Willkommen auf Tagtt!
Thursday, 28. March 2024
Tagebücher » tao » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch tao
2004-10-11 21:31
Die amtliche Tatversion des 11.9.
„Die amtliche Tatversion des 11.9. ist unglaubwürdig“. Um diese hemdsärmlige Behauptung zu begründen, muß man nicht allzu tief in die Details gehen – über Tat, Täter und Hintermänner ist auch nach über zwei Jahren kaum mehr bekannt als nach zwei Wochen. Was wir aber alle kennen ist eine Version:„Die große Erzählung von Osama und den 19 Räubern“. Sie lautet zusammengefaßt so:



Die Türme des World Trade Center waren noch nicht eingestürzt, da tauchte in den CNN-Berichten über die Terroranschläge erstmals der Name des Hauptverdächtigen auf: Osama Bin Laden. Zwar hatten sich die Flugzeugentführer weder über Funk, noch mit einem Bekennerschreiben in irgendeiner Weise zu erkennen gegeben; zwar hatten Offizielle in den Stunden, Wochen, Monaten danach immer wieder betont, wie sehr man von dieser unvorhersehbaren Attacke überrascht worden war; zwar konnte zu diesem Zeitpunkt über die Hintergründe und Hintermännner der Tat noch nichts ermittelt worden sein, doch Bin Laden schien als Oberschurke und „Mastermind“ festzustehen, andere in Frage kommende Verdächtige wurden erst gar nicht benannt. Als Reaktion auf die Anschläge hatte Präsident Bush an einer Grundschule in Florida zuerst noch 25 Minuten Kindergeschichten angehört, bevor er in der Air Force One zu einem längeren Rundflug aufbrach und gegen 10 Uhr 37 am Telefon erfuhr „dass seine Frau Laura und seine beiden Töchter in Sicherheit sind. Scherzhaft fragt er, was mit Barney, dem Hund der Familie, sei. Andy Card, sein Stabschef, witzelt, der sei inzwischen Osama Bin Laden auf den Fersen“.
Man hat zwar bis vor kurzem noch Zweitklässlern gelauscht und wußte von gar nichts, kaum eine Stunde später aber jagt die Präsidententöle schon den Täter. „Das riecht nach Al Quaida“ soll CIA-Chef Tenet am Abend des 11.9. der um Präsident Bush versammelten Beraterrunde gesagt haben – und definierte damit den nächsten Baustein der großen Erzählung, das mysteriöse „Netzwerk“ des Terrorchefs. Bis dahin war der Begriff „Al Quaida“ in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt, nun machte er in Windeseile Furore: als heimtückisches, um die ganze Welt gespanntes Netzwerk von „Schläfern“.

Unterfüttert wurde dieser Baustein dann durch das ganze Arsenal von eindeutigen Hinweisen, die die Hijacker gleich haufenweise in Mietwagen und Koffern zurückgelassen hatten: Flugunterlagen fehlten genausowenig wie ein Koran, ein Testament und eine dezidierte Anweisung für die letzten Minuten an Bord. Damit waren alle Ingrediezien beisammen, um eine neuen Typus von Terroristen zu definieren: den islamistischen Terrorpiloten. Keine 48 Stunden nach der Tat wurden 19 von ihnen auf einer Fahndungsliste des FBI präsentiert. Dass sich in den Tagen danach sechs der als Hijacker benannten Personen lebend meldeten – und sich beschwerten, dass sie fälschlich auf diese Liste gelangt waren, half ihnen wenig. Sie stehen dort bis heute. Auch Osama Bin Laden, der sich kurz darauf in einem von Al Jazira gesendeten Video zu Wort meldete, und jede Beteiligung an den Anschlägen abstritt, wurde wegen dieses Dementis nicht entlastet. Sechs Wochen später reichten die USA ein von der CIA gefundenes Home-Video nach, in dem der „Terrorfürst“ angeblich seine Mitwisserschaft kundtut. Trotz der zweifelhaften Übersetzung, der fragwürdigen Bildqualität und der insgeamt dubiosen Herkunft ersetzt nun dieses Video als Baustein der Erzählung das erste. Bei den Medien-Rückblicken zu den Jahrestagen der Ereignisse im September 2002 und 2003 wird das erste, authentische Video mit dem Dementi Bin Ladens schon kaum noch erwähnt - in die Geschichte geht das verwackelte Homevideo mit dem angeblichen Bekenntnis ein.



