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Tagebuch Sommer
2019-10-27 19:00
An die Nieren

Etwas anderes fällt mir nicht ein, wenn es darum geht, daß hier der Wurm drin ist. Meinem Vater ging es am Mittag nicht so gut und ich war schon so weit, den Krankenwagen zu holen. Es war so schlimm, daß wir nicht zum Friedhof fahren wollten, aber von jetzt auf gleich ging es wieder und wir sind doch gefahren. Den ganzen Nachmittag ging es, doch jetzt fangen die Beschwerden wieder an. So langsam kotzt mich das an. Es war schon nicht ganz einfach, daß ich mir immer Sorgen um meine Mutter gemacht habe, jetzt geht es mit meinem Vater weiter. Das ist doch nicht mehr normal. Meinem Vater geht das ja selbst auf die Nerven und er ist schon so weit, daß er noch mal zu seinem Hausarzt geht. Etwas anderes wird ihm wohl nicht übrig bleiben. Wenn mein Vater schon freiwillig geht, dann stimmt das was nicht. Das kann ja alles kein Dauerzustand mehr sein. Wenn es wirklich so ist, daß mein Vater noch mal für ein paar Tage ins Krankenhaus muß, geht er in ein anderes Krankenhaus. In dem Krankenhaus, in dem er im März war, kam man zu keinem beruhigenden Ergebnis. So was will man als Patient auch nicht hören. Und als wäre das nicht genug, geht es mir auch nicht wirklich gut. Sobald ich mich hinlege, dreht sich alles. Will ich aufstehen, muß ich erstmal eine Weile sitzen bleiben, weil sich ebenfalls alles dreht. Das hatte ich vor drei Jahren schon mal. Nur mit dem Unterschied, daß sich alles gedreht hat, wenn ich ganz ruhig im Bett gelegen habe. Wenn das nicht aufhört, sollte ich auch zum Arzt. Ich muß aber erstmal abwarten, was bei meinem Vater raus kommt. Ich will mich ja nicht beklagen, aber das macht alles keinen Spaß mehr. Da denkt man, daß sich alles wieder einrenkt und man sich immer mehr mit der ganzen Situation abfindet, aber so kann man sich täuschen. Kaum läßt eine Sache nach, kommt der nächste Schlag ins Gesicht. Das kann doch alles nicht mehr sein. Ich weiß nicht, wie lange ich das alles noch aushalte. Am liebsten möchte ich meinen Kram packen und die Biege machen. Aber dann wäre mein Vater ganz alleine und das ist auch nicht Sinn und Zweck der Übung. Und dann soll ich alles noch ganz easy sehen. Sorry, aber das kriege ich gerade nicht hin. Es ist schon schlimm genug, daß ich meine Mutter so wahnsinnig vermisse und jetzt mache ich mir noch Sorgen um meinen Vater. Ich kann mir nicht helfen, aber ich kann auch nicht mehr. Muß ich damit rechnen, daß mein Vater irgendwann gar nicht mehr aufwacht? Im Moment sieht es ganz danach aus. Wie pervers ist das eigentlich alles? Im Moment möchte ich mich einfach nur verkriechen und das würde ich auch direkt in die Tat umsetzen, wenn ich nicht ein paar Verpflichtungen hätte. Wie man es macht, macht man es verkehrt.

Kommentare

00:11 28.10.2019
Nicht gleich das Schlimmste befürchten! Daumendrück für eine beruhigende Diagnose!
Good luck!
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2019-10-27 19:00