Es ist zwar schon Mittwoch, aber irgendwie zieht sich die Zeit wie Gummi in die Länge. So lange man was zu tun hat, muß man nicht so oft an die ganze Situation denken. Doch irgendwann hat man seine Sachen erledigt und wenn man dann zur Ruhe kommt, geht einem alles auf die Nerven. Da läuft man wie Falschgeld durch die Gegend und hofft, daß das Elend vorbei ist. Es wundert mich, daß ich in der Nacht gut schlafen kann. Wenn ich dann mal raus muß, kommt es vor, daß ich wach liege und mir alles durch den Kopf geht. Ich kann es einfach noch nicht fassen, daß meine Mutter nicht mehr da ist. Das kann ich auch in vier Wochen nicht und es wird wohl auch noch länger dauern, bis ich einigermaßen über die Sache hinweg bin. Es ist gar nicht so verkehrt, daß ich nächsten Montag wieder arbeiten gehe. Diese Woche habe ich mich krank schreiben lassen. Man hätte mit mir nichts anfangen können. Bis heute haben wir echt viele Dinge erledigt. Vorgestern waren wir beim Bestatter. Ganz schlimm. Ich habe gedacht, daß man mit so was noch Zeit hat, aber es kommt ja immer anders. Eigentlich hätten wir gestern den Termin auf dem Friedhof gehabt, um eine Grabstelle auszusuchen, aber der Termin kam nicht zustande. Das haben wir heute gemacht. Eine Grabplatte haben wir auch schon ausgesucht und der Termin für die Urnenbeisetzung haben wir ebenfalls schon. Das wird noch mal so richtig hart. Mein Vater hat die Leute angerufen, die er schon am Freitag über den Tod meiner Mutter informiert hat. Eine Nachbarin kommt wohl auch. Ob R. und B. erst am Freitag nach Hause fahren, steht irgendwie noch nicht fest. R. ist dafür, daß man erst am Freitag wieder fährt. Das fände ich auch besser, denn so kann man noch ein wenig quatschen. Mir geht diese blöde Stille so was von auf die Nerven. Daß man darüber reden muß, ist klar, aber ich weiß nicht, was ich reden soll. Mir fehlen einfach die Worte. Es fällt mir ja schon schwer, mich hier so richtig auszuheulen.