Ein weiterer Baustein der großen Erzählung ist die Höhle Tora Bora im Norden Afghanistans, der vermeintliche Stützpunkt der Übeltäter. Dieser wird nun man nun bald, wie auch ihre Helfershelfer, die Taliban, mit Bombenhagel eindeckt: wir werden sie „jagen“, wir werden sie in ihren Löchern „ausräuchern“, wir werden sie kriegen, „tot oder lebendig“ verkündet Präsident Bush. Tot freilich, oder zur Strecke gebracht, wären Osama und die Al Quaida-Räuber zu nichts mehr nutze, noch könnten sie den Anlaß liefern, den „war on terror“ fortzusetzen und auf andere Regionen auszudehnen. Deshalb wird der großen Erählung jetzt ein weitere Baustein zugefügt: dass nämlich der „Terrorfürst“ Osama Unterstützung von einem anderen bösen Herrscher, Saddam Hussein, erhielt. Dies wird von den Märchenerzählern so oft wiederholt, dass am Ende alle Zuhörer glauben, die 19 Räuber aus der Tora-Bora-Höhle seien eigentlich Iraker gewesen und man deshalb nun gegen Bagdad in den Krieg ziehen müsse. Und auch wenn Osama längst gestorben ist, leben er und sein heimtückisches Netz von „Schläfern“ bis heute weiter – und werden nach Bedarf wachgeküßt. Demnächst in Syrien, im Iran, im Libanon ? Wie auch immer – dank des Phantomteufels Osama lauert das Böse nun immer und überall.



Soweit kurz gefaßt die offizielle Legende. Die tausendfach wiederholten Bilder der in das World Trade Center rasenden Flugzeuge sind tief in das Weltgedächtnis eingebrannt, und mit ihnen ist untrennbar die Assoziation »Bin Laden« und »19 Hijacker« verbunden. Wie in Säugetierhirnen solche Verbindungen gelegt werden, ist spätestens seit Pawlows Hundeexperimenten bekannt: Die gewünschte Assoziation wird durch ständige Wiederholung der verbundene Reize erzeugt. Dies, die permanente Wiederholung, die Penetration, wie es in der Werbesprache treffend heißt, ist ein zentrales, gleichsam physiologisches Kriterium erfolgreicher Propaganda. Die Botschaft muß eingebrannt, eingehämmert werden.

So ist uns einerseits völlig klar dass „Bin Laden“ und „Al Quaida“ dahinterstecken, doch andererseits wissen wir, zum Nachdenken forciert, eigentlich gar nicht nicht, warum das so klar ist. Eindeutige Spuren,gerichtstaugliche Beweise, polizeiliche Erkenntnisse, festgenommene Hintermänner – all das gibt es nicht, auch nach zwei Jahren keine Ermittlungsergebnisse, keine tiefergehenden Informationen. Es scheint, als ob wir wir einer Konditionierung anheim gefallen sind, die »WTC« und »Bin Laden« so untrennbar miteinander verknüpft wie der Pawlowsche Hund den Reiz mit dem Wurstzipfel. Von dieser gilt es sich, zumindest probeweise, zu befreien, um den Fall unparteiisch und objektiv zu betrachten. Nicht nur weil in Rechtsstaaten die Unschuldsvermutung so lange zu gelten hat, bis ein Gericht die Schuld festgestellt hat, sondern vor allem, weil jedes Vorurteil die Wahrnehmung trübt und verstellt.



