Ob das auch für mich gilt, glaube ich zwar nicht, aber bis jetzt halte ich mich noch ganz gut. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß ich am Nachmittag zum Arzt gehe. Dabei ist mir jetzt schon klar, worauf dieser Besuch hinaus läuft: der Arzt gibt mir eine Einweisung fürs Krankenhaus, weil der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht. Na toll. Ich weiß nicht, was der Arzt immer mit dem Schlaganfall hat. In den Jahren 2012 und 2014 hatte ich eine Gesichtsnervenlähmung, warum soll das 2016 anders sein? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht weil sich in zwei Jahren so viel ändern kann, was weiß denn ich. Es gibt natürlich schönere Dinge, aber im Gegensatz zum Schlaganfall ist eine Gesichtsnervenlähmung ein Kindergeburtstag. Hätte ich 2012 und 2014 einen Schlaganfall, hätte ich ganz bestimmt nicht laufen können. Ich glaube nicht, daß ich auf dem Gesicht laufe. Das ist mir noch nicht so aufgefallen. Oder vertue ich mich da jetzt? Es ist ja alles möglich. Was macht man denn im Krankenhaus? Nicht viel. Den Blutdruck kann ich zu Hause messen, den Zuckerwert will ich nicht wirklich wissen und die Nervenwasseruntersuchung ist eine Sache, die nicht sein muß. Und das Cortison gibt es bestimmt auch als Tabletten. Die Tabletten gibt es erst, wenn ich entlassen werde und zum Hausarzt muß. Das ist doch eine tolle Logik. Und was vor zwei Jahren gut war, reicht heute für die Rundablage. Warum wehre ich mich eigentlich so, ins Krankenhaus zu gehen? Im Moment ist alles ruhig, von daher brauche ich mir keine Gedanken machen. Okay, der Kollege ist zwar noch krank, aber dafür kann ich ja nichts. Es gibt Dinge, die sucht man sich nicht aus. Was das angeht, hat mein Chef gar keinen Grund zum meckern. Ich bin auch nicht begeistert, wenn die Sache negativ für mich endet, aber was will ich denn machen? Ich lege bestimmt keinen Wert auf so eine bescheuerte Krankheit. Ich bin eigentlich nicht gemein, aber in dem Fall bleibt mir nichts anderes übrig: wenn es nach mir geht, können andere Leute den Rotz kriegen.