...könnte ich auch hauptberuflich machen. Eine Aussage, die zu mir paßt, die aber mein Chef für sich beansprucht. Er hat ab Montag für anderthalb Wochen Urlaub. Er sollte am 19.02. wieder im Büro sein, aber da er am 18.02. aus Reit im Winkel weg fährt und er nicht weiß, wie lange er unterwegs ist, hat er den einen Tag auch mal beantragt. Und selbst wenn er den einen Tag noch frei hat, steht er dann irgendwann doch im Büro. Das ist alles schon da gewesen. Mir soll das ja egal sein. Obwohl ich mich ein wenig geärgert habe. Ich wollte am 17.02. und am 18.02. frei nehmen, aber da war mein Chef schneller als ich. Ich frage mich noch immer, von was er denn urlaubsreif ist. In diesem Jahr hat er genau so lange gearbeitet wie wir und dann fällt ihm ein, daß er Urlaub braucht. Brauchen meine Kollegin oder ich einen freien Tag, dann wird ein Aufstand gemacht. Er bekommt Angst, daß er arbeiten muß. Es gibt Dinge, die gibt es nicht. Was ich an der Sache nicht verstehe, ist die Tatsache, daß er in den Schnee fahren muß. Am Montag kam er nicht zur Arbeit, weil es geschneit hat. Da wird sich darüber aufgeregt, daß man das Wetter nicht richtig vorher sagen kann. Was erwartet er denn? Es ist Februar, da kann es nun mal schneien. Er glaubt auch wahrscheinlich, daß in Reit im Winkel der Frühling ausgebrochen ist und dort wohlige 15 Grad herrschen. Aber mich stört das nicht sonderlich. Wenn ich ehrlich bin - und das muß ich an der Stelle wohl - ist es gar nicht mal so schlecht, wenn er nicht da ist. So herrscht wenigstens ein wenig Ruhe im Büro.

Man kann sich aber auch täuschen, was die Ruhe angeht. Mein Chef hat mir einen Vorgang gegeben, den ich am Montag bearbeiten kann. Ich müßte nur klären, ob das mit Luft- oder mit Seefracht raus geht. Warum kümmert sich sein Vertreter da nicht drum? Und warum kann er den Vorgang nicht einfach mal Ekel Alfred auf den Tisch legen? Ich habe keine Ahnung. Und prompt tauchte die Frage auf, ob ich mich um die ganzen Aufträge für Amerika kümmere. Ganz sicher nicht. Es ist den Leuten wohl noch nicht aufgefallen, daß ich nicht die einzige bin, die Export bearbeitet. Aber den Leuten ist bewußt, daß ich mich sofort  um die Sachen kümmere. Was ein Fehler ist, denn man sollte sich mal daran gewöhnen, daß man nicht immer gleich springt, wenn man mit den Fingern schnippt. Aber genau das wird verlangt. Es wird sich nie was ändern. Wenn man sich aufregt, dann wird alles noch schlimmer. Ich bin mal gespannt, wie die Laune von Ekel Alfred am Montag ist. Wir haben nicht gewußt, daß der Fahrer die Sendung für Spanien mit nimmt, als er die anderen Sachen abholte. Er hätte ja auch einen Ton sagen können. Von ihm kam irgendwann mal der Vorschlag, daß man Zettel in die Körbchen legt, damit er weiß, daß er den Fahrer rüber schickt. Er selbst hat sich nie daran gehalten, von daher darf er sich jetzt nicht wundern. Wenn ich gemein bin, kann ich ihm den Auftrag ja auf den Tisch legen. Mal sehen, wie ich am Montag drauf bin. Ich muß schon wieder ehrlich sein: ich habe keine Lust mehr, mich um alles zu kümmern. Das geht mir alles so auf die Nerven, das kann sich keiner vorstellen. Ich weiß nicht, wie lange das noch gut geht.