Wenn wir Geschichte nicht erinnern, so einst der Philosoph George de Santayana, sind wir gezwungen sie zu wiederholen. Was die Geschichte der Aufklärung politischer Verbrechen betrifft scheint sich dies zu bestätigten. Zum 40. Jahrestag der Ermordung Kennedys im November 2003 wollte sich kaum jemand erinnern, dass die Aufklärung durch die Warren-Kommission eine Farce war, und so scheint sich diese jetzt mit der 9-11- Untersuchungskommission, der „National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States“ zu wiederholen. Die Angehörigen der Opfer, die sich in der 9-11-Untersuchugskommission unter Leitung des Senators Thomas Kean bürokratische Ausführungen von Versicherungsexperten und Staatsrechtlern anhören müssen – anstatt ihre brennenden Fragen etwa nach dem Ausbleiben jeglicher Luftabwehr beantwortet zu bekommen – kriegen angesichts dieser Farce langsam das Kotzen: „Ich weiß nicht ob mein Magen eine weitere Sitzung durchsteht, die am Kern der Sache vorbeigeht“, so Mindy Kleinberg, die ihren Mann im WTC verlor. Die Kommission, die von der Bush-Regierung überhaupt nur zähneknirschend und auf öffentlichen Druck von Witwen wie Mindy Kleinberg oder Kristen Breitweiser eingerichtet wurde und seitdem nach allen Regeln der Kunst „kastriert“ wird - so liegen bis dato nicht einmal die Unterlagen der Luftüberwachungsbehörden FAA und NORAD vor, die vom ersten Tag an verlangt wurden – verlor Anfang Dezember 2003 auch noch ihren schärfsten internen Kritiker. Der demokratische Senator McCleland, der die Verschleppungs-und Vertuschungstaktiken des Weissen Hauses in der Vergangenheit lautstark beklagt hatte, wurde auf einen (besser bezahlten) Posten als Chef der staatlichen Import-Export-Bank weggelobt und durch Senator Bob Kerrey ersetzt - einen Mann, dem enge Verbindungen zu CIA-Chef Tenet nachgesagt werden.



Es ist absehbar, dass eine Aufklärung der Hintergründe des 11.9. durch die Pseudo-Ermittlungen dieser Kommission nicht stattfindet, sondern als Ergebnis - ganz im Stile der Warren-Kommission beim Kennedy-Mord - eine Nebelkerze illuminiert wird. Weil die Großmedien diese Farce mitspielen spielen selbst Gerichtsklagen von Opfer- Angehörigen, wie der Prozeß von Ellen Mariani gegen die Bush-Regierung, keine öffentliche Rolle. Über die umfangreiche Klageschrift und ihre Kernpunkte, nach denen



Präsident Bush und weitere Offizielle wie unter anderem (aber nicht auschließlich) Cheney, Rumsfeld, Rice, Ashscroft und Tenet

1.) ausreichendes Vorwissen über den 11.9. hatten und versäumten, das Land zu warnen und die Anschläge zu verhindern

2.) seitdem die Wahrheit dieses Tags vertuschen

3.) deshalb den Mord am Gatten der Klägerin begünstigten und die Verfassung und verschiedene Gesetze der Vereinigten Staaten brachen und so

4.) nach dem RICO-Gesetz (Racketeering, Influence, and Corrupt Organization – ein in den 40ern zur Mafiabekämpfung eingeführtes Gesetz, MB) anzuklagen sind wegen verberecherischer Verschwörung, Behinderung der Justiz und fahrlässiger Tötung.



Über diese nicht ganz unerhebliche Klage wurden 3.000 TV- und Zeitungs-Journalisten informiert – zur Pressekonferenz am 26.November 2003 in Philadelphia jedoch erschien kein einziger. Außer dem rechten Propagandasender Fox-News, der 40 Minuten aufzeichnete und dann keine Sekunde ausstrahlte. Abgesehen von Alternativ- und Internetmedien hat kein Sender oder eine größere Zeitung dem Fall bisher irgendwelche Aufmerksamkeit eingeräumt. Ellen Mariani gehört zu den wenigen Opferangehörigen, die das staaliche Entschädigungsangebot (in ihrem Fall 1 Million Dollar) ausgeschlagen hat, da es mit einem Verzicht auf jegliche juristische Klagen verbunden war. Ihr geht es bei ihrem Prozeß nicht um Geld, sie verlangt, wie auch die anderen Witwen, nichts anderes als Aufklärung – doch die Wahrheit über 9-11 ist, wie zwei Jahre Nicht-Ermittlungen und Pseudo-Untersuchungen gezeigt haben, weitaus schwerer zu bekommen als eine Million Dollar.

