jährige Dame) zum Essen einladen. Schau´n wer mal. Kein großer Erwartungsdruck. Ich habe aber das erste Mal seit langem wieder ein gutes Bauchgefühl. Heute oder morgen will sie anrufen. Klingt doch gar nicht so schlecht, was ich hier schriftlich so aufliste. Also Köppel hoch. Das Leben geht weiter.

Gerade hat mir die DHL den druckfrischen Genazino ins Haus gebracht. "Wenn wir Tiere wären". Den werde ich mir an diesem laut Wetterbericht regnerischen Wochenende zu Gemüte führen.

 

Sonntag, 24.Juli 2011

Warum mich immer die frauen verlassen...

 

Gerade habe ich den neuen genazino „wenn wir tiere wären“ gelesen. auch in diesem buch geht es um des autors grundproblem, das in all seinen romanen und erzählungen variiert wiederkehrt, um sein verzweifeln, seinen überdruss am leben. Was mir allerdings auffällt: obwohl sich das literarische ich in all diesen büchern nie sonderlich um seine frauen bemüht, immer allein und eigenbrötlerisch wohnt und agiert, hat es stets mehrere geliebte, die ihm nicht nur sexuell alles bieten, was sich ein mann nur erträumen kann, sondern sich auch sonst wie geduldige schafe all seinen launen und verschrobenheiten fügen. Da kam bei mir die frage auf, warum mich all meine frauen über kurz oder lang verlassen haben. Bislang habe ich das stets mit meiner schon in jugendjahren einsetzenden chronischen erkrankung, mit den vielen dialysejahren und den drei transplantationen zu rechtfertigen und kaschieren versucht. Aber ist es wirklich nur das?

 

Frau A

 

Bei A, mit der ich immerhin 18 jahre verheiratet war und 20 jahre zusammenlebte, spielte das gewiss eine große rolle, obwohl wir uns schon im verflixten 7. – da war ich zwar schon krank, arbeitete aber noch voll – trennen wollten. Wegen des kindes haben wir es dann doch gelassen und sind zusammengeblieben. Ich hatte aber schon damals des öfteren die vision, einfach abzuhauen, möglichst ans meer, möglichst keine spuren hinterlassend, nur mit meinen büchern, ein neues leben anzufangen. Wahrscheinlich habe ich A nie richtig geliebt. Ich brauchte nach der scheidung meiner eltern eben einen menschen, der mir nahesteht. Außerdem war sie die erste frau, mit der ich sex hatte (ich war mit 19 noch jungfer). Als wir uns dann verlobten und ein jahr später heirateten, habe ich mir keinerlei gedanken gemacht, ob sie die richtige, nämlich jene frau ist, mit der ich mein ganz leben verbringen möchte. Ich habe ihr nicht mal einen heiratsantrag gemacht. Nach einigen jahren ehe fragte sie mich mehrmals, ob ich sie noch einmal heiraten würde. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich das nicht wüsste. Ich denke, das hat sie sehr verletzt. Ich war auch nicht eifersüchtig, zum einen weil ich ihr 100%ig vertraute, zum anderen, weil ich sie dafür wohl zu wenig liebte. Als dann die krankheit massiv wurde, ich mit 34 invalidisiert wurde, setzte sich der trennungsprozess – bei mir eher verhalten oder gar nicht, bei ihr mit vehemenz – fort. In ihrem chef lernte sie den mann kennen, der ihr endlich den richtigen sex und das gefühl, begehrt zu werden, vermittelte. Während sich bei mir alles um mein beschissenes schicksal drehte, ich mich sicher auch bemitleidete und in melancholie und trauer schwelgte, bereitete sie ihr neues leben ohne mich vor. Als ich dann vage zu kämpfen begann, ich erfuhr von ihrer affäre erst nach zwei jahren, war es längst zu spät. Ihr entschluss, sich von mir zu trennen, stand endgültig fest. Nur wegen unserer tochter sowie aus gewohnheit und mitleid hatte sie es noch so lange mit mir ausgehalten. Seither sind über 20 jahre vergangen, in denen wir uns weder gesehen, geschweige denn, getroffen haben. Der kontakt riss ab. Sie hatte mir nichts mehr zu sagen. Meine versuche, das zu verhindern, scheiterten allesamt kläglich. Das hat dazu beigetragen, dass mir diese zwei jahrzehnte heute als nicht mehr zu mir gehörend erscheinen.

