Wenn ich verreisen könnte, wäre das kein Problem. Im Gegenteil, ich würde am liebsten meine Sachen packen, um das ganze Elend nicht noch weiter erleben zu müssen. Aber Verreisen ist ja momentan nicht. Bei mir scheitert es nur daran, daß ich ab morgen bis zu den Osterferien über Umwege zur Arbeit komme. Ein Freund schrieb per WhatsApp, daß sich die Busse nach dem Samtagsfahrplan richten. Und da am Samstag der Bus nun mal nicht um 5.45 Uhr fährt, bringt mich mein Vater ab morgen in den Nachbarort, damit ich von da aus mit dem Zug weiter komme. So weit, so gut. Somit habe ich schon mal eine Sorge weniger. Aber das ist ja noch nicht alles. Mein Vater muß morgen zum Arzt, wo er noch ein Ergebnis bekommt und ihm dann gesagt wird, wann er ins Krankenhaus muß. Ich hoffe, daß das Ergebnis nicht so schlimm ausfällt und mein Vater auch nur eine Nacht im Krankenhaus bleiben muß. Aber für den einen Tag bleibt mir nun mal keine andere Wahl, als mich nach eben diesem Fahrplan zu richten. Ich hätte nie damit gerechnet, daß das mal so weit kommt. Der Virus soll sich ganz schnell vom Acker machen, denn ein Dauerzustand ist das nicht. Ich könnte mir den ganzen Streß auch sparen, wenn ich Homeoffice machen würde, aber das ist nicht so mein Ding. Ich weiß nicht, ob ich in der Beziehung altmodisch bin, aber ich bin froh, daß ich wenigstens meine unmittelbaren Kollegen sehe. Für mich ist das nämlich ein Stück Normalität. Da finde ich es auch okay, daß ich um 14.30 Uhr Feierabend habe und das tolle Wetter genießen kann. So ist das. Man muß mit dieser Sache nun mal fertig werden, ob man nun will oder nicht. Ich komme mir schon vor wie im Horrorfilm. Von daher hoffe ich, daß der Spuk bald ein Ende hat. Wie heißt das doch so schön? Wir schaffen das.

Apropos schaffen: heute vor einem Jahr ist meine Mutter gestorben. Ein Jahr ist es schon her und mir kommt es manchmal so vor, als war das erst gestern. Aber das war nicht gestern, das ist wirklich und tatsächlich schon ein Jahr her. Daran merkt man mal, wie schnell die Zeit vergeht. Ich denke, bis jetzt haben mein Vater und ich das alles ganz gut hin bekommen und wir bekommen das auch weiter gut hin. Eine andere Wahl haben wir eh nicht. Und wenn mein Vater noch ein paar Jahre fit bleibt, ist alles gut. Mehr will man gar nicht. Bis jetzt geht es ihm auch ganz gut. Was das angeht, können wir auch in den Urlaub fahren, aber da gibt es diesen doofen Virus, der uns bis jetzt einen Strich durch die Rechnung macht. Mein Vater meint, daß wir Ende Mai fahren können, ich habe da so meine Zweifel. Ich freue mich erst, wenn wir die Klamotten packen und fahren können. Augen zu und durch. Irgendwie findet sich immer eine Lösung. Was das angeht, bin ich ein wenig optimistisch, daß alles gut wird. Gerade jetzt, wo sich das Wetter immer mehr bessert und auch meine Laune wieder zur Hochform aufläuft. Ich weiß aber auch, daß ich immer mal wieder einen Tiefpunkt haben werde, wenn ich an meine Mutter denke. Und ich denke noch oft an meine Mutter. Auch wenn sie in der letzten Zeit extrem komisch war, habe ich sie doch gern gehabt. Von daher wird es auch immer wieder passieren, daß mir von jetzt auf gleich die Tränen kommen. So wie gerade jetzt. Das brauche ich auch und das lasse ich mir nicht auch nicht nehmen.