Und so kommt es, dass wir heute, nach über zwei Jahren, letztlich soviel wissen wie wenige Tage danach: dass 19 „Islamisten“ mit Teppichmessern vier Flugzeuge gekapert und in die Twin Towers und das Pentagon gesteuert haben. Doch nicht einmal die Identität der Täter – geschweige den ihrer Hintermänner und Helfer - ist bis heute zweifelsfrei geklärt. Nach einem Bericht der australischen Sunday Mail waren im September 2003 erst drei der verdächtigten 19 Täter identifiziert. Anhand von DNA-Mustern, die mit denen der sterblichen Überreste aus den WTC-Maschinen abgeglichen wurden, sei die Identität von Mohammed Atta und zwei weiteren (ungenannt bleibenden) Hijackern aus den beiden New Yorker Flugzeugen nunmehr geklärt,heißt es in dem Bericht. Neun Leichen jedoch (aus der Pentagon- und der Pennslyvania-Maschine) liegen in einer Militärbasis in Maryland nach wie vor auf Eis, unidentifiziert. Wenn es sich dabei um die neun Entführer dieser Maschinen handelt, deren Wohnorte und Mietwagen aus den Tagen davor doch bekannt sind – warum werden sie anhand genetischer Spuren nicht identifiziert? Das FBI, so heißt es, habe bis dato für diese neun keine DNA-Muster zur Verfügung gestellt. FBI-Direktor Robert Mueller hatte am 19.4.2002 in einer Rede eingeräumt, dass die verdächtigten Terroristen nicht die geringsten Spuren hinterlassen haben. Das lässt in Umkehrung nur den Schluss zu, dass es für ihre behauptete Täterschaft keine Beweise gibt.



Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ unterdessen, das nach Erscheinen meines letzte Buchs versuchte, die Zweifel an der Identität der Täter als bloße Namensverwechslung und insgesamt als Unsinn abztun, strickt nach wie vor an der Legende von „Osama & der Wilden 19“ - zuletzt in einer reißerischen Aufmacherstory unter dem Titel »Das Geständnis. Was die Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September nach ihrer Gefangennahme den US-Ermittlern verrieten« , mit dem die Redaktion nunmehr die endgültige Festschreibung der herkömmlichen Legende vom 11.9. vermelden konnte: »Die beiden Chefplaner des 11. September haben gestanden – und mit den Protokollen ihrer Vernehmungen lässt sich jetzt ein genaues Bild der Vorgeschichte des Terroranschlags zeichnen. Die Aussagen enthüllen auch, wie Osama Bin Laden persönlich die Hamburger Todespiloten auswählte.«

Die angeblichen Geständnisse verdanken wir zwei Phantomen aus dem Off: den mutmaßlichen Al-Qaida-Mitgliedern Ramzi Binalshibh und Khalid Scheich Mohammed. Sie dienten auch schon den Reportern Nick Fielding und Yosri Fouda in ihrem Buch Masterminds of Terror als Gewährsmänner. Die vermeintlichen Tonbandaufnahmen mit ihren Interviews wurden zwar im Sommer 2002 über Al Dschasira ausgestrahlt, sind aber genauso dubios wie der Aufenthaltsort der »Chefterroristen« Ramzi Binalshibh und Khaldid Scheich, die von den US-Behörden an einem unbekannten Ort gefangen gehalten werden. Gerichten stehen die beiden Kronzeugen nicht zur Verfügung – weder im Hamburger Prozess gegen den angeblichen 20. Hijacker Mounir Al-Motassadeq noch in dem Verfahren von Zaccarias Moussaoui (ebenfalls ein angeblicher 20. Hijacker) in den USA. Beide Zeugenaussagen wurden jeweils aus Gründen der »nationalen Sicherheit« blockiert – was an sich nicht weiter wundert: Unter Folter gewonnene »Geständnisse« sind vor Gerichten nicht zugelassen. Zwar verschweigt der Spiegel nicht, dass die Aussagen erst zustande kamen, als sich amerikanische »Verhörspezialisten« der Inhaftierten angenommen hatten, und weiß auch, dass derlei Geständnisse juristisch wertlos und politisch international geächtet sind. Für einen reißerischen Aufmacher aber sind sie allemal gut. Auf die Einzelheiten der hier konstruierten »Operation Heiliger Dienstag« will ich gar nicht weiter eingehen, sie enthalten nichts wirklich Neues sondern stricken nur die Legende von Osama und der Wilden Neunzehn weiter. Wer es genauer wissen will, dem empfehle ich den (leider nur auf Englisch vorliegenden) Artikel »There`s something about Omar – Truths,Lies and the Legend of 9/11 « von Chaim Kupferberg, worin er darlegt, wie Ramzi Binalshibh und Khaldid Scheich seit Juni 2002 gezielt in die offizielle Legende eingewoben wurden und nunmehr als unsichtbare »Masterminds« allfälligen Propagandazwecken dienstbar sind.



