Dumm nur, daß ich auf beides keine Lust habe, denn so gut geht es mir nicht. Am Mittwoch fing es an. Da habe ich gedacht, daß das nur so eine Phase ist und der Kelch an mir vorüber geht. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So ist das eben immer. Gestern hat es mich so richtig erwischt und ich habe für mich entschieden, doch mal zum Arzt zu gehen. So hatte ich heute eine Krankmeldung. Gut fand ich das zwar nicht, aber ändern konnte ich es auch nicht. Warum soll ich das auch ändern? Andere gehen auch zum Arzt und lassen sich krankschreiben, dann kann ich das wohl auch. Gleiches Recht für alle. Ich muß auch an mich denken und da ist es mir egal, daß mein Chef heute ebenfalls nicht im Büro war. Aber das ist ja nicht schlimm, denn das ist alles kein Hexenwerk. Ekel Alfred war garantiert sauer, aber das ist mir total egal. Das hat man davon, wenn man jeden Tag im Durchzug sitzen muß. Hoffentlich wird man jetzt mal schlauer. Ich glaube zwar nicht dran, aber vielleicht kann man sich jetzt ein wenig beherrschen. Ich werde ja sehen, was mich am Montag erwartet. Meinen Vater hätte ich so erschlagen können. Ich muß eine Bescheinigung zur Krankenkasse schicken und als ich den Umschlag fertig machte, meinte mein Vater, daß ich das Teil am doch auch am Montag abgeben kann. Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig. Glaubt er ernsthaft, daß ich über Saalbach-Hinterglemm fahre, nur um die Bescheinigung bei der Krankenkasse abzugeben? Ich will ja nichts sagen, aber manchmal zweifel ich echt. Mein Vater hört nur das, was er hören will und ich bin es leid, alles zu wiederholen, nur weil mein Vater nicht zuhört. Das kann doch kein Zufall sein. Ich bin es auch selber schuld, wenn ich eine Wolldecke im Mund habe.

Es gibt positive Neuigkeiten. Seit Mittwoch ist meine Mutter wieder zu Hause. Der Witz an der Sache ist, daß alles gar nicht so schlimm ist. Sie hat zwar was am Herzen, aber sie muß nicht operiert werden. Zu dem Ergebnis ist man nach der Katheteruntersuchung gekommen. Das hätte man alles anders haben können. An Silvester hat man das so dringend gemacht und es kam einem so vor, als hätte sie nur noch vier Wochen zu leben und jetzt ist alles im grünen Bereich. Das ist jetzt vielleicht übertrieben, aber es ist eben doch nicht so schlimm, wie sich das am Anfang angehört hat. Nach dem, was der Arzt erzählt hat, konnte einem schon schlecht werden. Wenn man das nach den Untersuchungen erzählt hätte, wäre das was ganz anderes gewesen, aber doch nicht so. Doch das ist mir mittlerweile egal und wir sind alle froh, daß das noch so glimpflich abgegangen ist. Sie muß alle drei Monate zur Blutabnahme und in der kommenden Woche bekommt sie ein paar Aufbauspritzen. Einen Termin beim Kardiologen hat sie auch schon, für September. Doch das ist das kleinere Übel. So freuen wir uns auf den Urlaub im Juli und vielleicht können wir sogar im Februar zur Verwandtschaft fahren. Ach ja, so ist das. Ich finde es gut, daß sie wieder da ist. So komme ich zur Ruhe und muß mich nicht mehr um Dinge kümmern, um die ich mich in der letzten Zeit habe kümmern müssen. Klar, ich habe das gerne gemacht und ich würde das auch jeder Zeit wieder machen, aber für mich war es mehr als genug. Ich setze mich jetzt vor die Flimmerkiste und gucke meine Serien. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. So kann das gehen.