Daß es nicht ganz einfach ist, wenn man mit zwei Leuten im Büro sitzt, versteht sich fast von selbst, aber ich habe nicht damit gerechnet, daß es doch so schlimm ist. Gestern ging es noch, aber der heutige Tag war eine Katastrophe. Ich hatte echt das Gefühl, als tanze ich auf fünf Hochzeiten gleichzeitig. Das ist nicht weiter tragisch, wenn ich mich in aller Ruhe um meine Sachen hätte kümmern können. Es lagen noch Dinge auf meinem Schreibtisch, die Ekel Alfred mir übergegeben hat. Daß man das auch so ganz nebenbei machen muß, ist klar. Selbst morgen habe ich noch genug zu tun. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich morgen all die Sachen bearbeite, die sich heute im Laufe des Tages angesammelt haben. Wenn man das von mir verlangt, der hat den Knall nicht gehört. Irgendwann muß auch mal gut sein. Ich kann ja jetzt kaum richtig gucken, weil mir die Augen brennen. Sagt das nicht alles? Ich finde schon. So wie ich meinen Chef kenne, hat er am Montag nichts anderes zu tun, als von seinem Urlaub zu berichten. Ich gehe davon aus, daß mein Chef mir am Montag ein paar Sachen in die Hand drückt, auf die er selbst so gar keine Lust hat. Dann müßte er ja arbeiten und das geht gar nicht. Es ist ja auch spannender, wenn man den ganzen Tag mit anderen Dingen beschäftigt ist. Wie war das, als Ekel Alfred und ich krank waren? Da war so viel zu tun, daß er meiner Kollegin Sachen geben wollte, damit sie ihn unterstützt. Daß sie selbst genug zu tun hatte, war ihm total latte. Selbst da kann er sich nicht mal zusammenreißen und in die Tasten hauen. Aber wenn man über eine Stunde Kaffee trinken kann und das dann auch noch mit einem Grinsen im Gesicht durch die Gegend posaunt, dem ist nicht mehr zu helfen. Doch als Vorgesetzter hat man scheinbar gewissen Privilegien, die andere eben nicht haben. Es ist nun mal so und fertig. Das Thema wird mich noch so lange begleiten, bis mein Chef 2018 die Flatter macht. Ich kann mich noch oft über dieses Verhalten auslassen, ich stoße damit immer auf taube Ohren. Mit mir kann man das ja machen. Was das angeht, ist alles im grünen Bereich.

Was nicht im grünen Bereich ist, aber zum guten Ton gehört, ist die Tatsache, daß die Jungs wieder vergessen haben, einen Karton zu bekleben. Mir ist das sofort aufgefallen und ich bin dann auch noch so blöd und beklebe den Karton selbst. Sauer wie ich war, habe ich dem Fahrer den Karton zugeworfen und bin wieder ins Büro gegangen. Für die Jungs ist das natürlich ein Grund, uns keinen schönen Feierabend zu wünschen. Was mir an der Stelle völlig egal ist, denn darauf kann ich gut verzichten. Wahrscheinlich kann ich mir morgen einen blöden Spruch anhören, aber auf so was höre ich schon gar nicht mehr. Was erwarten die Hohlroller denn? Daß man denen dafür auch noch über den Kopf streicht? Doch damit ist man bei mir total verkehrt. Ich sollte an der Stelle vielleicht erwähnen, daß die Kerle wirklich alle Freiheiten haben und machen können, was sie wollen. Da ist es bestimmt nicht zu viel verlangt, wenn man seine Sinne auf der Arbeit zusammen hat. Ich kann ja verstehen, daß sich ein Kollege mit den Feiertagen schwer tut, weil seine Frau schon drei Jahre tot ist. Er ist nicht der einzige, der seine Frau verloren hat. Dieses Schicksal haben so viele andere auch und die kommen auch irgendwie damit klar. Man sieht mir das zwar nicht unbedingt an, aber ich habe auch mein Päckchen zu tragen. Ich für meinen Teil kann mich auf meine Arbeit konzentrieren, also kann man das von seinen Mitmenschen auch erwarten. Doch wem sage ich das? Da kann ich mich auch mit meiner Zahnbürste unterhalten. Was bei uns fehlt, ist ein Vorgesetzter, der den Leuten in den Hintern tritt. Und das so heftig, daß man einen Smart drin parken kann. Wie wäre es, wenn man den Leuten bei der nächsten Beurteilung mal Punkte abzieht? Wenn es nämlich ums Geld geht, kennen die Leute noch nicht mal ihre eigene Schwiegermutter. Und wer verzichtet schon gerne auf Geld? Keiner. Solche Sachen liegen nicht in meinem Ermessen.