Im November 2001 forderte Präsident George W.Bush vor der UNO –Vollversammlung:



„Wir müssen die Wahrheit über den Terror aussprechen. Laßt uns niemals frevelhafte Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem 11. September tolerieren, boshafte Lügen, die bezwecken, die Schuld von den Terroristen abzulenken, weg von den Schuldigen.“



In den zwei Jahren, die seitdem vergangen sind, ist die „Wahrheit“ über die Anschläge, wie wir gesehen haben, nicht bekannt geworden, „Verschwörungstheorien“ aber haben eine erstaunliche Karriere gemacht. Der Grund dafür ist recht einfach: seit diesem Diktum Bushs gilt jede Art von Zweifel an der vom Weissen Haus offiziell verkündeten Legende, jede Kritik an der offiziellen Version des 11.9, als Veschwörungstheorie. Bevor wir uns der merkwürdigen Inflation dieses Begriffs näher widmen kurz ein paar allegmeine strukturelle Anmerkungen dazu:



Verschwörungen sind eigentlich das Selbstverständlichste der Welt:

A und B verabreden sich hinter dem Rücken von C, um sich einen Vorteil zu verschaffen.



In der Weltpolitik, in der Wirtschaft, am Arbeitsplatz und - vor allem - im Liebesleben, sind solche heimlichen Absprachen im menschlichen Verhalten alltäglich. Da es auch in der Natur vor konspirativen Aktivitäten nur so wimmelt könnte man die heimliche Absprache, die Verschwörung, sogar zum evolutionären Standardrepertoire lebender Systeme zählen – aber wie auch immer, wenn verschwörerisches Verhalten als selbstverständlich und normal gelten muß dann natürlich auch verschwörungstheoretisches Verhalten. Das heißt, die Annahme von C, dass A und B sich zu seinem Nachteil abgesprochen haben könnten. Mit diesem Verdacht ist der Grundstein für eine Verschwörungstheorie gelegt, die im Folgenden von Hinweisen, Indizien – oder von purer Einbildung – gespeist und ausgebaut werden. Wird die Verschwörungstheorie durch einen defintiven Beweis erhärtet - der Partner wird beim Seitensprung auf frischer Tat ertappt, die "Watergate"-Tonbänder über illegale Polit-Machenschaft gelangen an die Presse - fliegt die Verschwörung auf und ist beendet. Oft aber ist ein solch defintiver Tatsachenbeweis nicht zu erbringen - deshalb fristen reale Verschwörungen oft ein ebenso langes Leben wie unbewiesene Verschwörungstheorien.



Verschwörungstheorien haben eine besondere Eigenschaft, die sie so attraktiv machen: sie reduzieren Komplexität. Vielschichichtige, komplexe Ursachen von Ereignissen werden auf einen einfachen Sündenbock reduziert. Dieser Sündenbock-Mechanismus ist uns offenbar sogar genetisch eingebaut - schon Schimpansen haben die Eigenschaft, bei Blitz und Donner auf Hügel zu rennen und mit der Faust oder gar Knüppeln gen Himmel zu drohen. Für das chaotische Ungemach, das über sie hereingebrochen ist, machen sie einen vermeintlichen Drahtzieher im Himmel verantwortlich.



Im Zuge der inneren Verarbeitung unverständlicher äußerer Katastrophen haben die domestizierten Primaten dann wahrscheinlich auch die älteste und bedeutendste Verschwörungstheorie entwickelt, die allgemein mit dem Namen "GOTT" abgekürzt wird. Also die Annahme eines unsichtbaren, geheimen, allmächtigen Schöpfers und Drahtziehers, der hinter dem ganzen Universum steckt – und diesem katastrophischen, chaotischen, unverständlichen Kosmos & unserer Existenz Sinn verleiht.



