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Friday, 29. March 2024
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Tagebuch staunistauni
 1957-05-15 hh:mm
Berufswahl

 
Das letzte Halbjahr der achten Mädchenklasse hatte begonnen und Lehrer und Eltern drängten ihre Kinder, sich für einen Beruf zu entscheiden. Die Mädchen nahmen das mit ihren vierzehn Jahren noch gar nicht ernst. Irgendwie konnten sie sich nicht vorstellen, dass bald jede von ihnen ihren eigenen Weg gehen sollte. Elvira machte sich so wie so gar keine Gedanken, hatte sie sich doch dafür entschieden, weiter an der Schule zu bleiben und nach zwei Jahren mit der „Mittleren Reife“ in der Tasche am „Pädagogischen Institut“ ein Studium zur Unterstufenlehrerin aufzunehmen. Ihre Zensuren reichten dafür aus und es hätte eigentlich kein Problem gegeben, wäre der Vater nicht anderer Meinung gewesen. „So eine Ungerechtigkeit!“ wetterte er: „Ich verdiene als Angestellter bedeutend weniger als ein Arbeiter und du sollst kein Stipendium bekommen! Das mache ich nicht mit in diesem Staat! Du lernst einen anständigen Beruf und fertig!“ Da es schon für Hans-Jürgen Probleme wegen seines Berufsstandes gegeben hatte, machte das den Vater furchtbar wütend. Diese Ungerechtigkeit ärgerte ihn dermaßen, dass er sofort beim Schuldirektor Elviras Anmeldung für die Mittelschule zurückholte. Elvi war stocksauer!“

Jetzt schlug ihr der Vater vor, in seinem Betrieb eine kaufmännische Lehre zu beginnen.

Wahrscheinlich war es ihr Trotz, dass sie um keinen Preis in seinen Betrieb in die Lehre gehen wollte. Sie sagte böse:“ Ich will kein „Sesselfurzer“ werden, so wie Du!“ Sie konnte es sich als quirliger Teenager einfach nicht vorstellen, den ganzen Tag still am Schreibtisch zu sitzen. „Was willst du denn dann werden, wir müssen bald die Bewerbungen losschicken?“ Elvi trotzte weiter: „Ich will nichts anderes werden als Lehrerin, das ist mein einziger Wunsch!“ So hatte sie sich das seit frühester Kindheit gedacht. Darauf diktierte Vater ihr zwei Bewerbungen, eine für die Bahn und eine für die Post, die sie unter Tränen schrieb. Zuerst war die Antwort von der Bahn da. Da es ihr wirklich völlig gleichgültig war, unterschrieb Elvira brav einen dreijährigen Lehrvertrag bei der Deutschen Reichsbahn. „Drei Jahre sind keine Ewigkeit! Wenn ich die hinter mir habe, bewerbe ich mich beim Pädagogischen Institut. Ich lasse mir meinen Traum nur wegen 40 Mark Stipendium nicht nehmen!“ so dachte Elvira damals. Aber es sollte ganz anders kommen.

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1957-05-15 hh:mm