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Tagebuch Sommer
2014-05-08 20:04
So krank ist Deutschland

Streß kommt nicht von heute auf morgen. Streß erarbeiten sich die Deutschen von selbst. Ob es das Gebrüll des Chefs, des Babys oder die schreiende Leere im Geldbeutel ist. Streß lauert an jeder Ecke. Er verändert uns nicht nur äußerlich (graue Haare, Falten), sondern auch innerlich. Streß macht krank. Er verändert das Immunsystem, läßt unseren Blutdruck hochschnellen und seelischen Druck aufkeimen. Diese Meldung habe ich heute im Büro gelesen. Erst habe ich das für totalen Blödsinn gehalten, doch wenn ich darüber nachdenke, dann komme ich zu dem Schluß, daß das wie die Faust aufs Auge paßt. Wenn mein Chef mich anbrüllt, brülle ich zurück. Passiert zwar nicht oft, aber wenn es mal vorkommt, dann reden wir für ein paar Stunden nicht miteinander und alles ist wieder gut. Bei den Terrorkids habe ich ganz schnell meine Kopfhörer im Ohr und eine leere Geldbörse ist bei mir sehr selten. Da ist es äußerst treffend, daß all diese Aussagen auf die Firma zutreffen. Immerhin schafft es eine Kollegin, daß man sich über sie ärgert, wenn sie jeden Tag Mails schickt, wenn Sachen das Haus verlassen sollen. So was nervt. Es ist gar nicht so falsch, wenn die Leute sich selber unter Druck setzen. Sie halten sich für wichtig, haben aber kein Verständnis dafür, wenn es an anderen Stellen nicht so rund läuft. Den Streß muß ich mir dann nicht machen. Ekel Alfred macht es auch nicht, denn er kriegt es hin, Sachen liegen zu lassen. Er hält die Jungs dazu an, etwas weniger zu packen, wenn ich Urlaub habe. Von daher ist alles gut.

Ich werde das Gefühl nicht los, daß es mir auf der Arbeit besser geht wie zu Hause. Im Büro könnte ich die Kollegen manchmal an die Wand klatschen, aber das ist normal. Ich glaube, das kennt wohl jeder von sich. Dafür muß ich mir im Büro nicht anhören, daß ich schon wieder am Rechner sitze. Der Spruch kam vorhin von meiner Mutter: ich sitze den ganzen Tag auf der Arbeit am Rechner und muß am Abend auch noch am Rechner sitzen. Na und? Das ist doch wohl meine Sache. Hat meine Mutter nicht irgendwann mal erzählt, daß ich meine Freiräume habe und daß es völlig okay ist, wenn ich nach Feierabend auch noch an den Rechner gehe? Darf ich meine Mutter daran erinnern, daß es noch gar nicht so lange her ist, daß sie den ganzen Abend auf der Couch geschlafen und sich nicht dafür interessiert hat, was hier so abging? Aber das ist ja was völlig anderes. Mein Gott, ich bin doch nun wirklich alt genug, um zu wissen, was ich mache. Ich kann aber auch erst um Mitternacht nach Hause kommen, ein paar Stunden schlafen und dann wieder arbeiten gehen. Ob ihr das lieber wäre, wage ich an der Stelle zu bezweifeln. Ich verbüße doch keine Haftstrafe. Ist doch so. Es dauert nicht mehr lange, da muß ich einen Antrag stellen, wenn ich mir einen Schlafanzug anziehen und danach auf Toilette gehen will. Wenn es jetzt schon so schlimm ist, wie wird es dann erst im Urlaub? Dann habe ich keine Möglichkeit, auszuweichen. Da hockt man auf engstem Raum zusammen und freut sich, wie schön das Leben ist. Und dann soll man ruhig bleiben und so tun, als sei alles im Lack. Ich bin total begeistert. Herz, was willst du mehr? Einfach nichts.

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2014-05-08 20:04