Halten wir also fest: Verschwörungen verschaffen den Beteiligten offenbar evolutive Vorteile und gehören deshalb zum Standard-Repertoire tierischen und menschlichen Verhaltens. Dadurch bedingt entwickelt sich der Verdacht, die Annahme, hinterrücks benachteiligt zu werden, als ebenso selbstverständliches mentales Verhalten. Verschwörungstheoretisches Denken scheint unter diesem Blickwinkel als etwas ganz Natürliches, und deutlich unterschieden von seiner krankhaften, übertsteigerten Form – der Paranoia – doch gleichzeitig steht dieses gesunde Mißtrauen in einer anrüchigen Ecke und hat einen schlechten Ruf. Diesen üblen Leumund verdankt das verschwörungstheoretische Denken seiner schon erwähnten Qualität, komplexe Zusammenhänge auf einen einfachen Sündenbock zu reduzieren und sich dadurch ideal zur Agitation und Propaganda zu eigenen. Ohne das Gespenst einer jüdischen bzw. kapitalistischen Weltverschwörung hätten Hitler und Stalin, die zwei blutigsten Verschwörungstheoretiker des vergangenen Jahrhunderts, ihre Tyrannei nicht betreiben können – und kaum ein Feldherr der Geschichte konnte seine Massen zum Krieg motivieren ohne auf diesen Sündenbock-Mechanismus zu setzen, und mit unbewiesenen Verschwörungstheorien dem Feind die Schuld zuzuweisen.



Auch wenn der schlechte Ruf von Verschwörungstheorien in diesem Mißbrauch als Propaganda-Instrument wohl begründet scheint, hält dies Verschwörungen nicht davon ab, stattzufinden – enthebt uns also nicht von der Pflicht, gesundes Mißtrauen und Skepsis zu entwickeln und anzuwenden. Doch seit dem 11. 9. 2001 – oder spätestens nach Bushs zitiertem Appell gegen den Frevel - fungiert der Begriff „Verschwörungstheorie“ als Rote Karte im politischen Diskurs, jedes Mißtrauen gegenüber den offiziellen Verlautbarungen gilt als „unpatriotisch“ bzw. „antiamerikanisch“, jede Skepsis gleichsam als Verrat. Die erstaunliche Aggressivität, mit der über die Veröffentlichungen der wenigen kritischen Journalisten und Autoren – in den USA und Europa sind es zusammen kaum ein Dutzend - hergefallen wurde, erinnert denn auch eher an die mittelalterliche Inquisition als an einen politischen Diskurs. Der Grund für diesen Rückfall in einen Wahrheits-Dogmatismus, die Ursache für das Zurückweisen jeder dissidenten Meinung als „Verschwörungstheorie“, liegt auf der Hand: die offizielle Version der Ereignisse, die Legende von Osama & den 19, ist selbst eine klassische, bis dato unbewiesene Verschwörungstheorie. Auch dieses Verhalten folgt einem bekannten Muster - bevor du beschuldigt wirst, beschuldige jemanden anderen – das freilich schon der Volksmund durchschaut, zum Beispiel wenn es in einer Runde schlecht plötzlich schlecht riecht; bei der Suche nach dem Urheber der olfaktorischen Verunreinigung gilt dann die Regel: „Wer ihn zuerst gerochen, aus dem ist er gekrochen“. Insofern können wir in Bezug auf den 11.9. den Schluß ziehen: diejenigen, die am schnellsten und lautesten den Gestank von „Verschwörungstheorien“ bemäkeln, haben sie wahrscheinlich selbst in die Welt gesetzt. Und diejenigen, die als „Verschwörungstheoretiker“ an den Pranger gestellt werden, haben am allerwenigsten damit zu tun.

