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Tagebuch Sommer
2017-02-23 14:35
Halte durch, es ist bald Freitag

Schon wieder so ein schlauer Spruch, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich mich auf den Freitag freuen soll oder nicht. Mir ist so gar nicht nach Wochenende, nach Arbeit ist mir aber auch nicht wirklich. Es soll ja vorkommen, daß man solche Tage hat, an denen man sich selbst nicht leiden kann, aber es ist sicher nicht normal, daß diese Tage gar nicht mehr enden wollen. Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich mir selbst im Weg stehe. Das Gefühl habe ich nicht erst seit heute, aber ändern kann ich es jetzt auch nicht. Vielleicht geht es mir besser, wenn ich das lange Wochenende genieße. Wobei ich den Montag nicht wirklich genießen kann, denn da habe ich die Besprechung von der MRT-Untersuchung. Bis jetzt habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was dabei raus kommt. Und das ist auch gut so, denn sonst würde ich vermutlich total am Rad drehen. Eine Tatsache, die ich so gar nicht brauchen kann und die genau so überflüssig ist wie Magenschmerzen. Hoffentlich ist alles im grünen Bereich. Ich kann gut darauf verzichten, schon wieder ausfallen. Mir ist ja jetzt schon die Decke auf den Kopf gefallen, die ich krank war. Es wird bestimmt peinlich, wenn sich der Fehlerteufel wieder bei mir einschleicht. Zum einen wäre Ekel Alfred nicht erfreut, wenn er wieder mit meiner Kollegin alleine im Büro ist und zum andern kann man nie wissen, was der neue Eigentümer so vor hat. Ich kann mir vorstellen, daß man sich genau ansieht, wie oft man krank war. Doch dann denke ich mir, daß es Leute gibt, die öfter krank sind wie ich. Aber das heißt nichts, denn man hat ja auch schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen. Es würde mich nicht wundern, wenn da noch was nachkommt. Für mich ist es unsinnig, den Teufel an die Wand zu malen. Wenn man im Oktober 2014 nichts gefunden hat, wird man jetzt bestimmt auch nichts finden. Und wenn doch, muß man eben das Beste draus machen. Jammern hilft mir an der Stelle auch nicht weiter.

Daß sich Ekel Alfred und Chef nicht grün ist, ist ein alter Hut, aber so schlimm wie heute war es noch nie. Daß Ekel Alfred heute um 12.00 Uhr geht, hat mir meine Kollegin gesteckt, ebenso wie die Tatsache, daß er morgen Urlaub hat. Als Ekel Alfred ging, bat er mich, Herrn L. das zu sagen. Chef war nicht begeistert, daß Ekel Alfred ihm das nicht selbst gesagt hat. Können die beiden das nicht untereinander ausmachen? Es sieht nicht danach aus. Daß wir alle unsere Macken haben, versteht sich fast von selbst und daß wir auch nicht jeden Tag gut drauf sind, ist ebenfalls normal. Aber wenn man sich selbst nicht leiden kann, sollte man sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob man sich seinen Mitmenschen noch länger zumuten will. Ich glaube, wenn Chef und Ekel Alfred eine Schiffsreise machen müßten, würden sich die zwei nur das Schlimmste wünschen. Ekel Alfred muß mir ja nicht ein Brötchen ans Ohr texten, aber es wäre toll gewesen, wenn er sich nach meinem Befinden erkundigt hätte, nachdem ich gestern um 10.00 Uhr Feierabend machen mußte, weil ich ganz dringend zum Arzt mußte. Kam da was von ihm? Nein, natürlich nicht. Er wollte wissen, was Chef gesagt hat, weil ein paar Aufträge auf seinem Schreibtisch lagen. Was soll er denn sagen? Ich sehe das so: wenn man wieder gesund ist, kann man auch arbeiten. Ich hatte vorgestern auch keine Schonfrist. Wer haut denn in die Tasten, daß sich die Balken biegen? Wer reißt sich die einfachen Sachen unter den Nagel, damit sich der Herr um die komplizierten Dinge kümmern kann? Wer kümmert sich während der Vertretung noch um die Export, damit die Sachen auch raus gehen? Wenn mich nicht alles täuscht, bin ich das. Deswegen muß mir keiner um den Hals fallen, aber es kann auch nicht sein, daß ich mir sagen lassen muß, daß ich zu wenig mache und ich so wäre wie unser Chef. Wenn ich meinen Kaffee trinke, steht die Tasse auf dem Schreibtisch und ist meistens kalt, wenn ich den ersten Schluck trinke. Aber das macht ja nichts. Wenn ich so blöd bin und mir beide Beine ausreiße, bin ich doch selbst schuld. Ich kriege schon wieder Zustände, wenn ich daran denke.

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