 

Frau B

 

B, meine jugendliebe, die ein jahr nach der trennung von sylvia wieder in mein leben trat, habe ich indes wahnsinnig geliebt. oder war auch das nur illusion. Obwohl es nur ein knappes jahr und zudem eine affäre war (sie ist bis heute mit ihrem damaligen mann verheiratet), war diese beziehung von großer leidenschaft und intensität geprägt. "Ich habe sie damals bedingungslos und in jedem zustand geliebt" und ihr das auch so gesagt. Hätte sie die kraft gefunden, sich von ihrem mann zu trennen, ich hätte sie geheiratet, ihre beiden söhne wie ein guter freund angenommen. Als dann ihr mann hinter unsere beziehung kam, hat sie sich letztlich für den vater ihrer kinder entschieden. Ich litt daran seh lange wie ein hund, so wie ich immer nach gescheiterten beziehungen litt. Heute kann ich mir ihre wahl letztlich gegen mich nur so erklären, dass sie mich nicht so liebte wie ich sie. Im unterschied zu mir, hat sie mir das auch nie gesagt, nur einmal geschrieben. Ihr mann war damals ein notorischer schürzenjäger und fremdgänger. Ich glaube, ein teil ihrer liebe zu mir bestand einfach in der weiblichen eigenschaft, es dem ungetreuen mann in gleicher münze heimzuzahlen, sich für die erlittenen demütigungen zu rächen. Das geeignete medium war ich. Mehrmals sagte ich ihr, dass sie sich entscheiden müsse, ich eine solche heimlichtuerei und letztlich auch würdeloses hintergehen auf dauer nicht ertrüge. Jahre später hat sie dann nochmals versucht, unser verhältnis aufzuwärmen. Da waren meine gefühle längst erkaltet. Kontakte heute: 0

 

Frau C

 

C lernte ich über eine kontaktbörse kennen. Sie befand sich, was ich anfangs nicht wusste, noch in einer mehr oder weniger platonischen liebesbeziehung zu einem wessi, den sie über ebay kennengelernt hatte. daneben lebte sie seit 20 jahren ohne trauschein mit einem partner, dem vater ihres sohnes, unglücklich und mit wechselnden liebschaften, zusammen. Als ihr verheirateter westlover ihr auch zu weihnachten nichts schenkte, bzw. sich nicht zu ihr bekannte, sprang sie nahtlos von ihm zu mir über. Das alles geschah in einem atemberaubenden tempo und mit einem eros, der mich nicht mehr klar denken ließ. Von anfang an war unsere liebe von vielen problemen überschattet, die ich aber - weiß auch nicht was mich ritt - in seelenverwandtschaft umdeutete. Rein äußerlich, mit ihrem hexischen sex und auch einigen mir sehr gefallenden charaktereigenschaften war sie genau mein typ. Gleichzeitig stellten sich aber peu á peu etliche grundlegende differenzen heraus: ihre krankhafte esoterik, ihr ungebildetsein, ihr fehlendes taktgefühl und gespür für situationen, ihre anlage zur untreue und ihre mitunter harte und herzlose art, ihre androgynität. Ich wehrte mich dagegen mit nächtlichen peinlichen szenen, sagte ihr z.B., ich sei nicht ihr letzter mann, sie würde mich sowieso verlassen, mit wutausbrüchen, wenn sie stoisch auf ihrem esoshit bestand usw. und wir tranken viel zu viel, was das ganze oft sehr schnell eskalieren ließ. erstes alarmsignal: obwohl wir drei jahre nur die wochenenden miteinander verbrachten, ertrug sie keine drei nächte hintereinander mit mir in einem bett. Wir schliefen meist nur die erste nacht im selben raum. Später kam sie statt am freitagabend erst am samstagmittag. Zuletzt dann ihre offenbarung: ich raubte ihr die energie, sie wolle nicht jedes wochenende mit mir verbringen. Dann von einen tag auf den anderen der cut und das sofortige verlieben in einen neuen, diesmal wieder einen sehr viel jüngeren, mit dem sie nun eine beziehung bis zum ganz gewiss irgendwann ins haus stehenden nächsten break hat. Entsorgt – und das verletzt mich am  meisten – hat sie mich wie ein altes paar latschen. Kontakt: keiner. vielleicht aus schuldgefühl. vielleicht, weil frau hernach nichts mehr mit zu tun haben möchte.