Bei der offiziellen Version der Ereignisse handelt es sich um eine Legende und die Wahrheit wird seit dem 11.9. systematisch vertuscht.
Entspräche diese Legende der Wahrheit, dann hätte die größte polizeiliche Ermittlung aller Zeiten innerhalb von zwei Jahren Ergebnisse gebracht und die größten eklatanten Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten – von den fehlenden Original-Passagierlisten, über den fehlenden Flug-Funkverkehr der vier Maschinen bis zu den unerklärlichen Verspätungen der Abfangjäger – all dies wäre längst auf befriedigende Weise geklärt, statt unter dem Siegel der „nationalen Sicherheit“ gebunkert zu werden. Und wenn die Anschläge tatsächlich von einer autonomen islamistischen Gruppe ohne irgendwelche Helfer und Hintermänner vor Ort durchgeführt worden wären, wenn also – worauf die offizielle Untersuchung hinauszulaufen scheint – das Ganze das Ergebnis einer unglückseligen Serie von Pleiten, Pech und Pannen der Sicherheits- und Geheimdienste gewesen ist – dann wären bei den Verantwortlichen dieser total versagenden Behörden Köpfe gerollt. Tatsächlich aber wurde bis heute kein einziger Offizieller wegen irgendeines Versagens zur Verantwortung gezogen, im Gegenteil: die Kompetenzen und die Etats von FBI, CIA und anderen Diensten wurden deutlich erhöht. Der Direktor in der FBI-Zentrale etwa, Spike Bowman, der im Sommer 2001 die Hinweise seiner lokalen Agenten auf verdächtige Flugschüler ignorierte und Durchsuchungs-und Haftbefehle verweigerte, wurde nicht etwa gefeuert – er erhielt eine vom Präsidenten signierte Urkunde für „außergewöhnliche Leistungen“ und eine Geldprämie.



War etwa der 11.9. kein Versagen der Behörden & Geheimdienste, sondern ein Erfolg ? Für diese These lassen sich, außer dieser merkwürdigen Logik der Belohnungen, in der Tat zahlreiche Belege anführen – und einige der wertvollsten verdanken wir dem investigativen Reporter Daniel Hopsicker, der zwei Jahre lang in Venice-Beach, Florida recherchiert hat. Anders als die meisten Bücher, die sich kritisch mit der offiziellen Legende des 11. September auseinandersetzen, nimmt er sich nicht das komplexe Gesamtereignis vor, sondern richtet den Focus auf ein bestimmtes Detail des gesamten 9-11-Puzzles – Atta in Florida – und anders als die meisten Autoren, die als „Verschwörungsspinner“ und schlecht recherhchierende „Phantasten“ abgekanzelt wurden, hat er zwei Jahre lang vor Ort Klinken geputzt, mit Zeugen gesprochen, mit Nachbarn, Kellnern, Autovermietern, Taxifahrren, er hat Firmenregister gewälzt und detektivische Kleinarbeit geleistet. Einige der Zeugen, die Hopsicker aufgespürt und befragt hat, waren auch schon vom FBI ausfindig gemacht worden – doch erhielten sie die Anweisung, über ihre Beobachtungen zu schweigen. Keiner von ihnen wurde zu einer Aussage von der staatlichen Untersuchungskommission geladen – Informationen über Attas Aufenthalt und seine Aktivitäten in Venice/Florida vor und nach seinem offiziellen Flugunterricht von Juni bis Dezember 2000 sind offensichtlich unerwünscht. Warum, wird augenblicklich klar, wenn man sich die Aussagen anschaut, die die von Hopsicker interviewten Zeugen machen. So fand er zum Beispiel Attas amerikanische Freundin, Amanda Keller, die sechs Wochen lang mit ihm ein Apartment in Venice geteilt hatte und deren Berichte aus dieser Zeit so gar nicht in das bisherige Täterbild vom islamistischen Fundamentalisten Atta passen. Amanda hatte zu dieser Zeit pinkfarbene Haare und arbeitete in einer Striptease-Bar, in der auch Atta verkehrte; der vermeintlich verkniffene Gotteskrieger trank gerne Wodka Lemon, hörte am liebsten „Beasty Boys“ und sagte auch zu Kokain nicht Nein. So wenig wie seine „brothers“ mit denen er sich gelegentlich traf – keine bärtigen Turbanträger, sondern smarte Amerikaner, Holländer und Deutsche, die alle mit der Fliegerei zu tun hatten. Als seine Brieftasche einmal zu Boden fiel, sah seine Mitbewohnerin Pilotenlizenzen aus fünf verschiedenen Ländern – und als er einmal ohne gültiges Visum in die USA einreiste, verließ der den Inspektor der Einreisebehörde nach kurzer Zeit mit zwei gültigen Visa. Mohamed Atta, so machen Daniel Hopsickers Recherchen unwideruflich klar, tauchte nicht aus heiterem Himmel und einer afghanischen Höhle auf, um New York und den Rest der Welt in Schrecken zu versetzen, er war ein Elite-Zögling des Westens, eingetaktet in ein Umfeld und vernetzt in eine Struktur, das strukturell weniger einem neuen islamistischen Terrorismus ähnelt, als vielmehr den altbewährten, staatlich sanktionierten Operationen des verdeckten Waffen,- Drogen und Terrorbusiness - samt seiner Strohmänner, inoffiziellen Mitarbeiter und einem Geflecht von Tarnfirmen. Nicht eine unglückselige Kette von Pleiten, Pech und Pannen bei Polizei, Geheimdiensten und Militär - wie die offizielle Untersuchungskommission es uns glauben machen will - führten zu dem Desaster, sondern die helfenden Hände eben dieser Institutionen, die eben deshalb die Geschichte von Mohamed Atta in Florida bis heute vertuschen.



