Wer das behauptet, der ist optimistisch. Was macht das schon, daß ich in letzter Zeit nicht optimistisch bin? Ich habe auch allen Grund dazu, denn in meiner Familie geht alles drunter und drüber. In zwei Wochen muß meine Mutter zur Darmspiegelung. Die muß sie auch über sich ergehen lassen, ob sie will oder nicht. Die Darmspiegelung wird aus dem Grund gemacht, weil das sonst mit der Kamera nicht gemacht werden kann. Ohne Spiegelung zahlt die Krankenkasse nämlich nicht. So was nennt man wohl Bürokratie. Man kann sich aber auch anstellen. Aber nun gut. Wenn das eben so vorgegeben ist, dann hat das wohl seine Richtigkeit. Und da solche Sachen auch so wahnsinnig spannend sind und man so was für sein Image braucht, macht man das eben noch mal. Ich frage mich nur, wie lange das noch so gehen soll. Gute Frage, nächste Frage. Und wer an der Stelle glaubt, daß das dann ausgestanden ist, der befindet sich auf dem Holzweg. Im Januar muß meine Mutter wieder zur Blutabnahme und zum Kardiologen. Auch danach kehrt keine Ruhe ein, im Gegenteil. Wenn das vom Tisch ist, sollen die Nieren von meiner Mutter untersucht werden. Bis sie den Termin hat, gehen auch ein paar Wochen ins Land. So stellt man sich das Alter echt nicht vor. Als wenn eine Sache nicht reicht. Es kommt immer wieder was dazu. Es reicht langsam. Aber wem sage ich das? Mein Vater meint, daß alles gut wird. Daß ich seine Meinung nicht teile, ist klar.

Seit über einem Jahr zieht sich die Gesundheit meiner Mutter wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich will den Kopf nicht hängen lassen, aber es klappt nicht. Wenn ich nicht jeden Tag im Büro sitzen würde, dann würde ich komplett am Rad drehen. Wie ich das am Wochenende aushalte, weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was alles passiert, wenn ich zwischen den Jahren zu Hause bin. Mir läuft es noch immer kalt den Rücken runter, wenn ich an letztes Jahr denke. Was an der Stelle nicht heißen muß, daß dieses Jahr so dramatisch endet wie das letzte Jahr, aber man hat auch schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen. Mich nimmt das alles so nimmt, daß ich seit ein paar Tagen unter starkem Schwindel leide. Heute gab es den Grund, was mit mir los ist: ich leide unter Lagerungsschwindel. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, spielen die Nerven in meiner linken Gesichtshälfte verrückt. Das geht jetzt noch drei Tage so weiter und dann hat das ein Ende. Wenn nicht, dann ist das eben so. Ich war ja auch schon lange nicht mehr im Krankenhaus. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, dann wäre ich im nächsten Jahr wieder dran. Man legt sich ja gerne alle zwei Jahre mal mit einer Gesichtsnervenlähmung für fünf Tage auf die Neurologie. Wenn es mehr nicht ist.