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Tagebuch tao
2005-03-07 01:41
- Taoismus -
Und hier ein wenig zum Thema Taoismus:Der Taoismus ist ein System von Vorstellungen, Erkenntnissen, Lehren und Übungen, die sich auf alle Lebensbereiche erstrecken, und in dem das chinesische Wesen so dicht und so deutlich wie in keiner anderen Äußerung Chinas zum Ausdruck kommt. Als innere Einstellung ist der Taoismus auch im heutigen China so lebendig wie eh und je; und als Methode der Wahrnehmung und Erkenntnis durchsetzt er alle Kunst und alle Wissenschaft des chinesischen Kulturkreises. So ist der Taoismus in der Entwicklung Chinas die prägendste und langlebigste (ca. viertes Jahrhundert v. Chr.) und dennoch niemals für die Staatslenkung angewandte Glaubensausrichtung. Die europäische Bezeichnung Taoismus leitet sich von dem chinesischen Wort Tao ab, welches korrekt ausgesprochen Dao lautet. Für die Übersetzung des Chinesischen ist die Anwendung der englischen Sprache am weitesten verbreitet, wobei die unterschiedlichen Klänge einfach eingeenglischt werden. Perfektionisten ist allerdings die korrekte Aussprache des D ans Herz zu legen. Für den Begriff Tao sind im großen Chinesischen Zeichenwörterbuch des Jahres 1915 gleich 46 verschiedene Bedeutungen angegeben, denn er ist einer der wichtigsten Begriffe der chinesischen Philosophie. Es lassen sich allerdings drei wesentliche Deutungen herausformen: Der begangene Weg soll nicht auf einen erfolgten motorischen Prozeß schließen lassen, sondern steht für seinen Weg machen im charakterlichen Sinne. Es wird also das Handeln in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt, wobei als Zielsetzung des Handelns die Verwirklichung, Entfaltung und Erweiterung des eigenen Wesens zu verstehen ist. Somit ist bereits die zweite große Bedeutung des Wortes Tao umrissen worden, die der einem jedem Wesen gemäßen Verhaltensweise (hsing-tao). Man spricht auch von sein Tao vollenden (ch'eng-tao), was nichts weiter bedeutet, als sein Optimum stets in harmonischer Weise herauszuarbeiten. Jedes Wesen hat somit sein individuelles Tao, wobei unter Wesen alles lebendige, also auch Flora und Fauna verstanden wird. Auch der Kosmos als Ganzes besitzt sein Tao. Die dritte und erhabenste Deutung des Begriffes Tao ist also die dem Kosmos gemäße Verhaltensweise. Philosophisch ausgedrückt ist Tao die im Kosmos immanente Ordnung. Erst mit dieser Deutung ereicht der Taoismus schließlich eine vom Individualismus abgelöste gesamtethische Zielvorstellung. Das Tao des Einzelnen ist eine Funktion des Tao der Gesellschaft, und das Tao der Gesellschaft ist eine Funktion des Tao des Kosmos. Der Hintergedanke dabei ist, daß erst durch die Ausentwicklung (die Reife) des eigenen Ich eine vernünftige und kreative Basis für die Unterstützung der Gemeinschaft geschaffen werden kann. Tatsächlich hat der Taoismus, wie das Zeugnis der Geschichte mannigfaltig bestätigt, schon seit 2000 Jahren betont, was wir erst neuerdings Individualismus nennen. Der taoistische Individualismus erfüllte in China durch die Jahrhundertwende eine wichtige sozialhygienische Funktion: Er wirkte als Gegengewicht zu den autoritären und totalitären Tendenzen des Konfuzianismus, der beinahe zeitgleich entstandenen und erst im 20. Jahrhundert durch den Kommunismus abgelösten Staatsform Chinas. Entgegen dem Taoismus war es die Ansicht des Konfuzianismus, daß nur über das gesellschaftliche Funktionieren die Menschlichkeit und die wahren Fähigkeiten eines Individuums entwickelt werden können. Die sich im fortwährenden Konflikt dieser zweitausend Jahre währenden Fehde komplementierte Glaubensstrebung ist auch im heutigen Kommunismus eindeutiger Inhalt der chinesischen Lebensphilosophie. Der Taoismus hatte allerdings in seinem negativen Bestreben auch immer wieder die Tendenz zur Staatsauflösung, weswegen es fortwährend in der Geschichte Chinas zu Reibereien, Chancen für andere Einflüsse, wie den Buddhismus, und Veränderungen in den Grundzügen der einzelnen Bekenntnisse kam. Schon seit des ersten Jahrhunderts vor der Zeitwende gab es keine Revolte, keine Reformbestrebung und keinen Geheimbund ohne das Vorkommen taoistischer Ansichten.

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2005-03-07 01:41