Ginge es mit rechten Dingen zu,müßte Hopsicker mit seinen Reportage schon so berühmt sein wie Bob Woodward und Carl Berstein, die in den 70er Jahren den Watergate-Skandal offenlegten. Aber 9-11 ist mehr als nur ein Hotel-Einbruch und ein lügender Präsident, es ist ein Jahrhundertverbrechen mit tausenden Opfern und globalen Konsequenzen. Seine Aufklärung hätte keinen politischen Selbstreinigungseffekt durch Aufdeckung eines Skandals zur Folge – wie es mit Watergate der Fall war - sie würde vielmehr die öffentliche Meinung und ihren Glauben an das demokratische System der USA und des Westens insgesamt in den Grundfesten erschüttern. Deshalb wird seinem Buch, das im Februar 2004 in Deutschland und den USA erschein, nicht davor geschützt sein, von den Großmedien der „Verschwörungstheorie“ zugeschlagen zu werden. Da aber zu diesem Genre mittlerweile nahezu alles gehört, was nicht auf der Linie des Weissen Hauses und seines Posaunenchors liegt, sollten Sie das zu erwartende Verdikt nicht weiter ernst nehmen.



„Verschwörungszeugs“, so stellte der amerikanische Schriftsteller und Historiker Gore Vidal unlängst fest, „ist heute offenbar die Kurzformel für ,unaussprechliche Wahrheit'." Wenn das stimmt, und das hier Dargelegte scheint dafür zu sprechen, dann sind wir, mit knapp 20-jähriger Verspätung, in der totalitären Matrix von George Orwells „1984“ gelandet – und seinem „Newspeak“: „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“, „Ignoranz ist Stärke“. Dass wir kein zentrales Ministerium für Wahrheit sondern eine dezentrale scheinbare Vielfalt von Medien haben, ändert wenig bis nichts am Unisono der Propaganda. So sind wir alle seit dem 11.9. 2001 zum Opfer einer Gehirnwäscheoperation geworden, die uns eine Verschwörungstheorie als Wahrheit verkauft – und den Terror weltweiter Imperialkriege als „Krieg gegen den Terror“. Nicht nur sind die fast 3000 Opfer des 11.September ungesühnt, sie wurden zudem dazu benutzt, weiteren Unschuldigen das Leben zu nehmen: 4.000 Zivilisten in Afghanistan, 10.000 bisher im Irak. Meschenleben, die für die Großmedien irrelevant sind und deshalb kaum vorkommen: „Krieg ist Frieden“ , „Ignoranz ist Stärke“ und „Wer nicht für uns ist, ist für die Terroristen“ . Letzteres stammt von Big Brother George W.Bush, der sein Gesetz zur verstärkten Abholzung von Wäldern „Healthy Forrest Act“ nennt und eine Erhöhung der erlaubten Schadstoffemmissionen „Clean Air Act“ . Orwellscher Doublespeak in Reinkultur – schon deshalb sollten sie darauf achten, wenn das nächste mal etwas als „Verschwörungstheorie“ geoutet wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein Stück Wahrheit handelt, ist groß.

Kommentare

Noch keine Kommentare!
Kommentieren


Nur für registrierte User.

tao Offline

Mitglied seit: 30.06.2004
71 Jahre, DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2004-10-11 21:31