Willkommen auf Tagtt!
Saturday, 20. April 2024
Tagebücher » Sommer » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch Sommer
2015-02-11 20:15
Scherben bringen Glück

Dieser Satz müßte mir erst dann von den Lippen kommen, wenn es der Firma wieder besser geht und niemand mehr um seinen Job Angst haben muß. Nach dem heutigen Tag kann man das in die Tonne hauen, denn es geht wieder die Angst um. Zumindestens ist das bei mir so, als einer der Jungs sagte, daß man sich nun an die Sozialpläne macht. Wenn das schon so weit ist, dann kann es ja nur noch bergab gehen. Man geht durch jede Abteilung und guckt, wo man eingesparen kann. Eine Abteilung ist schon aufgelöst, die Leute werden nun auf andere Abteilungen verteilt. Auch bei mir macht sich Panik breit, denn ich bange um meinen Job. Ich bin zwar schon seit September 2007 dabei, aber so richtig gehöre ich erst seit Mai 2010 dazu. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, mir eines Tages einen neuen Job suchen zu müssen. Ich könnte jetzt schon mit der Suche anfangen, aber dann würde ich mich ärgern, wenn es der Firma wieder besser geht. Also halte ich erst mal die Füße still und harre der Dinge, die da kommen. Mir geht es zwar nicht gut damit, aber im Moment habe ich keine andere Möglichkeit. Wer weiß, vielleicht wird ja alles wieder gut. Es kann sich niemand vorstellen, wie sehr ich mir das wünsche. Ich könnte das nicht ertragen: Bewerbungen schreiben, eine Absage nach der anderen bekommen, weil man mit 40 schon zu alt ist, die Sprüche beim Amt. Hat man einen Job gefunden, geht die Angst direkt weiter, ob man auch die Probezeit besteht. Wenn ja, kriegt man nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Ist zwar nicht schlecht, aber man kann sich doch nicht jedes Jahr einen neuen Job suchen. Wie blöd ist das denn? Das ist blöd, die Erfahrung mußte ich vor ein paar Jahren machen. Es gibt Dinge, in denen steckt man einfach nicht drin. Ich darf mich nicht verrückt machen, denn das bringt gar nichts.

Spinnen wir den Faden an der Stelle mal weiter. Wenn ich meinen Job verliere, weiß ich schon jetzt, was abgeht: ich darf mir anhören, warum ich meinen Job los bin. Weil ich zu oft bei den Jungs gewesen bin und nur gequatscht habe, daß ich über meinen Chef gelästert habe, weil er ständig unterwegs war, daß ich aggressiv bin und mir nichts sagen lasse. Sehe ich so aus, als würde ich immer quatschen? Muß ich es gut finden, wenn man jeden Tag raus laufen muß, weil man Sachen zusammen gepackt hat, die nicht zusammen gepackt werden dürfen? Muß ich es geil finden, wenn ich mir jeden Tag die Fransen abschneiden darf, die mir am Mund wachsen? Ich finde es eben unfair, wenn mein Chef den ganzen Tag durch die Gegend läuft, während der Rest arbeitet. Glaubt mein Vater vielleicht, daß es mir Spaß gemacht hat, daß ich mich im letzten Jahr um alles kümmern mußte, als der Herr Urlaub hatte und Ekel Alfred krank war? Mir war das alles zu viel. Die Gesichtsnervenlähmung war der Beweis dafür. Und was den Rest angeht: ich bin nicht aggressiv und ich lasse mir auch was sagen. Ich muß mir aber auch nicht alles gefallen lassen. Einsehen will das aber keiner. Traurig, aber wahr. Ich bin nun mal kein Kleinkind mehr, mit dem man nach Lust und Laune meckern kann. Ich möchte auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen, ohne daß man mich ansieht, als käme ich vom Mars. So könnte ich noch ewig weiter machen, aber es muß auch mal gut sein. Am Ende kriege ich noch ein Magengeschwür. Die Woche ist fast vorbei und dann habe ich ein lange Wochenende. Das brauche ich auch, denn ich muß einfach mal runter kommen. Nichts hören, nichts sehen und auf andere Gedanken kommen. Wie gut, daß wir am Samstag weg fahren. Es wird garantiert lustig. Wenn es mehr nicht ist, ist alles gut.

Kommentare

Noch keine Kommentare!
Kommentieren


Nur für registrierte User.

Sommer Offline

Mitglied seit: 15.04.2014
49 Jahre, DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2015-02-11 20:15