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Tagebuch stauni
 1991-06-15 hh:mm
Wurmberg und der erste Samos
Samstag, 15.06.1991
Der Duft nach frischem Kaffee lockte uns bezeiten aus den Federn. Und wieder dieses fürstliche Frühstück. Wir fühlten uns wie Gott in Frankreich!
Heute änderten wir mal wieder spontan unser Tagesprogramm. Eigentlich wollten wir auf den Brocken, den Eberhard noch nie bestiegen hatte, ich war noch vor dem Mauerbau mit meiner Lehrgruppe hier auf Exkursion. -- Doch dann lasen wir ein Schild: “Brockenbahn wegen Reparaturarbeiten vorübergehend gesperrt!“ Ein 10 km langer Fußmarsch kam für meinen Mann wegen seiner Gelenkbeschwerden nicht infrage. So wollte ich ihm dann Wernigerode, Thale, die Roßtrappe und den Hexentanzplatz zeigen. Doch nachdem er die zerfallenen Häuser und die katastrophalen Straßen im Ostharz gesehen hatte, hielt er an. „Wollen wir uns das wirklich antun? Gibt es nicht auch im westlichen Harz Sehenswürdigkeiten?“ „Na gut,“ sagte ich, „im Osten waren wir ja auch wirklich lange genug!“

Gern wäre ich mit der Bergbahn auf den Wurmberg gefahren, doch ich schaffte es nicht, meine Höhenängste zu überwinden. Der Wurmberg im ehemaligen Westteil des Harzes hatte für mich eine bedeutende Erinnerung.
Im Geografieunterricht der Berufsschule hatten wir einen tollen Lehrer, Dr. Wolfgang Dörschel, gehabt. Dieser Lehrer war auch mit bei der schon genannten Exkursion. Ihm habe ich es zu danken, daß ich mich in Gesamtdeutschland so gut auskenne. Unser Lehrplan enthielt weitestgehend nur Lehrstoff über die sozialistischen Länder. Doch dieser kluge Kopf dachte wohl etwas weiter und erwähnte wie ganz nebenbei auch andere Themen im Unterricht, wie z.B. den geplanten Tunnelbau von Dover nach Calais, die großen Alpentunnel, Verkehrsknotenpunkte auch von westdeutschen Großstädten, usw.
Im Harz dann hatte er für uns Schüler einen Platz ausgesucht, von dem aus man den Wurmberg wunderbar sehen konnte. Hier bekamen wir die Aufgabe, diesen Berg in einer Skizzenzeichnung festzuhalten. Die Gedanken, die sich jeder von uns Schülern beim Zeichnen dieses für Ostdeutsche unerreichbaren Berges machte, waren von Herrn Dr. Dörschel absichtlich einkalkuliert gewesen. Danke Dr. Wolfgang Dörschel!



Vorbei am Rehberg und an der Königshütte ging es zurück nach Braunlage. Wir spazierten durch den netten Ort und trafen viele Ostdeutsche. Man konnte sie an den typischen Einkaufsbeuteln erkennen. Auch wir hatten früher immer so einen Beutel dabei. Es konnte ja sein, man „erwischt“ mal etwas „Besonderes“.
Den Abend beschlossen wir heute in einem griechischen Restaurante bei einem erstmals probierten Gläschen Samos, der erst an der frischen Luft eine leichte und sehr fröhliche Wirkung erzeugte.

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1991-06-15 hh:mm