Es ist erträglich. Die Kinder sind die beste Ablenkung, die ich haben kann.. Sie halten mich beschäftigt, fordern meine Aufmerksamkeit, meine Liebe.

Sie ist jetzt bei ihm in der Küche und hilft ihm kochen.

Es ist ein Scheissgefühl.

Mein Kopf sagt mir, dass es einfach so sein muss. Dass ich ihn nie hätte los lassen können, wenn ich das nicht mitgekriegt hätte jetzt. Dass wir wohl einfach nicht zueinander gepasst hätten. Dass ich mich in den Dario verliebt habe, den ich im Sommer kennen gelernt habe, und dass er wohl noch nicht so weit ist für diese Seite an ihm. Dass er raucht, schnupft, und immer mal wieder mit jemand anders rummacht. Dass er eine extrem hohe Meinung von sich hat, und dabei alle andern untergehen. Dass ich ihm zu brav, zu langweilig zu wenig vollkommen gewesen wäre.

Und mein Herz... Mein Gefühl sagt mir, dass das kindisch und ungerechtfertigt ist. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ihn genau so kennen gelernt habe, wie er ist. Und mein Herz kann noch nicht los lassen. Mein Herz sieht uns noch immer vor dem Stall im Mondschein sitzen. Mein Herz erinnert sich noch immer daran, wie er sich über Chea aufgeregt hat, nur weil sie mich mit ihrer Abreise getroffen hat. Mein herz fühlt noch immer seine Hand an meinem Rücken. Und erinnert sich daran, wie er bei der Rückreise in meiner Nähe fuhr. Und mein Herz klopft noch immer, wenn ich an die Umarmung denke, am Abend, bevor er ging.

Ich dachte immer, mir würde so was nicht passieren. All die Jahre habe ich niemanden an mich ran gelassen, weil  mich meine Familie genug belastete, ich einfach nicht die Kapazität hatte, mich mit weiteren Problemen rumzuschlagen. Ich hatte wahnsinnige Angst, verletzt zu werden. Dass man mir meine Unzulänglichkeit vorhält, wie mein Vater und meine Mutter es taten. Und ich war mir sicher, dass mich niemand lieben kann. Und dass ich mich erst recht niemandem zumuten kann.

Seit ich ausgezogen bin, bin ich erwachsener geworden. Noch viel selbständiger. Freier. Und ich bin selbstbewusster geworden. Habe mich endlich damit beschäftigt, wer und wie ich bin. Und damit begonnen, mich so anzunehmen, wie ich bin.

Nur so hatte ich den Mut, mich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Ich dachte immer, mir passiert so was nicht. So eine 'Jugendliebe'. Eine vergebliche Liebe, mehr als eine Schwärmerei, viel mehr, aber nicht erwidert. Ich dachte, so blöd bin ich nicht.

Und ich bin es doch, und kann nichts dagegen tun.

Musik hat mir geholfen zu schlafen. Die Wolldecke minderte die Kälte, auch wenn sie mein Herz nicht wärmen konnte. Inzwischen trage ich keinen Pullover mehr. Denn die Kälte, die mich zittern lässt, liegt nicht an der Temperatur.

Ich bin wütend auf ihn. Und gleichzeitig verstehe ich ihn. Mag es ihm - und auch ihr - gönnen. Ich will doch, dass alle um mich rum glücklich sind.

Aber es zerreisst mich. Es fühlt sich an, als würde mein Herz rausgerissen. Und das Gefühl geht nicht weg, egal, was ich mache. Ich muss mich zwingen zu essen, um normal zu wirken. Und ich laufe vor ihm davon. Weil ich es nicht ertrage, ihm nah zu sein. Weil ich dann nicht gegen den Schmerz ankomme.

Es ist mein Fehler. Ich muss lernen, damit umzugehen.