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Tagebuch Sommer
2015-06-02 20:20
Da sind wir dabei

Wenn man einen Brief von der Gemeinde bekommt, denkt man bestimmt nicht daran, daß man ein Ehrenamt aufs Auge gedrückt bekommt. Genau das habe ich jetzt am Bein, die am 13.09. bei der Bürgermeisterwahl als Beisitzerin ernannt wurde. Wer sich dem entzieht, der kann mit einem Bußgeld bis zu 500€ belegt werden. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich am 13.09. um 7.30 Uhr am Wahllokal einzufinden. So ganz paßt mir das nicht, aber ich muß auch nicht unbedingt die Buße zahlen. Dann sitze ich eben den ganzen Tag da rum. Eigentlich ist 7.30 Uhr gar nicht mal so schlecht, aber an einem Sonntag sieht das schon ganz anders aus. Da kann ich nicht den halben Vormittag im Schlafanzug durch die Gegend laufen. Vielleicht habe ich mich bis zu dem Tag an die Uhrzeit gewöhnt und kann es kaum erwarten, daß es endlich los geht. Es kann aber auch ins genaue Gegenteil umschlagen. Möglich ist alles. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre komme. Hätte ich mich freiwillig gemeldet, könnte ich ja verstehen, daß man mich anschreibt, aber das kam echt völlig unerwartet. Wenn ich am Freitag bei der Gemeinde den Zettel abgebe, kann ich ja mal fragen.

Mein Tag war wieder für die Rundablage. Eigentlich wollte ich das gar nicht erwähnen, aber ich mache es trotzdem. Daß ich die Aufträge für die USA an der Backe habe, wußte ich schon gestern und es hat nicht mehr viel gefehlt, bis ich vor lauter Wut in den Schreibtisch gebissen hätte. Irgendwie konnte ich mich beherrschen. Wie ich das geschafft habe, steht in den Sternen. Die Jungs haben mal wieder zwei Sachen vertauscht, aber auch das ist an der Tagesordnung. Ich weiß nicht, was die Jungs für Zeug einwerfen, daß solche Sachen immer wieder passieren. Es ist auch total unnötig, wenn man dem Vorgesetzten das alles erzählt, es ändert sich ja eh nichts. Warum soll ich kleines Licht mich darüber aufregen? Ob ich es im ruhigen Ton versuche oder kurz vor dem Ausbruch stehe, das interessiert doch keinen. Man hat sich noch nicht ganz umgedreht, da haben die Jungs das alles vergessen. Wenn es mehr nicht ist, dann ist alles gut. Den einen Tag, der mir in dieser Woche noch bleibt, kriege ich auch noch um und dann können mich die Leute echt kreuzweise. Es ist schon eine Wohltat, wenn man für vier Tage diese Graupen nicht sehen muß. Ab Montag mache ich drei Wochen Vertretung und dann ist mir egal, wie es mit dem Export weiter geht. Es kann nur schlimmer werden.

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