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Saturday, 20. April 2024
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Tagebuch staunistauni
 1986-11-17 hh:mm
Sehr kurzes Glück und ein folgenschwerer Entschluss

 

Elvira wurde das Gefühl nicht los, dass der Andere im Leben von Alexandra doch noch eine Rolle spielte. Jörg, der so froh war, in der tristen Armeezeit in Alexandra einen Lichtblick zu haben, merkte das nicht und glaubte, es regelt sich alles wieder, wenn die Armeezeit zuende ist.

Doch Mutters Gefühle hatten sich nicht geirrt.

Der Entlassungstag von Jörg wurde auch der Trennungstag von Alexandra.

Die Eltern waren gerade mit dem glücklichen Jungen heimgekommen, da drängte Alexandra darauf, mit ihm in ein Eiscafe gehen zu wollen.

Nach ganz kurzer Zeit stand der junge Mann völlig zerbrochen wieder vor der elterlichen Tür.

Es ist aus und vorbei!“ Sie hatte die Probezeit nicht bestanden. Da die beiden aber verheiratet waren, gab es auch eine Scheidung. Vorher musste noch viel Unschönes wegen der paar gemeinsamen Dinge, wie z.B. Geschenke, geregelt werden. Jörg wollte großzügig auf alles verzichten, doch da halfen die Eltern etwas nach. Alexandra wollte die schönen „Westgeschenke“, wie ein Kaffee- und ein Speiseservice nicht herausgeben. Da brüllte Elvira zum zweiten Mal in ihrem Leben, diesmal Alexandras Mutter am Telefon, an: Ohne Luft zu holen brüllte sie: „Helmut hat renoviert, die Fenster sind neu gestrichen. Wir haben den jungen Leuten gerade einen Tisch gekauft. Jörg hat sich so auf seine Entlassung und seine junge Frau gefreut und was macht die? Die springt mit einem anderen in die Kiste. Und nun will sie auch noch alles materielle an sich reißen. Ihr spinnt doch wohl!“ Ohne der Frau am anderen Ende der Leitung die Möglichkeit zu einer Entgegnung zu geben, schrie sie atemlos weiter. „Am Samstag um 10 Uhr kommen wir in die Wohnung, um die Geschenke von Jörgs Familie abzuholen. Wenn Alexandra nicht da ist, passiert was!“ Wütend, aber erleichtert knallte Elvira hochrot im Gesicht den Hörer auf die Gabel.

Der vorsichtig zur Tür hereinschauende Kollege sagte völlig erstaunt: „Warst du das wirklich? Dass du so schreien kannst, hätte ich niemals gedacht.“

Es wirkte. Freiwillig gab Alexandra alle zurückverlangten Geschenke an ihre Ex-Schwiegereltern.

Jörg litt wie ein Hund. Für ihn war die ganze Armeezeit schon ein Horror gewesen und dann auch noch das. Er tat seinen Eltern unendlich leid. Eigentlich hatte Elvi für diese Zeit eine dringende Kur in Rheinsberg genehmigt bekommen, doch sie sagte diese sofort ab. Jetzt konnte sie ihren unglücklichen Jungen einfach nicht allein lassen. Er war von nun ab viel unterwegs, hatte zum Glück liebe Freunde. Der Betrieb, bei dem er wieder arbeitete, stellte ihm für sich allein eine schöne 2-Zimmer-Wohnung zur Verfügung. Jörg verdiente sich damals neben seiner Arbeit viel Geld mit den in Mode gekommenen Schwarztaxifahrten. Gab es aber genau so schnell wieder aus.

Er redete sich seine Sorgen überall von der Seele und hatte in dieser Zeit dauernd neue Freundinnen.

Jörg hatte eigentlich schon seit einiger Zeit den Antrag auf Ausreise in die BRD stellen wollen, doch seine Alexandra war dafür nicht zu haben gewesen. So sagte er sich jetzt, da nach der Scheidung für ihn ein neues Leben beginnen würde, könne es auch im besseren Deutschland sein.

 

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1986-11-17 hh:mm