 

Also, warum bin ich es immer, der von frauen verlassen wird?:

 

 

1.    weil frauen richtige männer mit klaren ansagen wollen, auch wenn sie das zumeist leugnen.

2.    weil frauen keine frauenversteher brauchen, auch wenn sie das vorgeben

3.    Weil ich zu nachsichtig bin und meine wünsche nicht klar genug formuliere

4.    Weil ich ich nicht cool sondern einfühlsam, manchmal vielleicht sogar zu feminin bin

5.    Weil ich oft zu autistisch, statisch, sentimental, grüblerisch und zynisch bin

6.    Weil ich doch komplizierter bin als ich mir das eingestehe

7.    Weil ich durch die krankheit zu schwach und stigmatisiert bin

8.    Weil ich nicht vorzeigbar bin, was meine karriere- und beruflichen pläne anbelangt, den anforderungen von frau nicht entspreche

9.    Weil frauen schuldgefühle bekommen, wenn sie meinen niedergang mitbekommen und glauben, der auslöser dafür gewesen zu sein. dann ignorieren sie mich.

 

Montag, 25. Juli 2011

nur für herren!

eintritt auf eigene gefahr!

innerer monolog eines außenseiters!

 

ergänzung meiner liste eigener unzulänglichkeiten: 

 

ich bin ein egoistischer, unzärtlicher, egofixierter, engstirniger chinaforscher und widerling, der nach jeder selbstsüchtigen expedition, wie tief ins innerste auch immer, sofort alle viere gerade sein lässt, um wohlig grunzend, pigilike abzurollen vom forschungsobjekt seiner eindringungs-obsession. ein abscheulicher zeitgenosse, fürwahr! gut, dass der versager jederzeit substitutioniert werden kann durch einen versierteren, sensitivieren, sensibleren, innovativeren, nachhaltigeren, standfesteren, frühlingsfrischeren entdecker.

 

da ich diese zeilen verfasse,sitze ich in der menschenentleerten city,bei einem gepflegten sonntagnachmittagsbier.

 

hätte ich geahnt, dass "troglodyt" sich so nachhaltig einprägen würde, ich hätte nie und nimmer meinen neuen blog unter diesen alias gestellt. jedoch: es fehlen mir lust und energie, das nochmals zu korrigieren. also, mag meine selbstzerstörerischen entschlüsselungsversuche verfolgen, wer immer das möchte. er/ sie möge mich bitte nur mit kommentaren und elaboraten verschonen. wer möchte sich schon gern beim seelenstriptease in seinem stümperhaftem tagebuch erst spannen und dann auch noch auf seine problemzonen hin rezensieren lassen?

 

standortwechsel:

 

ich sitze nunmehr als einziger bierterrassenbesucher im "markt 1", dem ehemaligen ratskeller, quasi dem epizentrum städtisch-bürgerlicher touristenaktivität. ich werde hier in harten exerzitien 2- 3 weitere pils schlürfen, um hernach versöhnt mit der welt, nach hause zu schwanken und dennoch mich vor mir selbst ekelnd den sonntagsrest zu überstehen. gerade lugt sogar die sonne hervor + alles könnte gut sein. aber wir wissen ja: ich suche das negative und abartige wie ein trüffelschwein...und find es auch immer. zumindest in dieser stadt des Großen nichts. INSPIRATION INDIZIERE ICH NICHT - INTERVENTION DAGEGEN SCHON. - wow! welch doof, alkoholgeschwängerter halbgebildetensatz.

 

erkenntnis: ganz sicher gehöre ich in diese menschenentleerte, spießbürgerliche kleinstadt, nur 200 meter von meinem einstigen gymnasium entfernt.

DIE STADT DES GROSSEN NICHTS IST MEINE KONGENIALE ENTSPRECHUNG

 

 

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tillfaber (till faber) Offline

Mitglied seit: 26.07.2011
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2011-07-27 16:49